Wer für Russi schon jetzt die grosse Entdeckung ist
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Ein 22-jähriger Schweizer:Wer für Russi schon jetzt die grosse Entdeckung ist

«Er hat einiges von Odermatt»
Legenden schwärmen von Schweizer Ski-Hoffnung

Lenz Hächler hat beim Riesenslalom in Beaver Creek nicht nur seine ersten Weltcuppunkte, sondern auch die Herzen von zwei Ski-Legenden gewonnen. Was zeigt der Zuger am Wochenende in Val d'Isère?
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Lenz Hächler hat letzten Sonntag in Beaver Creek eine Premiere gefeiert.
Foto: Sven Thomann
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Andermatt am letzten Sonntagabend: Bernhard Russi (77) schaut sich in seiner heimeligen TV-Stube den Riesenslalom aus Beaver Creek (USA) an. Nachdem Marco Odermatt (28) mit der Startnummer 1 auf der Birds of Prey einen Traumlauf abgeliefert hat und der Norweger Henrik Kristoffersen zeitgleich mit seinem Ex-Landsmann Lucas Pinheiro Braathen auf den zweiten Platz gefahren ist, beginnt sich der Abfahrts-Olympiasieger von 1972 langsam aber sicher zu langweilen.

Doch ein hochtalentierter Bursche aus dem Zugerland sorgt dafür, dass Russi nicht im TV-Sessel einschläft. «Ich war schon ziemlich müde. Doch als Lenz Hächler mit einer 30er-Nummer die ersten Tore in ganz besonderer Weise gemeistert hat, war ich ganz schnell wieder hellwach.»

Erste Weltcuppunkte

Russi erklärt, warum ihm der Auftritt des 22-jährigen Zugers derart gut eingefahren ist: «Es ist nicht die Zeit im Ziel, welche für mich im Zentrum steht. Mir geht es viel mehr um die Art und Weise, wie ein Rennfahrer zu Werke geht. Und Hächler hat in Beaver Creek mit so viel frischem Mut, einer wohltuenden Aggressivität und feiner Skitechnik angegriffen. Dabei ist er auf der berühmten Birds of Prey so unbekümmert gefahren, wie wenn er daheim in der Zentralschweiz ein ‹Suntigsläufli› absolviert hätte. Echt beeindruckend.»

Im zweiten Durchgang hat sich Hächler in Beaver Creek vom 21. auf den 19. Schlussrang verbessert. Für den Slalom-Juniorenweltmeister von 2024 kommt dieses Ergebnis dem ersten Gewinn von Weltcuppunkten gleich.

Aber natürlich ist Altmeister Russi nicht entgangen, dass Hächler in Colorado eine noch bessere Platzierung vergeben hat. «Im Finallauf hat Lenz durch eine Unsauberkeit vor dem Flachstück ordentlich Zeit eingebüsst. Abgesehen davon hat er mich aber auch in diesem Durchgang überzeugt. Und seine Laufzeit war ja auch schneller als die vom grossen Sieger Marco Odermatt.»

Lenz muss seinen eigenen Weg gehen

Deutschlands Ski-Papst Felix Neureuther (41, 13 Weltcupsiege) verbindet ein Österreicher mit dem talentierten Stöckli-Piloten Hächler: Neureuthers langjähriger Servicemann Roland Schneeberger ist seit dieser Saison für das Material von Hächler zuständig. «In Beaver Creek hat man deutlich gesehen, dass einiges von Marco Odermatt in Lenz Hächler steckt. Wir sollten trotzdem damit aufhören, den Lenz immer mit dem Giganten Odermatt zu vergleichen.»

Neureuthers Ratschlag: «Obwohl er in den gemeinsamen Trainings ganz sicher enorm von Marco profitieren kann, muss Lenz seinen eigenen Weg gehen. Er muss jetzt erst einmal sämtliche Weltcupstrecken kennenlernen. Dann werden ihm in Zukunft auch nicht mehr solche Fehler wie vor dem Flachstück in Beaver Creek unterlaufen.»

Neuland stellt für Hächler auch die «Face de Bellevarde» in Val d'Isère dar. Dennoch traut ihm Neureuther am Samstag im Riesenslalom auf der WM-Piste von 2009 viel zu: «Mit seiner grandiosen Technik müsste Lenz auf dieser extrem steilen Piste eine richtig gute Rolle spielen können.»

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