Darum gehts
Es ist Dienstag kurz nach 12 Uhr, als das Telefon des Blick-Reporters klingelt. Der Name von Domenic Schneider (30) erscheint auf dem Display. Das letzte Gespräch am Sonntagabend nach dem Thurgauer Kantonalen beendete der Schwinger mit dem Satz: «Bei diesen Bewegungen kam wohl noch etwas Sägemehl mit.»
Was harmlos klingt, entwickelte sich in den folgenden Stunden zum grössten Aufreger des ersten Kranzfest-Wochenendes. Die Fernsehbilder der Szene wurden mehrfach geteilt. Darauf ist zu sehen, wie Schneider Sägemehl unter den Rücken seines Gegners schiebt.
Über 100 Menschen kommentierten die Aktion auf Facebook. Schneider wurde für sein «unfaires Verhalten» scharf kritisiert. Nun meldet sich der Landwirt erstmals selbst zu Wort: «Ich möchte mich entschuldigen. Mit meinem Verhalten im Sägemehl war ich kein gutes Vorbild. Ich werde daraus lernen.»
Gegner reagiert total gelassen
Schneider gilt in der Schwinger-Szene als Sympathieträger. Mit seiner lockeren Art entwickelte er sich zum Publikumsliebling. Entsprechend enttäuscht sind viele Fans über sein Verhalten im dritten Gang gegen Jeremy Vollenweider. Als dieser nur mit dem Kopf, der linken Schulter und beiden Füssen Bodenkontakt hatte, wischte ihm Schneider Sägemehl unter den Rücken.
«In diesem Moment ging alles sehr schnell. Es war nie meine Absicht, einen Vorteil zu erzwingen. Wer mich kennt, weiss, dass ich fair kämpfe», erklärt Schneider. Als Blick Vollenweider auf die grossen Diskussionen anspricht, reagiert dieser gelassen: «Dodo kam nach dem Gang direkt zu mir. Wir haben uns ausgesprochen und sind noch immer gute Freunde. Für mich ist das abgehakt.»
Starke Geste nach Schlussgang-Pleite
Noch etwas länger mit diesem Vorfall beschäftigen wird sich Stefan Strebel. Der Technische Leiter des Verbandes kündigte an, dass Gespräch mit Schneider zu suchen. Vor möglichen Konsequenzen muss sich der Spitzenschwinger nicht fürchten. Schliesslich hat der Thurgauer keinen Regelverstoss begangen. Auch wenn das gewisse Schwing-Fans im Netz nicht wahrhaben wollen. Sie fordern drastische Strafen. «Man sollte ihn sperren», war da zu lesen, oder: «Nehmt ihm den Kranz weg.»
Abschliessend sagt Schneider: «Ich bin im Schwingen gross geworden, und mir sind die Werte dieses Sports – Respekt, Fairness und Bodenständigkeit – heilig. Ich habe sie immer gelebt und werde sie auch weiterhin vertreten.» Dass er es damit ernst meinte, zeigte er nach dem verlorenen Schlussgang. Schneider hob Sieger Samuel Giger (27) auf seine Schulter. Eine starke Geste.