Darum gehts
- Journalist macht Praktikum auf Hörnlihütte am Matterhorn und berichtet über Erfahrungen
- Hüttenalltag: frühes Aufstehen, Kartoffeln schälen, Geschirr spülen und viel putzen
- Über 90 Bergsteiger wollen das Matterhorn besteigen
Der Wecker klingelt um 3 Uhr früh. Geschlafen habe ich gerade einmal vier Stunden. Doch liegen bleiben geht nicht. Auf der Hörnlihütte am Fuss des Matterhorns beginnen die Tage früh.
Also Arbeitskleidung anziehen und raus auf den Gang. Hier ist schon mächtig Betrieb. Bergsteiger sitzen herum, ziehen ihre Schuhe an, packen Rucksäcke. Die Stimmung: aufgeregt bis nervös.
Sturm auf den Berg
Im Erdgeschoss der Hörnlihütte herrscht noch mehr Betrieb. Über 90 Bergsteiger mit ihren Führern wollen heute das Matterhorn besteigen. Das Frühstück dauert nur wenige Minuten. Dann reihen sich die Alpinisten vor der Tür ein, es wird die Ausrüstung gecheckt, sich angeseilt.
Hinaus in die Nacht darf aber noch keiner. Hüttenwart Martin Lehner (56) muss einige Bergsteiger zur Ordnung rufen. «Es braucht Regeln, sonst bricht das Chaos aus», sagt Lehner zu mir. Eine dieser Regeln: Die ortskundigen Bergführer dürfen mit ihren Kunden als Erste an den Berg. Sie kennen die Route, sollen nicht von unerfahrenen Bergsteigern aufgehalten werden.
Mich fasziniert das Treiben zur frühen Stunde, es erinnert mich an meine eigenen Besteigungen von 4000ern. Doch so einen geregelten Aufbruch habe ich noch nie erlebt. Die Hörnlihütte ist halt nicht irgendeine Hütte, sondern das Tor zum Matterhorn, dem bekanntesten Berg der Welt. Um 3.50 Uhr gehen die Türen auf, die Bergsteiger treten in die Nacht hinaus. Nach ein paar Minuten sehe ich die ersten Lichtkegel der Stirnlampen auf dem Hörnligrat tanzen. Der Sturm auf den Berg hat begonnen.
Einmal auf der Hütte arbeiten
Als Gast war ich schon auf vielen Hütten in der Schweiz. Auf einer mitgearbeitet habe ich aber noch nie.
Aus diesem Grund bin ich auf die Hörnlihütte gekommen. Meine Mission: ein Praktikum auf 3260 Metern über Meer. Ich will nicht nur über die Hörnlihütte, das Hüttenteam und die Bergsteiger schreiben – ich will selbst mit anpacken.
Der pure Luxus
Eines ist klar: Wer auf einer Hütte arbeitet, hat einen speziellen Arbeitsweg. Denn man geht lange bis zu seinem Arbeitsplatz. Auch ich wandere zur Hörnlihütte. Gut zwei Stunden dauert der Aufstieg, 800 Höhenmeter gilt es zu überwinden.
Ich komme deshalb ziemlich verschwitzt an. Und gleich zeigt mir die Hörnlihütte, dass sie keine «gewöhnliche» Hütte ist. Denn obwohl wir auf 3260 Metern über Meer sind, fehlt es hier an kaum etwas. Heisst: Für mich gibt es eine warme Dusche, der pure Luxus.
Auch mein Schlafplatz kann sich sehen lassen. Ein Dreierzimmer mit einer bequemen Matratze, Daunendecke und Kopfkissen. Bei mir kommen Hotel-Eindrücke auf. Damit bin ich nicht allein. «Viele denken, sie seien im Hotel – mit WLAN, warmem Wasser, Duschen, Dreigangmenü», sagt Hüttenwartin Edith Lehner (59). Die Kehrseite: Die Erwartungen der Gäste schiessen in die Höhe. Dafür, dass es auf einer Hütte nicht alles gibt, fehlt zunehmend das Verständnis.
Spülen im Akkord
Apropos Dreigangmenü – gleich am ersten Abend bin ich schon im Serviceteam der Hütte dabei. Suppe, Hauptgang, Dessert wollen serviert werden. Zum Glück hält sich der Stress in Grenzen. Weil das Wetter schlecht ist, sind nur wenige Übernachtungsgäste auf der Hütte. Gut 30 Personen gilt es zu bedienen.
Zu tun gibt es trotzdem genug. Auf der Hörnlihütte wird frisch gekocht. Eine meiner Hauptaufgaben in den kommenden Tagen: Kartoffeln und Gemüse schälen. Stundenlang. «Das hört nie auf», sagt Antonia Danzenbächer (20), die ebenfalls gerade den Sparschäler schwingt.
An einem Abend ist die Hütte dann fast voll. 115 Übernachtungsgäste sind da, 91 von ihnen sind jene Bergsteiger und Bergführer, die am Morgen den Berg besteigen werden. Der Rest sind Wanderer.
Statt im Service bin ich dann in der Spülküche tätig. Es geht ziemlich zur Sache, das Geschirr muss vorgewaschen werden, dann landet es im Profi-Geschirrspüler. Akkordarbeit in luftigen Höhen. Auch im Abendservice muss es schnell gehen, denn die 115 Gäste wollen zeitig ins Bett.
Putzen, putzen, putzen
Der Vormittag gehört auf der Hörnlihütte jeweils dem Staubsauger und dem Putzlappen. «Sauberkeit ist mir sehr wichtig, sie ist für mich ein Zeichen von Qualität», sagt Hüttenwartin Lehner.
Deshalb muss jeden Tag geputzt werden, viele Menschen machen nun einmal Dreck. Und leider manchmal mehr als nötig. Gerade die Toiletten werden von einigen Gästen in fragwürdigem Zustand, sprich ziemlich verdreckt, hinterlassen.
Edith Lehner sagt: «Wir zahlen faire Löhne, aber wir verlangen auch etwas: Einsatz, Belastbarkeit, Teamgeist. Und nein, reich wird man hier oben nicht.»
Das stimmt, dafür bietet der Hüttenjob etwas, was kaum ein anderer kann: eine traumhafte Aussicht auf das Matterhorn und die Walliser Bergwelt. Schwierig, das in Zahlen aufzurechnen. So gesehen ist die Arbeit hier ein Traumjob. Doch ich muss auch lernen, dass es einige kritische Punkte gibt.
Blick-Reporter Martin Meul arbeitet für fünf Tage auf der Hörnlihütte. Lies im nächsten Teil, mit welchen Herausforderungen die Hüttenwartin zu kämpfen hat.
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