Darum gehts
- Lara Gut-Behrami erleidet schwere Knieverletzung. Comeback-Entscheidung bleibt offen
- Beat Tschuor betont Gut-Behramis Vorbildfunktion und Professionalität im Team
- Reha-Prozess nach Kreuzbandriss dauert sechs bis neun Monate
Die Diagnose trifft am Donnerstagmorgen ein: Lara Gut-Behrami (34) hat sich bei einem Trainingssturz in den USA das Kreuzband, das Innenband und den Meniskus im linken Knie gerissen. Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Hiobsbotschaft und vor seiner Abreise an die Übersee-Rennen gibt Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor (57) ausgewählten Medienvertretern in einem Call Auskunft über die Situation seiner Athletin und die Auswirkungen auf das gesamte Team.
Wie war der Austausch mit Lara?
Beat Tschuor: Letztmals habe ich nach ihrer Landung in Mailand mit ihr telefoniert. Sie wirkte sehr gefasst. Lara hat die Situation angenommen.
Wie gross ist die Chance auf ein Comeback?
Wichtig ist, dass sie gesund wird. Sie wird eine normale Reha als Athletin machen und volle Betreuung geniessen. Der Rest ist ein privater Entscheid.
Was bedeutet ihr Ausfall?
Beim Team in Copper Mountain herrschte ein gewisser Schockzustand. Das geht nicht spurlos an den anderen Athletinnen vorbei. Lara ist eine Leaderfigur, sie hat eine Vorbildfunktion. Lara wird massiv fehlen, klar. An die Punkte denke ich dabei aber nicht, das ist sekundär.
Ihr ehemaliger Arzt, Olivier Siegrist, sagte schon am Freitag genau diese Verletzungen voraus. Was nervt Sie daran, wie das gelaufen ist?
Nichts. Wir von Swiss-Ski waren sehr transparent bei der Kommunikation – in Absprache mit Lara. Um eine genaue Diagnose zu haben, musste sie in der Schweiz untersucht werden. Das ist geschehen.
Wie sehen Ihre Gefühle aus?
Der Sport kann gnadenlos sein. Das Risiko begleitet uns immer. Leider ist das «Daily Business». Nun müssen wir das hinter uns lassen, positiv sein und natürlich Lara in dieser schwierigen Phase gut begleiten.
Sind Sie erleichtert, dass Gut-Behrami ihre Zukunft offenlässt?
Wie sie entscheiden wird, ist ihre Sache. Aber dass die Türe offenbleibt, ist sehr positiv – ich sehe ein Comeback als valable Möglichkeit.
Wäre es nicht möglich gewesen, das Knie konservativ zu behandeln?
Spannende Frage, aber an den Falschen gestellt. Ich bin für den Sport zuständig.
Sind Sie überrascht, dass Gut-Behrami keinen Schlussstrich gezogen hat?
Nein, keine Sekunde. Wer ihr Mindset kennt, weiss, dass sie den Blick nach vorne richtet. Sie wollte ihre Karriere gesund beenden. Das wird eine zusätzliche Herausforderung. Was danach kommt, werden wir sehen.
Wann und von wem wird sie operiert werden?
Darüber bin ich nicht befugt, Auskunft zu geben.
Ist die Heim-WM 2027 ein doppeltes Geschenk, weil Gut-Behrami dadurch eher weitermachen wird?
Mal schauen. Ich bin schon mit einem einfachen Geschenk zufrieden.
Inwiefern konnten andere Athletinnen im Team von Gut-Behrami profitieren?
Prägnant war ihre hohe Professionalität. Sie ist eine Athletin, die viel fordert – aber die jungen Fahrerinnen konnten extrem profitieren.
Nun müssen die anderen Schweizerinnen umso mehr liefern. Was werden Sie ihnen sagen?
Wichtig ist, Positivität reinzubringen. Ich werde sie stärken. Wir haben erfahrene, gute Athletinnen. Da habe ich keine Bedenken.
Wie sieht Gut-Behramis Zeitplan aus?
Nach der Operation beginnt der normale Reha-Prozess. Ein Kreuzbandriss dauert sechs Monate, bis er verheilt ist. Mit den anderen Verletzungen vielleicht bis zu neun Monate. Es wird ein normaler Ablauf sein.