«Kann man ad acta legen»
ÖSV schmettert harsche Kritik von Ski-Schwestern ab

Sie waren Österreichs Zukunftshoffnungen, nun beenden sie in jungen Jahren ihre Karrieren: Amanda und Angelina Salzgeber. Sie sprechen über ihre Beweggründe und halten nicht mit Kritik gegen den Verband und Cheftrainer Roland Assinger zurück. Der ÖSV reagiert darauf.
Publiziert: 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 11:41 Uhr
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Amanda (l.) und Angelina Salzgeber haben ihre Ski-Karrieren beendet.
Foto: Instagram/amanda.salzgeber

Darum gehts

  • Österreichische Ski-Schwestern Amanda und Angelina Salzgeber verkünden überraschend ihren Rücktritt
  • Kritik am ÖSV: Mangelnde Talentförderung und problematischer Umgang mit Athletinnen
  • Sie sind die Töchter von Olympiasiegerin Anita Wachter und Vizeweltmeister Rainer Salzgeber
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ramona BieriRedaktorin Sport

Die Ski-Nation Österreich verliert auf einen Schlag zwei Zukunftshoffnungen. Kurz nacheinander verkünden die Schwestern Amanda (23) und Angelina Salzgeber (21) ihren Rücktritt. Die Töchter von Kombi-Olympiasiegerin Anita Wachter (58) und Riesenslalom-Vizeweltmeister Rainer Salzgeber (58) gehen ohne Weltcupeinsatz.

«Das bricht mir das Herz», schreibt Angelina Salzgeber auf Instagram. Sie habe als kleines Mädchen davon geträumt, wie ihre Eltern Erfolge zu feiern. Auch ihre Schwester schreibt davon, dass der Entscheid nicht leicht gefallen sei und sehr weh tue.

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Gegenüber der «Krone» sprechen die Schwestern über ihre Beweggründe. Und halten nicht mit Kritik gegenüber Österreichs Skiverband zurück. Angelina Salzgeber konnte letzte Saison wegen Steissbeinproblemen nur mit Schmerzmitteln fahren, wollte aber mit dem Verletztenstatus «nicht schon wieder eine Saison versauen». Obwohl dieser ihr den Kaderplatz gesichert hätte. Rückblickend ein Fehler.

Zwar sicherten ihr die Trainer zunächst den Platz zu, doch dann äusserte sie sich in einem vertraulichen Online-Meeting der Kaderfahrerinnen zum in der Kritik stehenden Cheftrainer Roland Assinger (52). Wie er mit ihr spreche und dass er sie von oben herab behandle, passe ihr nicht, so Salzgeber. Einige Tage später bat er sie zum Gespräch und teilte ihr den Rauswurf mit. Sie vermutet, die Aussagen wurden nach aussen getragen und hätten zur Kehrtwende geführt.

Kritik an Umgang mit Athletinnen

Anders siehts bei ihrer Schwester aus. Amanda Salzgeber riss sich im Dezember das Kreuzband, hatte ihren Kaderstatus eigentlich auf sicher. Und geht nun trotzdem. Weil es für sie mit allen Vorkommnissen nicht mehr stimmt. Sie erklärte Assinger, «dass es auch an der Art und Weise liegt, wie man mit Läuferinnen umgeht». Seine Reaktion: Andere Fahrerinnen aus ihrer Gruppe würden FIS-Rennen gewinnen. «Das zeigt mir ganz einfach, wie er mich und mein Potenzial einschätzt», sagt sie zur «Krone».

Dabei gewann sie an den olympischen Jugendspielen 2020 Gold (Kombi) und zweimal Bronze (Riesenslalom und Team). Und liess heute Weltcup-erprobte Fahrerinnen wie Delia Durrer (22, Sz) oder Lauren Macuga (23, USA) hinter sich. «Mir kommt vor, dass sich der ÖSV schwertut, Talente zu erkennen und sie zu entwickeln. Das war bei Macuga und Durrer anders», sagt sie.

ÖSV reagiert auf die Kritik

Der ÖSV lässt die Kritik nicht auf sich sitzen. Sportdirektor Mario Stecher (48) äussert sich gegenüber der österreichischen Presseagentur APA dazu. Er nehme das Ganze zur Kenntnis, aber «es sind einige Rücktritte passiert, ob das direkt mit der Person Assinger zu tun hat – ich wage es zu bezweifeln». Auch könne er sich nicht vorstellen, dass Infos aus der vertraulichen Sitzung nach aussen getragen wurden. Aber der Prozess, um die Kultur innerhalb des Verbandes zu verbessern, sei am Laufen. Dieser werde mit Assinger weitergeführt.

Stecher wehrt sich auch dagegen, dass man in Österreich ein generelles Problem im Umgang mit seinen Athletinnen und Athleten habe. «Das kann man ad acta legen, wenn man sieht, wie es im Skispringen läuft, wie es in der Nordischen Kombination läuft. Wenn man da nicht wertgeschätzt wird, dann weiss ich nicht mehr», sagt er.

Eltern befürworten Rücktritt

Am Rücktritt der beiden Schwestern werden die Aussagen und möglichen Anpassungen im Verband wohl nichts mehr ändern. Sie haben diesen Schritt vorab mit ihren Eltern besprochen. Diese hätten mitbekommen, wie ihnen die ganze Situation zusetzt. 

«Sie sehen auch, wie der Verband agiert, und darum sind sie froh, dass wir mit Menschen wie Roland Assinger nichts mehr zu tun haben», meint Angelina Salzgeber. Und ihre Schwester fügt an: «Ehrlich gesagt sind wir froh, dass wir aus diesem System draussen sind.»

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