Darum gehts
- Italienischer Ski-Trainer wegen Fehlverhaltens gegenüber Nachwuchssportlern verurteilt
- Trainer schuf Angst-Klima und überschritt Grenzen der Privatsphäre
- Er fasste die Athletinnen unangebracht an und missbrauchte seine Macht
Im Frühling wird ein italienischer Ski-Trainer (52), der Ende der 1990er-Jahre unter anderem zweimal die Lauberhorn-Abfahrt bestritt, vom Sportgericht verurteilt. Er darf während fünf Jahren keine Nachwuchssportler betreuen. Zudem muss er ein Coaching von mindestens 25 Stunden zu psychischer und sexueller Gewalt sowie Ethik im Umgang mit Minderjährigen absolvieren.
Die Vorwürfe, die dazu geführt haben, sind heftig. Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, hat der Italiener 2019 bei einem Regionalverband von Swiss-Ski eine Gruppe von neun Nachwuchshoffnungen übernommen. Sie träumten davon, dereinst wie Lara Gut-Behrami (34) und Co um Siege und Medaillen zu fahren.
Doch stattdessen erlebten sie einen Albtraum. Nur drei der Sportlerinnen sind heute noch aktiv, zwei leiden an Magersucht, andere kämpfen mit Panikattacken und Angststörungen.
«Klima der Angst»
Laut «AZ» nutzte der Trainer die Machtverhältnisse aus. Eine Athletin spricht in dem Zusammenhang von einem «Klima der Angst», welches herrschte. Hinzu kamen sexualisierte Grenzverletzungen. Er liess die jungen Frauen Eisbäder nehmen, lag dabei auf einem Liegestuhl und schaute ihnen zu. Auch beim Duschen beobachte er sie. Dabei ging er laut eigener Aussage seiner Aufsichtspflicht nach, falls eine kollabiere.
Doch es ging noch schlimmer. Er überschritt die Grenze der Privatsphäre, indem er die Mädchen fragte, ob sie mit ihrem Freund geschlafen haben, kommentierte ihren Körper, fasste ihnen an Hüfte und Oberschenkel oder riss sie an den Haaren. Wie die «Aargauer Zeitung» schreibt, ereignete sich der schlimmste Vorfall, als der Coach in einem Training zeigen wollte, dass eine Athletin hohe Hüften haben müsse. Um das zu demonstrieren, griff er ihr angeblich ungefragt von hinten zwischen die Beine und hob sie so rund 15 Sekunden hoch. Daran erinnern will er sich nicht.
Ähnliche Vorwürfe auch in Frankreich
Solche Vorfälle ereigneten sich über Jahre. Es sind unglaubliche Missstände, mit denen die jungen Frauen zu kämpfen hatten. Lange passierte nichts – bis sich eine Athletin im Juni 2023 an die Swiss Sport Integrity wandte. Der langwierige Prozess führte zur Verurteilung.
Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Jahr ein Trainer für solche Schlagzeilen sorgt. In Frankreich gibt es einen ähnlichen Fall. Joël Chenal (51), der Vize-Olympiasieger im Riesenslalom von 2006, soll über mehr als ein Jahrzehnt hinweg minderjährige Athletinnen sexuell belästigt haben. 2017 verliess er den französischen Verband – ohne Disziplinarmassnahmen. Inzwischen wurde er landesweit gesperrt und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.