«So wird Laras Karriere nicht enden»
Ski-Legende Russi rechnet mit Gut-Behramis Comeback

Die Verletzung von Lara Gut-Behrami ist nun offiziell. Offen bleibt, ob die Tessinerin ihre aussergewöhnliche Karriere nun doch bis 2027 verlängert. Blick-Kolumnist Bernhard Russi schreibt, dass er davon überzeugt ist.
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Zwei der ganz Grossen im Schweizer Skisport: 2013 treffen sich Lara Gut-Behrami und Bernhard Russi auf dem Gemsstock. Der Blick-Kolumnist ist überzeugt, dass die Tessinerin ihre Karriere noch nicht beendet.
Foto: Blick
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Bernhard RussiBlick-Kolumnist

Nein, auf keinen Fall auf diese Weise! So darf die grosse Karriere von Lara Gut-Behrami nicht enden. Ein Ende durch die Hintertür eines Spitals? Das ist nicht im Sinne von ihr selber und schon gar nicht im Sinne aller Skifans in der Schweiz.

Die gute Nachricht für die Ski-Schweiz: So wird ihre Karriere auch nicht enden. «Diese Verletzung ist kein Weltuntergang. Es gibt Schlimmeres», sagt sie selbst. Danke Lara, dass du das auch selber so formulierst.

Gut-Behrami braucht nach der OP die Reha, um wieder gesund und fit zu werden. Völlig unabhängig von der Frage, ob die Karriere weitergeht. Denn sowohl für den Skirennsport als auch fürs Familienleben, das Knie muss sowieso perfekt funktionieren.

Rivalin Brignone kämpft mit 35 Jahren um die Rückkehr

Viele grosse Namen kamen oder kommen nach Verletzungen oder Krankheiten stärker zurück. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich Lara auch in diese Reihe einfügt.

Ein Knie der Nation hatten wir schon mal. Vor 40 Jahren kämpfte sich Pirmin Zurbriggen von seiner Knieverletzung zurück und gewann wieder Rennen.

Wir müssen aber nicht so weit zurückblicken. Gut-Behramis Rivalin Federica Brignone ist diese Woche auf die Ski zurückgekehrt. Natürlich steht sie noch nicht vor dem Comeback. Aber Brignone ist ein Jahr älter als Lara und macht eine Reha, die sie in den Sport zurückbringen soll.

Das Alter ist relativ. Es gibt auch Marcel Hirscher, der mit 36 Jahren am zweiten Comeback arbeitet. Von Lindsey Vonn ganz zu schweigen. Sie hatte richtig schwere Verletzungen, die sie zum ersten Rücktritt bewegten. Sie machte Pause und kehrte dann, körperlich wieder auf dem Damm, tatsächlich auf höchstem Niveau zurück. Vonn holte als 40-Jährige einen Weltcup-Podestplatz – Lara ist erst 34-jährig.

Was Gut-Behrami so beispiellos auf der Piste macht

Aber sie wird das tun, was für sie am besten ist. Sie muss nichts mehr beweisen und hat alles erreicht. Was, wenn Gut-Behrami doch nicht mehr fährt? Sie würde uns und dem Skisport fehlen. Als Person mit ihren Ecken und Kanten ist sie eine einmalige Erscheinung, als Charakterkopf ist sie unersetzbar.

Aber vor allem auch auf der Piste: Technisch ist Gut-Behrami die beste Skifahrerin, sie kann alles in Perfektion. Sie kann engste Radien sauber carven, sie ist die beste Springerin auf den Abfahrtspisten, ihr Gefühl beim Gleiten ist beispiellos.

Was ebenso unerreicht ist: der «Lara-Drift», dieses Streicheln der pickelharten Piste. Wie man mit messerscharfen Kanten mit dem vereisten Schnee derart gefühlvoll flirten kann, hat mich bei Lara immer fasziniert. Man sagte ihr oft: Wenn du weniger driftest, hättest du mehr Rennen gewonnen.

Aber bei Laras Drift gings nicht um vielleicht verlorene Hundertstelsekunden, es ging um mehr. Es ging um eine Symbiose zwischen Ski und Schnee, Skifahren als Ästhetik. Doch die Vergangenheitsform können wir uns sparen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir Lara wieder driften sehen werden. Denn so darf ihre Karriere einfach nicht enden.

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