Darum gehts
- Lara Gut-Behrami nach Sturz in Schweiz, Untersuchung in Genf geplant
- Kniespezialist Olivier Siegrist könnte bei der Untersuchung beteiligt sein
- Gut-Behrami erlitt 2017 am gleichen Knie einen Kreuzbandriss
Lara Gut-Behrami (34) ist nach ihrem Sturz in Copper Mountain (USA) zurück in der Schweiz und wird in den kommenden Tagen in Genf untersucht. Wie schwer sie verletzt ist, steht noch immer in den Sternen.
«Die Zeit drängt nicht. Ob die Untersuchung einen Tag früher oder später erfolgt, spielt keine Rolle. Lara soll sich Zeit nehmen und das tun, wovon sie überzeugt ist», sagt der Schweizer Alpindirektor Hans Flatscher. Er habe Gut-Behrami geschrieben und gefragt, wie es ihr gehe. «Sie muss nicht ständig telefonieren, sondern braucht jetzt Ruhe. Wenn sie den ersten Schock verdaut hat und eine Diagnose da ist, kann sie immer noch reden.»
Gut-Behrami dürfte unter anderem von Olivier Siegrist untersucht werden. Der Kniespezialist kennt die Tessinerin gut, er hat sie schon 2009 bei ihrer Hüftluxation betreut und 2021 am Kreuzband operiert. Mittlerweile ist er pensioniert, gegenüber «Le Nouvelliste» erklärte er am Freitag, ihr mit seiner Expertise jedoch zur Seite zu stehen.
Warum Siegrist erklärte, Gut-Behrami habe einen Kreuzbandriss, einen Innenbandriss und einen Schaden am Meniskus erlitten, versteht Flatscher auch einen Tag nach dessen Aussage nicht. So wie Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor meint auch er: «Das sind reine Spekulationen. Ich weiss nicht, ob er die MRI-Bilder ihres Knies gesehen hat», so Flatscher.
Man muss die neuen MRI-Aufnahmen mit den alten vergleichen
Fakt ist: Gut-Behrami hat bei ihrem Sturz im Super-G-Training nicht nur eine Gehirnerschütterung erlitten. «Und im Knie ist etwas. Es ist nicht nichts. Wir wissen aber noch nicht, was», so Flatscher.
Entscheidend wird auch sein, die MRI-Bilder mit jenen von 2017, als Gut-Behrami am gleichen Knie einen Kreuzbandriss erlitt, zu vergleichen. Und mit Aufnahmen der Jahre danach. «Erst dann ist eine klare Aussage möglich. Anschliessend kann man eine Strategie entwickeln, wie man vorgehen möchte.»
Starke Schmerzen hat Gut-Behrami nicht. Sie wurde und wird gut betreut. Auf dem Flug via Frankfurt in die Schweiz wurde sie von ihrem engsten Umfeld begleitet: Vater und Coach Pauli Gut, Kondi-Trainer Flavio di Giorgio, Physiotherapeutin Ladina Eichholzer und Head-Servicemann Thomas Rehm.
War es schwierig, den Flug zu organisieren? Flatscher verneint: «Es ist ein Linienflug. Aber wenn wir jemanden heimbringen müssen, der verletzt ist, schaffen wir das auch. Wir waren auch flexibel, es gab verschiedene mögliche Routen.» Dass Gut-Behrami im Flugzeug einen Sitz hatte, bei dem sie ihr verletztes Bein gut lagern konnte, versteht sich von selbst.
Schwere Verletzung muss nicht das Ende bedeuten
Sollte sich Gut-Behrami tatsächlich schwer verletzt haben, muss das nicht zwangsläufig das Ende der Saison oder der Karriere bedeuten. Das Knie könnte operativ oder konservativ behandelt werden. «Wenn ich mich noch einmal schwer verletze, höre ich auf», sagte Gut-Behrami zwar vor drei Jahren zu Blick. Vergangenen Winter in Sölden (Ö) aber auch: «Ich will nicht, dass eine Verletzung das Ende meiner Karriere bestimmt. Ich will selbst bestimmen, wann es fertig ist.»
Alles ist also möglich. Obwohl Gut-Behrami in den vergangenen Monaten mehrmals betonte, dass diese Saison ihre letzte sei. Doch bei diesen Aussagen ging sie wohl davon aus, gesund durchzukommen. Olympia 2026 in Cortina (It) ist ihr letztes, grosses Ziel. Flatscher: «Lara ist ein Champion und eine Ausnahmeerscheinung. Sie selbst wird bestimmen, wie ihre Zukunft aussehen wird.»