Darum gehts
Fragezeichen bei Meillard-Geschwister
Es läuft nicht. Gar nicht. Loïc (29) und Mélanie Meillard (27) haben einen miserablen Saisonstart hinter sich. Beide scheiden in Gurgl aus. Loïc war zuvor zweimal 14. geworden und Mélanie in Levi 22. – viel zu wenig angesichts ihrer Klasse. Bei ihm stellt sich die Frage, ob der Rücken tatsächlich so gut mitmacht, wie er es sich wünscht. Immer wieder hatte Loïc in der Vergangenheit mit Problemen zu kämpfen. Oder sind seine Rossignol-Ski das Problem? Nach dem ersten Lauf sagte er: «Eine Katastrophe. Es gab keine Kurve, die ich ziehen konnte. So macht es keinen Spass.» Bei seiner Schwester ist der Absturz derweil nicht ganz unerwartet, bereits im Sommer und Herbst fand sie den Tritt überhaupt nicht.
«Lara? Des ist richtig zach»
Die Verletzung von Lara Gut-Behrami (34) lässt auch die Österreicherinnen nicht kalt. «Erschreckend. Das sind die Schattenseiten des Sports. Ich hätte ihr eine Top-Saison zum Abschluss gewünscht», sagt Katharina Liensberger (28). Noch ist unklar, wie schwer Gut-Behrami verletzt ist. Ihr Kniespezialist Olivier Siegrist meinte in «Le Nouvelliste» unter anderem: «Kreuzbandriss.» Das ist aber nicht gesichert, in dieser Woche wird die Tessinerin in Genf genau untersucht. Katharina Huber (30) ahnt wie viele andere Böses. «Des ist richtig zach. Ich war schockiert, als ich das gehört habe.»
Rettet Ski-Wunderkind Italien?
Im letzten Weltcup-Winter gewann Italien das Nationenklassement der Frauen vor der Schweiz. Satte 4256 Punkte fuhr man ein. Und in diesem Winter? Sind es nach zwei Rennen 31 Pünktchen (Rang 13). Klar, Superstar Federica Brignone (35) ist verletzt. Und Speed-Ass Sofia Goggia (33) kam noch nicht zum Einsatz. Dennoch sehnt man sich nach Nachwuchs. Und tatsächlich: Am Himmel leuchtet der Stern eines neuen Wunderkindes. Ihr Name: Giada d’Antonio. In der letzten Woche gewann die 16-Jährige zwei FIS-Slaloms am Schilthorn BE – mit den Startnummer 82 und 63. Dennoch ist der italienische Verband in Sorge. Warum? Der «Schwarze Panther», wie d’Antonio sich selbst nennt, könnte eines Tages auch für Kolumbien starten. Ihre Mutter, Sandra Cabezas Gonzalez, stammt aus Südamerika. Und sie tanzte bei einem gemeinsamen Sponsoren-Termin auf der Bühne auch schon mit Lucas Pinheiro Braathen (25). Der gebürtige Norweger war in einer ähnlichen Situation und hat sich ein Privatteam aufgebaut – seither fährt er für Brasilien.
Belgien? Belgien!
Sein Vater ist Bauer, die Mutter Zahnärztin. «Und Flachländer», sagt Armand Marchant. Der 27-Jährige ist der erste Athlet aus Belgien, der es auf ein Weltcup-Podest schafft – er wird in Gurgl Zweiter. Der Slalom ist und bleibt die beste Disziplin für exotische Nationen. In den letzten vier Jahren schafften es Fahrer aus 14 Ländern auf ein Zick-Zack-Podest. Zum Vergleich: In der Abfahrt waren es nur deren neun. Übrigens: Der höchste Berg in Belgien ist die Botrange in der Provinz Lüttich (694 Meter über Meer).
