Darum gehts
- Corinne Suter bereitet sich auf die Speedrennen vor, Lara Gut-Behrami stürzt
- Suter sieht Gut-Behramis Sturz als normalen Fahrfehler im Skisport an
- Die Schweizerinnen trainieren exklusiv in St. Moritz für die zwei Dezember-Weltcuprennen
Copper Mountain, am vergangenen Donnerstag: Corinne Suter bereitet sich auf einen Trainingslauf im Super-G vor. Die Abfahrtsolympiasiegerin ist startbereit, wird dann jedoch von einem Funkspruch zurückgehalten. «Startstopp, Lara ist gestürzt», vermeldet ein Betreuer.
Mit «Lara» ist natürlich Lara Gut-Behrami gemeint. «Es hat danach mega lange gedauert, bis der Start wieder freigegeben wurde», erinnert sich Suter.
«Ein Fahrfehler, wie er uns allen schon unterlaufen ist»
Durch den verhängnisvollen Ausfall von Gut-Behrami steigt der Druck auf die Schwyzerin. Sie ist ab sofort die klare Nummer eins im Speed-Team der Schweizerinnen. Von ihr werden konstant Topplatzierungen erwartet. Swiss-Ski-Coach Stefan Abplanalp ist aber davon überzeugt, dass die 31-Jährige den hohen Erwartungen gerecht werden wird: «Corinne hat in der Saisonvorbereitung sehr gute Leistungen gezeigt.» In den beiden letzten Wochen hatten es Suter und ihre Teamkolleginnen aber besonders schwer.
Aufgrund der aussergewöhnlich hohen Temperaturen in Colorado ist die Schneeschicht in Copper Mountain äusserst dünn. Deshalb mussten die meisten Trainingseinheiten auf stark verkürzten Pisten ausgetragen werden. «Ich bin dennoch davon überzeugt, dass wir aus dieser sehr schwierigen Situation das Beste herausgeholt haben», meint die Abfahrtsweltmeisterin von 2021. «Es hat sich eine sehr gute Dynamik in unserem Team entwickelt, deshalb war die Stimmung bei uns, abgesehen von Laras Unfalltag, immer sehr gut.»
Den Sturz von Gut-Behrami hat Suter auf Video gesehen. Ihre Erkenntnis: «Lara hat einen Fahrfehler begangen, wie er uns allen auch schon unterlaufen ist. Der Grad zwischen Erfolg und Absturz ist im Skisport eben besonders schmal. Aber genau das ist auch mit ein Grund, warum dieser Sport einen so grossen Reiz auf mich ausübt.»
Die grausamen Erinnerungen an den 13. September
Im September wurde Suter in Chile allerdings mit der schrecklichsten Facette ihres geliebten Sports konfrontiert. «Ich war in La Parva, als der Italiener Matteo Franzoso im Abfahrtstraining so schwer gestürzt ist, dass er ein paar Tage später im Spital verstarb. Den Sturz habe ich zwar nicht gesehen, aber die Unglücksstelle und die Gesichter seiner Teamkollegen. Grauenhaft!»
Die fünffache WM-Medaillengewinnerin macht kein Geheimnis daraus, dass sie Franzosos Tod bis heute nicht gänzlich verarbeitet hat. «Ich habe Matteo nicht persönlich gekannt, aber mir gehen derart schrecklichen Geschichten besonders nahe, ich kann das nicht so einfach ausblenden. Vor allem dann nicht, wenn ich wie hier in Copper Mountain mit den Italienerinnen trainiere. In diesem Moment kommt in mir alles wieder hoch.»
Spezialtraining in der Heimat
Am kommenden Wochenende bestreiten die Frauen in Copper Mountain zwei Weltcuprennen (Samstag Riesenslalom, Sonntag Slalom). Obwohl sich Suter auch schon im Riesen in den Top 15 klassiert hat, wird sie an diesem Wochenende kein Wettkampf bestreiten: «Ich habe im letzten Winter die 500 Weltcuppunkte knapp verpasst, somit erhalte ich im Riesenslalom keine günstige Startnummer. Darum fokussiere ich mich derzeit voll auf die Speed-Disziplinen.»
Am Sonntag ist Suter von Denver in die Schweiz zurückgeflogen. Nach einer Woche Trainingspause wollen die Schweizerinnen den Heimvorteil für die Weltcuprennen im Dezember in St. Moritz (Abfahrt und Super-G) nutzen. «Wir dürfen heuer erstmals als einziges Team vor diesen Rennen auf der Piste in St. Moritz trainieren. Das ist wirklich super», strahlt Suter. Aktuell spricht alles dafür, dass die Trainingsbedingungen im Engadin deutlich besser sein werden als in Copper Mountain.