«Sehr riskant, weil praktisch niemand mehr am Berg war»
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Egloff über Andrews 3. Versuch:«Sehr riskant, weil praktisch niemand mehr am Berg war»

Extrem-Bergsteiger Karl Egloff über seinen abgebrochenen Rekordversuch am Everest
«Ich sah am selben Tag zwei Leichen, das fuhr mir ein»

Karl Egloff wollte als erster Mensch in unter 24 Stunden auf den Mount Everest und wieder zurück. Doch auf knapp 7000 Metern dreht er um: zu viel Wind, zu viele Zweifel – auch wegen zwei Leichen. Nun erzählt Egloff, wie es ihm geht und warum er abgebrochen hat.
Publiziert: 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 14:45 Uhr
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Seit Ende Mai ist Karl Egloff zurück in der Schweiz.
Foto: Christian Merz

Darum gehts

  • Karl Egloff scheitert bei Weltrekordversuch am Mount Everest ohne Sauerstoff
  • Egloff sah zwei Leichen am Berg, er half einem erschöpftem Bergsteiger
  • Der 44-jährige Schweizer kehrte nach 60 Tagen im Himalaya zurück
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas HorniSportredaktor

Als erster Mensch wollte Karl Egloff (44) in unter 24 Stunden vom Basislager auf den Gipfel des Mount Everest und wieder zurück – ohne zusätzlichen Sauerstoff. Doch auf knapp 7000 Metern sagte das Bauchgefühl: Stopp. Nach 60 Tagen im Himalaya kehrte Egloff in die Schweiz zurück, wurde am Flughafen Zürich von seiner Frau und seinem Sohn empfangen und geherzt. Drei Wochen später erholt sich der 44-Jährige noch immer von seinem Weltrekordversuch – physisch wie psychisch.

«Seit ich zu Hause bin, gingen mir viele Dinge durch den Kopf. Ich organisiere nächste Projekte, Vorträge, das ganze restliche Jahr. Erstens das. Zweitens regeneriere ich, schaue, dass ich genug Gipfeli esse und Kaffee trinke», sagt Egloff dem «Tages-Anzeiger». Der Körper habe in der Höhe stark abgebaut, der Schlaf sei heute tief: «Ich weiss manchmal gar nicht, wo ich bin, wenn ich aufwache.»

«Ich sah am gleichen Tag zwei Leichen am Berg»

Mit dem verpassten Weltrekord hadere er nicht gross. «Im Bergsport kann man so wenig beeinflussen. Das Wetter wurde nicht besser, es war die ganze Saison über nicht konstant.» Als er auf rund 7200 Metern ankam, schaute er Richtung Gipfel – und wusste: Das wird nichts. «Ich dachte, dass das nicht gut kommen kann und dass ich es nicht mehr selbst aus der Todeszone schaffen würde.»

Und dann war da noch etwas anderes. «Ich sah am gleichen Tag zwei Leichen am Berg – das fuhr mir ein.» Die Entscheidung zur Umkehr sei so klar gewesen. Auf dem Rückweg half er einem erschöpften Bergsteiger. «Da wurde ich wieder zum Bergführer. Der Entscheid war richtig. Das zeigten mir später auch die Verwehungen, als ich vom Basislager aus nochmals zum Gipfel schaute – es war noch wilder geworden.»

Egloff versteht die Kritik

Mit Egloff kehrte auch das begleitende Kamerateam um. Ebenso Konkurrent Tyler Andrews, mit dem er sich um den Rekord duellierte. Nur: Wenig später stand Andrews plötzlich wieder am Berg – und scheiterte dort ein drittes Mal mit seinem Rekordversuch. «Ich war bereits in Kathmandu, wir sollten ein letztes Interview gemeinsam führen. Doch er kam einfach nicht. Niemand wusste, wo er war. Später hiess es: Er fliegt per Helikopter zurück ins Basislager.»

Die Aktion sorgte für kritische Stimmen – aber auch Egloff selbst stand in der Kritik. In Kommentarspalten und Kolumnen wurde sein Projekt hinterfragt: Speedbergsteigen, Filmproduktion, das Duell mit Andrews – passe das überhaupt zusammen? Egloff zeigt Verständnis. «In meinem Fall ist es eine Geschichte dessen, was ich schon gemacht habe. In meinen Beinen stecken 15 Jahre Erfahrung in diesem Sport. Ich habe nicht zum ersten Mal Steigeisen angelegt.»

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