Knie in 13 Teile zersplittert
Noch einmal Marchant. Mit Tränen in den Augen sagt er nach Platz 2 ins SRF-Mikrofon: «Es ist unglaublich und gibt mir viel Motivation.» Denn für ihn ist das alles andere als selbstverständlich. 2017 gehen seine Ärzte davon aus, dass er nicht mehr auf die Ski zurückkehren wird. Bei einem Sturz im Adelboden-Riesenslalom erleidet sein linkes Knie Totalschaden. Meniskus, Bänder, Kniescheibe – alles ist kaputt, dazu der Schienbeinkopf in 13 Teile zersplittert. Doch Marchant gibt nicht auf, kämpft sich zurück. In der Comeback-Saison 2019/20 fährt er in Zagreb (Kro) auf Platz 5 – bis zum Podestplatz sein Bestresultat. «Der Weg war nicht immer einfach, aber der heutige Tag ist der Beweis dafür, dass sich Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit wirklich auszahlen», schreibt er Stunden nach seinem Coup auf Instagram.
«Alter, war das schlecht»
Nach Rang 2 in Sölden sehen österreichische Medien in Marco Schwarz (30) schon den nächsten Gesamtweltcup-Führenden. Denn in den folgenden zwei Slaloms startet Marco Odermatt (28) bekanntlich nicht. Die Chance für Schwarz, die 20 Punkte aufzuholen. Doch Schwarz wird in Levi 19. und in Gurgl gar nur 21. Sein Kommentar im Ziel: «Alter, war das schlecht!» Derweil muss Odermatt in Gurgl Platz 1 abtreten – allerdings an Paco Rassat (27). Mit einem furiosen zweiten Lauf macht der Franzose 13 Ränge gut und feiert seinen ersten Weltcupsieg. «Ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist, ein Traum ist wahr geworden», sagt der Slalomspezialist. Ein Rennen als Gesamtweltcupführender wird er wohl kaum bestreiten, denn ein Super-G und ein Riesenslalom stehen an. Und Odermatt (aktuell Siebter) könnte die 40 Punkte Rückstand wieder wettmachen. Als Trost bleibt Rassat, dass er auch in der Slalom-Wertung führt.
Die Showeinlage
Im ersten Lauf gehört Antoine Azzolin (22) zu den Fahrern, die ausscheiden. Trotzdem sorgt der Franzose für ein Highlight. Denn als er neben die Strecke fährt, vollführt er ein Kunststück. Er hebt bei einer Welle ab und dreht sich in der Luft einmal um die eigene Achse. Die Landung danach? Abgesehen von einem kleinen Wackler perfekt. Im Netz wird der 22-Jährige dafür gefeiert. Denn so eine Einlage ist im Ski alpin doch eher selten.
Die Queen der Mega-Vorsprünge
Zwei Slaloms haben die Frauen in diesem Winter absolviert, beide Male deklassiert Mikaela Shiffrin (30) die Konkurrenz. Für die US-Amerikanerin ist es nichts Ungewöhnliches, mit einem grossen Vorsprung zu gewinnen. Bei 24 ihrer 66 Slalom-Siege liegt sie am Ende über eine Sekunde vorne. Erstmals gelingt ihr das 2013 in Zagreb – bei ihrem erst zweiten Slalom-Triumph. Den grössten Vorsprung fährt Shiffrin 2015 in Aspen heraus – über drei Sekunden.
Premiere und kurzfristiger ORF-Ausfall
Im ORF feiert im Rahmen des Frauen-Slaloms eine neue Expertin und Co-Kommentatorin ihre Premiere. Marlies Raich (44) tritt die Nachfolge von Alexandra Meissnitzer (52) an, die neu bei der FIS arbeitet. Damit kommt an diesem Wochenende bei den Österreichern ein Ehepaar zum Einsatz, da Benjamin Raich (47) bei den Männern als Experte vor der Kamera steht. Nicht alles sollte beim ORF neu sein und doch kommt es auch bei der Kamerafahrt zu einer ungeplanten Änderung. Thomas Sykora (57) kann diese Aufgabe am Sonntag nicht mehr übernehmen, er hat sich am Knie verletzt, wie im Vorprogramm informiert wird. In die Bresche springt Valentina Rings-Wanner. Die 20-Jährige ist eigentlich nur als Vorfahrerin vorgesehen und bekommt kurzerhand eine Helmkamera aufgesetzt.