Darum gehts
- Ex-Skirennfahrer Joël Chenal von sieben Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt
- Chenal soll über soziale Medien Kontakt aufgenommen und explizite Nachrichten gesendet haben
- Vorfälle ereigneten sich über mehr als ein Jahrzehnt, als Betroffene minderjährig waren
Ungemach für Joël Chenal (51). Wie die französische Zeitung «Le Monde» berichtet, wird der Vize-Olympiasieger im Riesenslalom von 2006 mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Sieben Frauen beschuldigen ihn der sexuellen Belästigung – zu einem Zeitpunkt, als sie noch minderjährig waren. Chenal, der nach seinem Karriereende Trainer wurde, soll dies über mehr als ein Jahrzehnt hinweg getan haben.
Gemäss «Le Monde» beinhalten die Vorwürfe alle ein ähnliches Muster. Zunächst habe Chenal über soziale Medien Kontakt aufgenommen und dann explizit sexuelle Nachrichten geschickt oder um intime Fotos gebeten. Eine Frau, die zum Zeitpunkt der Vorfälle 13 Jahre alt war, berichtet: «Eines Tages, nach vielen völlig unangemessenen Nachrichten, bat er mich, zu ihm nach Hause zu kommen und für ihn leicht bekleidet zu posieren. Er machte Fotos.» Das Ganze ereignete sich 2005.
Chenal selbst räumt sexuelle Gespräche ein, bestreitet aber, je «daran gedacht zu haben, die jungen Mädchen zu besuchen oder sich ihnen gegenüber in irgendeiner Weise unangemessen zu verhalten».
«Hätten durchgreifen müssen»
Besonders brisant: Der französische Skiverband FFS soll bereits 2009 von den Vorwürfen erfahren haben. Demnach soll es damals eine Untersuchung gegeben haben, die eingestellt wurde. Sechs Jahre später führte eine weitere Anzeige zu einer Verwarnung Chenals. Auf seinen Trainerjob bei den französischen Ski-Frauen, die er von 2013 bis 2017 betreute, hatte dies keinen Einfluss.
Der ehemalige FFS-Präsident Michel Vion gesteht rückblickend: «Unser Fehler war es, uns auf die Ergebnisse der Gendarmerie-Untersuchung zu verlassen. Wir hätten reaktiver und durchgreifender sein müssen.» Gleichzeitig betont der FFS, dass die Vorfälle in eine Zeit fielen, als es noch nicht die gleichen Präventions- und Schutzmassnahmen gegen Gewalt im Sport gab wie heute.
Chenal indess verliess den Verband 2017 ohne Disziplinarmassnahmen. 2022 gründete er seine eigene Trainingseinrichtung. Auch in dieser betreut er Minderjährige.