Darum gehts
Blick: Marc Gisin, wie geht es Ihrer Schwester?
Marc Gisin: Die Operationen sind sehr gut verlaufen. Michelle ist wieder ansprechbar und hat sich sogar die Abfahrt angeschaut – wenn auch etwas benebelt von den Medikamenten. Aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut.
Wie kompliziert war der Eingriff an der Halswirbelsäule?
Die Operation war sehr komplex und dauerte mehrere Stunden. Sie hatte mehrere kleine Brüche, wodurch die Halswirbelsäule instabil war. Nun sind wir froh, dass alles gut verlaufen ist. Michelle muss keine bleibenden Schäden befürchten.
Hätte sie auch gelähmt sein können?
Ich kann nur sagen, dass Michelle sehr viel Glück hatte.
Danach folgte gleich die Operation an der Hand?
Auch diese dauerte lange. Diese Verletzung ist nicht tragisch, aber mega kompliziert. Die Funktion des Daumens hätte beeinträchtigt werden können. Aber auch das ging gut.
Wie haben Sie den Sturz erlebt?
Ich war auf der Anfahrt, meine Frau sass neben mir im Auto, als es passierte. Irgendwann sah sie, dass Michelle nicht im Ziel war. Als der Unterbruch immer länger dauerte, wussten wir, dass das nichts Gutes bedeutet. Zum Glück erhielten wir schnell Informationen von den Trainern. Ich bin dann nicht wie geplant ins Hotel gefahren, sondern direkt in die Klinik.
Marc Gisin (37) bestritt 101 Weltcuprennen und war 2018 an den Olympischen Winterspielen dabei. Er war Abfahrer. 2018 verletzte er in Gröden (It) bei den Kamelbuckeln schwer und lag tagelang im Koma. Er kämpfte sich zurück, trat im November 2020 aber vom Skirennsport zurück. Heute ist er Rennsportchef bei Stöckli. Gisin ist Bruder der Olympiasiegerinnen Dominique Gisin (40) und Michelle Gisin (32).
Marc Gisin (37) bestritt 101 Weltcuprennen und war 2018 an den Olympischen Winterspielen dabei. Er war Abfahrer. 2018 verletzte er in Gröden (It) bei den Kamelbuckeln schwer und lag tagelang im Koma. Er kämpfte sich zurück, trat im November 2020 aber vom Skirennsport zurück. Heute ist er Rennsportchef bei Stöckli. Gisin ist Bruder der Olympiasiegerinnen Dominique Gisin (40) und Michelle Gisin (32).
Haben sie ihre Schwester gesehen?
Sie war in der Erstuntersuchung und bereits wieder positiv, machte Witzchen. So kennen wir sie ja (schmunzelt). Dann hat man leider gesehen, dass die Halswirbelsäule nicht gut aussah. Darum flog man sie dann mit dem Helikopter direkt nach Zürich zum Spezialisten.
Wurden Aufnahmen vom Knie gemacht?
Ja, eine Computertomographie und Röntgenbilder. Mit den Knochen ist alles gut.
Und die Bänder?
Das wird noch untersucht. Aber wenn man das Video ihres Sturzes sieht, erkennt man, dass wohl nicht alles gut ist. Nach der Diagnose am Hals war das allerdings zweitrangig.
Wie haben Sie rückblickend die letzten 24 Stunden erlebt?
Sie waren der Horror. Und für unsere Eltern eine Katastrophe, so etwas zu erleben – sie haben ja auch schon bei meinen Unfällen und jenen von Dominique sehr viel mitgemacht. Sie wären hierhergekommen, um die Rennen zu sehen und freuten sich sehr darauf.
Sie stürzten im Dezember 2018 in Gröden (It) schwer, erlitten ein Schädel-Hirn-Trauma, mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung. Danach lagen sie tagelang im Koma. Kamen bei Michelles Unfall Erinnerungen daran hoch?
Ich weiss nichts mehr. Meine Erinnerung hört einen Tag vor dem Sturz auf. Und von der folgenden Woche weiss ich auch nichts mehr.
Ihr Weg zurück in ein normales Leben war sehr beschwerlich.
Daran denke ich jetzt nicht. Meine Eltern tun mir einfach leid, dass sie nun nochmals so etwas erleben mussten. Und natürlich Michelle. Sie war super drauf, mega in Form. Ich denke, es hätte bei ihr in eine sehr gute Richtung gehen können.
Hat Michelle in Bezug auf ihre Zukunft etwas gesagt?
Nein. Sie hat mir einige Sprach-Memos gemacht, steht aber noch etwas neben den Schuhen, ist doch klar. Nun muss sie zuerst wieder gesund werden. Und wir müssen die Diagnose des Knies abwarten.