Zwei Extremsportler nehmen diese Woche den ultimativen Everest-Rekord ins Visier: Der Schweizer Karl Egloff sowie der Amerikaner Tyler Andrews wollen den höchsten Berg der Welt in unter 20 Stunden bezwingen – rauf und runter, ganz ohne Sauerstoff. Es ist ein Zweikampf, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.
Doch mittlerweile ist klar: Der Rekordtraum ist geplatzt. Egloff gibt auf.
Karl Egloff meldet sich vom Basislager aus
Bis zu Camp Eins fühlte sich Karl Egloff laut einer Mitteilung seines Teams noch sehr gut. Doch dann begann es zu schneien, die zunehmende Feuchtigkeit machte ihm zu schaffen, da diese in solchen Höhen sehr gefährlich werden kann. Ausserdem frischte der Wind auf, und der Extrembergsteiger musste eine Entscheidung treffen: «Ich habe mich entschieden, umzukehren – und das war die beste Entscheidung überhaupt. Natürlich war ich am Anfang frustriert, nach all diesem Training und dem Aufwand. Doch wenn es kein gutes Gefühl gibt, dann muss man darauf hören.» Laut seinem Team ist Egloff nun gut gelaunt und wohlbehalten wieder im Basislager angekommen, er sagt: «Es zeigt einmal mehr, dass in dieser Bergwelt das Bauchgefühl entscheidend ist. Der Respekt gegenüber dem Berg ist das Wichtigste.»
Auch der Amerikaner bricht ab
Auch Tyler Andrews musste seinen FKT-Versuch (Fastest Known Time) abbrechen! Sein Expeditionsleiter Dawa Steven, ein Sherpa von Asian Trekking, traf die Entscheidung kurz oberhalb des vierten Camps. «Ich habe ihn oberhalb des Südsattels umgedreht», berichtete Steven gegenüber «ExplorersWeb». «Meine Crew weiter oben meldete extrem starken Wind, also rief ich mein ganzes Team vom Berg.» Andrews kehrte schon zwei Stunden nach Egloff um, hatte bis jetzt aber noch nichts kommuniziert. Somit stellt keiner der beiden sich duellierenden Männer einen neuen Rekord auf. Der einzige Sieger bleibt der Berg.
Gibts heute doch noch einen Weltrekord?
Karl Egloff musste leider aufgeben – unter anderem, weil es ihm ohne Sauerstoff nicht sicher erschien. Doch Tyler Andrews hatte von Beginn an antizipiert, dass er es ohne Sauerstoff nicht schaffen würde, und deshalb entschieden, einem anderen Rekord hinterherzujagen: in 10 Stunden und 56 Minuten vom Basislager auf den Gipfel – jedoch mithilfe von Sauerstoff. Ob er diesen Rekord schaffen wird, ist noch offen, doch zwischendurch sah es gut aus. Nun ist jedoch sein GPS-Tracker ausgefallen, und es gab seit Stunden kein Update. Um den Weltrekord zu brechen, müsste er schon auf dem Gipfel gewesen sein.
Das wars – Egloff muss abbrechen
Der Rekordtraum ist endgültig geplatzt: Karl Egloff wird keinen zweiten Anlauf auf den Everest wagen. Wie sein Team mitteilt, traf Egloff kurz vor dem dritten Camp eine schwierige, aber wohlüberlegte Entscheidung – er fühlte sich nicht mehr sicher genug, um den Aufstieg fortzusetzen. Aufziehendes schlechtes Wetter hatte ihm ein ungutes Gefühl bereitet, auf das er vertraute. Egloff trat daraufhin den Rückzug ins zweite Camp an und hat inzwischen Kontakt zu seiner Familie aufgenommen. Sicherheit geht vor – auch am höchsten Punkt der Welt.
Ende des Rekordtraums? Egloff muss umkehren
Dramatische Wende am Everest: Wie sein Team mitteilt, musste Karl Egloff seinen Rekordversuch unterbrechen und kehrt aktuell ins zweite Camp zurück. Die genauen Gründe für den Rückzug sind noch unklar. Fest steht: Der Traum vom Speed-Rekord auf dem höchsten Berg der Welt wackelt.
