Darum gehts
- Kanadischer Bergsteiger am Matterhorn sorgt für Aufregung wegen unpassender Ausrüstung
- Mangelnder Respekt vor Bergen und Hüttenpersonal bei manchen Besuchern
- Hörnlihütte bietet Annehmlichkeiten wie warme Duschen und Übernachtung für 150 Franken
Die Stimmung auf der Hörnlihütte ist an diesem Morgen gut, sogar sehr gut. Die letzten Tage war auf der Hütte nicht so viel los. Nach ein paar Schlechtwettertagen zeigt sich jetzt aber die Sonne wieder richtig. Das Hüttenteam und ich freuen uns auf viele Gäste und Bergsteiger. Doch dann wird es ein bisschen komisch – leider.
Grund dafür ist ein kanadischer «Bergsteiger». Der Mann will alleine aufs Matterhorn, doch seine Ausrüstung ist unpassend.
Der Mann hat lediglich Turnschuhe an. Steigeisen und Seil? Fehlanzeige. Nur einen Helm hat er mitgebracht. Edith Lehner (59), Hüttenwartin der Hörnlihütte, kennt so etwas. Und zu oft hat sie schon erleben müssen, wie solche Aktionen tragisch geendet haben. «Der Berg ist frei zugänglich, man kann niemandem verbieten, hinaufzuklettern.» Das Problem sei nur: «Wenn etwas passiert, dann müssen andere damit leben», sagt sie zu mir. Die anderen, das sind Familie, Freunde, Bergretter und die Angestellten der Hütte. «Auch wenn wir versuchen, distanziert zu bleiben, Todesfälle am Berg sind immer schlimm», sagt Lehner zu mir.
Zwei Seiten des Hüttenlebens
Für fünf Tage war ich Praktikant auf der bekanntesten Hütte der Schweiz bei Zermatt VS. Ich habe tolle Menschen getroffen, die mit Leidenschaft und Engagement hier oben arbeiten, die das Hüttenleben und die Berge lieben.
Doch ich wollte auch herausfinden, warum der moderne Alpinismus manchmal kritisiert wird. Ob der Luxus am Berg zu viel geworden ist?
Vorbereitung? Fehlanzeige!
Der Kanadier in Turnschuhen ist derweil nicht der einzige seltsame Alpinist. So erreicht das Hüttenteam an einem Tag eine Mail mit fragwürdigem Inhalt. Ein Familienvater will darin wissen, wie lange es wohl dauern würde, mit seinen Kindern zu Solvayhütte auf 4003 Meter über Meer zu «wandern»!
Wer zur aber Solvayhütte will, der muss bergsteigen! Das kann man überall nachlesen. Ich frage mich, wie man darauf kommt, dort mit Kindern hinzuwollen. Alleine die Frage des Mannes zeugt von einer grossen Unwissenheit über die Gefahr in den Bergen.
Doch es geht noch seltsamer. «Unsere Speisekarte wird immer wieder als Routenplaner für die Matterhornbesteigung genutzt», sagt Hüttenwartin Edith Lehner. Hintergrund: In der Speisekarte findet sich ein Bild des Matterhorns, auf dem auch grob die Route über den Hörnligrat eingezeichnet ist – aber eben nur sehr grob. Das macht mich ratlos, denn die Routenfindung am Matterhorn ist schwer. Wer falsch geht, gerät schnell in Schwierigkeiten. Mein Fazit: Manchen mangelt es an Respekt vor dem Berg, trotz allen modernen Informationsmöglichkeiten.
Der Kanadier in Turnschuhen hat es übrigens zwar nicht auf den Gipfel, aber wenigstens wieder heil nach unten geschafft. Am 12. Juli aber muss die Air Zermatt mehrmals am Matterhorn eingreifen. Bei einem der Einsätze gerät ein Alpinist bereits kurz nach dem Einstieg in Schwierigkeiten. Er wird ins Spital geflogen.
Am selben Tag verunfallt ein weiterer Bergsteiger beim Abstieg vom Matterhorn. Am Nachmittag werden schliesslich zwei erschöpfte Personen, die zur Hörnlihütte gewandert waren, evakuiert.
Warum nur so respektlos?
An Respekt fehlt es bei einigen Bergsteigern und Wanderern nicht nur gegenüber dem Berg. Auch gegenüber dem Personal und den Gepflogenheiten auf einer Hütte lassen es manche an gutem Benehmen fehlen.
Schon im letzten Jahr war ich auf der Hütte, um darüber zu berichten. Dieses Jahr sehe ich die Probleme wieder. Gerade die Toiletten werden beim Personal immer wieder zum Thema. Gewissen Gästen scheint es unmöglich, diese einigermassen sauber zu hinterlassen. Benutztes Toilettenpapier landet auf dem Boden, der Gebrauch einer WC-Bürste scheint manchen fremd. «Das ist schon eklig», sagen die Angestellten immer wieder zu mir.
Blick-Reporter Martin Meul arbeitet für fünf Tage in der Hörnlihütte am Matterhorn.
- Zum Praktikum: «Um 3 Uhr morgens ist die Stimmung aufgeregt bis nervös»
- Zur Hüttenwartin: «Ich bin nicht die Mama des Matterhorns»
- Zu den Besuchern: «Darauf erst einmal ein Bier, cheers!»
- Zum Hüttenteam: «Hier oben kommen existenzielle Fragen auf»
- Zu Schattenseiten: Fehlender Respekt vor dem Berg und den Menschen
Blick-Reporter Martin Meul arbeitet für fünf Tage in der Hörnlihütte am Matterhorn.
- Zum Praktikum: «Um 3 Uhr morgens ist die Stimmung aufgeregt bis nervös»
- Zur Hüttenwartin: «Ich bin nicht die Mama des Matterhorns»
- Zu den Besuchern: «Darauf erst einmal ein Bier, cheers!»
- Zum Hüttenteam: «Hier oben kommen existenzielle Fragen auf»
- Zu Schattenseiten: Fehlender Respekt vor dem Berg und den Menschen
Ich frage mich während meiner Zeit auf der Hütte, wie man so hoch in den Bergen so rücksichtslos sein kann. Von der Idee, dass Alpinisten und Wanderer ein besonders nobler Schlag von Menschen seien, habe ich etwas Abstand genommen. Leider, denn bislang hatte ich immer noch die Hoffnung, dass am Berg noch andere Regeln gelten als unten im Tal.
Ein Hotel und doch nicht
Vielleicht ist aber auch das Problem, dass die Grenzen zwischen Berg und Tal immer mehr verwischen. Die Hörnlihütte bietet so viele Annehmlichkeiten, wie warme Duschen und gemütliche Zimmer, dass auch ich tatsächlich manchmal vergesse, dass ich nicht im Hotel in Zermatt bin.
Auch die Küche trägt dazu bei. So toll das Essen ist, es führt auch zu einer für mich etwas verzerrten Anspruchshaltung. «Der Standard vom Tal wird auch hier oben gefordert. Bei der Reservation fragen wir deshalb nach Allergien, Unverträglichkeiten und Essensvorlieben», erklärt mir die Hüttenwartin.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen machen auch vor den höchsten Aussenposten in den Schweizer Bergen nicht halt. Ob man das nun gut findet oder nicht. Klar ist trotzdem: In der Hörnlihütte treffen sich die Extreme – die rohe Schönheit der Berge und allzu menschliche Probleme.
Für die Sommerserie «Blick auf der Hörnlihütte» hat Reporter Martin Meul fünf Tage am Berg verbracht. Dies ist der Abschluss der Serie.
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