Darum gehts
- Vincent Kriechmayr spricht von einem möglichen Karriereende nach der nächsten Saison
- Sein grosses Ziel ist die dritte Teilnahme an Olympischen Spielen
- Dass er kurz nach einem schweren Sturz wieder starten wollte, bezeichnet er als bescheuert
Mitte Januar erlebt Vincent Kriechmayr (33) am Lauberhorn eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Im Super-G verhindert der Österreicher als Zweiter zwischen Franjo von Allmen (24) und Stefan Rogentin (31) den Schweizer Doppelsieg. 24 Stunden später sorgt er in der Abfahrt für einen Schreckmoment. Bei der Einfahrt ins Ziel-S stürzt er heftig. Den Zielraum verlässt Kriechmayr stark humpelnd. Abklärungen ergeben eine starke Zerrung des Innenbandes im rechten Knie.
Trotzdem will er nur sechs Tage später beim Super-G in Kitzbühel (Ö) wieder an den Start gehen. Zumindest ist das sein Plan. Am Ende verzichtet Kriechmayr doch auf das Rennen. Rückblickend kann der Doppel-Weltmeister von 2021 (Abfahrt und Super-G) über sein Vorhaben nur den Kopf schütteln. «Das war ein Wahnsinn, komplett bescheuert», sagt er gegenüber der «Kleine Zeitung». «Ich habe am Vormittag eine Kniebeuge geschafft und dachte, dann wird es wohl gehen.»
Ein Start wäre nicht nur naiv, sondern auch extrem gefährlich gewesen, so Kriechmayr. Er habe in seiner Karriere schon manch brenzlige Situation erlebt und sei schon oft im Netz gelegen. Voll ans Limit zu gehen, sei nicht mehr so einfach wie in den Anfängen seiner Karriere.
«Hätte gerne noch mehr gewonnen»
Er gehört zu den arriviertesten Athleten im Weltcup. Sein erstes Rennen auf dieser Stufe bestritt Kriechmayr im Dezember 2010. Folgt schon bald sein letztes? «Die Tendenz ist dahingehend», deutet er ein Karriereende nach der kommenden Saison an. Und ergänzt: «Aber wer weiss?» Zunächst gilt sein Fokus dem Schneetraining in Zermatt VS, welches er und seine Teamkollegen dieser Tage aufnehmen. Im Hinterkopf hat er dabei auch das Saison-Highlight: die Olympischen Spiele in Mailand und Cortina (It).
Sich dafür zu qualifizieren, nennt Kriechmayr als Ziel. Es wären seine dritten Spiele – allerdings die ersten in Europa. Während er zuletzt mit Abfahrtssilber seine fünfte WM-Medaille gewann, hat er olympisches Edelmetall noch nicht in seiner Sammlung. Mit den Rängen 5 und 6 (Super-G) sowie 7 und 8 (Abfahrt) hat jeweils nicht viel gefehlt.
Klappts im Februar, wäre es zweifellos die Krönung einer Karriere, die der 18-fache Sieger eines Weltcuprennens als schön bezeichnet. Auch wenn er sagt: «Ich hätte gerne noch mehr gewonnen.» Und er ergänzt: «Das würde wohl jeder sagen, wenn er aufhört – ausser vielleicht Marcel Hirscher.»