Schuhwechsel auf 8000 Metern Höhe
Auf den Rotationstouren, die Egloff unternahm, um sich zu akklimatisieren, stieg er immer wieder vom Basiscamps zu höher gelegenen Camps auf. So hatte er auch die Chance für seinen Weltrekordversuch in den Camps Material zu platzieren. «Mein Plan ist, in Camp 4, auf knapp 8000 Meter Höhe, eine Stunde Pause zu machen: ein bisschen schlafen, vielleicht etwas essen. Wenn ich dieses Essen verdauen kann, könnte das ein Gamechanger sein. In diesem Camp ist wohl auch der richtige Zeitpunkt, die Schuhe und die Socken zu wechseln», sagt er dem Tages-Anzeiger. Denn weiter unten setzt er auf leichte Schuhe, um möglichst schnell voranzukommen. Ab 8000 Meter beginnt jedoch die Todeszone. Da steht Sicherheit an allererster Stelle und Egloff hat darum vor, auf schwereres, sicheres Schuhwerk umzusteigen, um kein Risiko einzugehen.
FCZ-Wimpel am höchsten Punkt der Welt
Was wird Egloff eigentlich machen, sollte er es wirklich bis auf den Gipfel schaffen? Wie zelebriert man einen Weltrekord auf dem höchsten Punkt der Welt? Das weiss wohl niemand so genau, doch eines hat sich der Schweizer vorgenommen: Er will eine FCZ-Fahne in den ewigen Schnee des Mount Everest stecken. Seit der Bergsteiger am 2. November im Letzigrund dem Klubpräsidenten Ancillo Canepa vorgestellt wurde, ist der Zürcher Fussballklub nämlich einer der Hauptsponsor von Egloffs verrückten Vorhaben. Und das nur, weil dieser als Jugendlicher einmal ein Probetraining beim FCZ machte.
Egloffs Tracker ausgefallen
Seit über einer Stunde fehlt jedes GPS-Signal von Karl Egloff – sein Tracker setzte kurz vor Camp 3 aus. Wie Blick jedoch erfuhr, gab es mittlerweile per Funk Kontakt: «Er klingt gut», heisst es aus dem Team. Damit ist fürs Erste Entwarnung gegeben.
Aktuell befindet sich Egloff rund 150 Höhenmeter unterhalb von Camp 3, auf etwa 6900 Metern über Meer. Das Wetter zeigt sich derzeit stabil. Der Schweizer ist weiterhin auf Rekordkurs Richtung Everest-Gipfel.
Seven Summits - drei fehlen noch
Egloffs Speed-Versuch auf dem Mount Everest ist nicht sein erster. Im Gegenteil. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, den höchsten Berg jedes Kontinents zu besteigen. Und er will jedes Mal einen Weltrekord aufstellen. Vier dieser insgesamt sieben Rekorde hat er bereits: am Denali (Nordamerika), am Aconcagua (Südamerika), Elbrus (Europa) und am Kilimandscharo (Afrika). Noch fehlen der Mount Vinson (Antarktis), die Carstensz-Pyramide (Ozeanien) und eben der Mount Everest (Asien). Zur Einordnung: Die durchschnittliche Zeit, um den Kilimandscharo zu besteigen, beträgt fünf bis acht Tage; Karl Egloff benötigte 2014 nur 6 Stunden und 42 Minuten. Eine solche Wahnsinnsleistung ist fast unvorstellbar. Egloff bezeichnete dieses Projekt mehrfach als ein Geschenk an sich selbst und den Abschluss seiner Speed-Climbing-Karriere.
Freunde auf dem Weg zum Gipfel
Jetzt ist klar: Schafft es Egloff bis zu Camp vier, wartet dort ein Freund auf ihn. Suman Gurung ist Bergführer und hat es sich auf ca. 8000 Metern Höhe bequem gemacht, wie er auf Social Media berichtet. Mit Snacks und Tee wartet er geduldig auf die Ankunft des Schweizer Speed-Bergsteigers. Auch sonst gibt Egloffs Team eine Entwarnung durch: Auf dem gesamten Weg seien immer wieder Sherpas, die im Notfall helfen könnten. Es besteht also kein Grund zur Sorge. Der Amerikaner Andrews ist mittlerweile am zweiten Camp vorbei und Egloff somit dicht auf den Fersen.
Egloff ohne Sauerstoff – seine Absicherung fällt aus
Egloff ist schon am ersten Camp vorbei und es steht eine entscheidende Frage im Raum: Hat auch der Schweizer für den Fall der Fälle Sauerstoff dabei? Ursprünglich war geplant gewesen, dass sein guter Bergsteiger-Freund Nicolas Miranda mit ihm nach oben gehen würde und Sauerstoffflaschen im Gepäck hätte. Doch Miranda fällt wegen einer bakteriellen Lungenentzündung aus und bis jetzt ist unklar, ob ein Ersatz für ihn gefunden werden konnte. Was würde das für Egloff bedeuten, wenn sein Konkurrent aus Sicherheitsgründen auf die Challenge verzichtet und er selbst nicht einmal eine Absicherung dabei hätte? Kann er es so überhaupt bis zum Gipfel schaffen?