Hier schiebt Schneider Sägemehl unter den Rücken seines Gegners
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Am Thurgauer Kantonalen:Hier schiebt Schneider Sägemehl unter den Rücken seines Gegners

Der grosse Schwing-Check zum Saisonstart
Unfaire Sägemehl-Aktion und ein fieser Telefonstreich

Was läuft in der Schwinger-Szene? Blick liefert die heissesten Sägemehl-Geschichten. Zu reden gaben Premieren, ein Publikumsliebling und langlebige Zwilchhosen.
Publiziert: 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 12:06 Uhr

Darum gehts

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Die Premiere

Mit dem Beginn der Kranzfest-Saison gibts auch viele Premieren. Einige nehmen etwa erstmals an einem solch grossen Fest teil. Zu ihnen gehört Timo Gisler. Der 16-Jährige feiert seine Premiere beim Solothurner Kantonalen. Und beeindruckt. Den ersten Gang gewinnt er gegen Patrick Spielmann (17), ist nach vier Gängen mit drei Siegen und einer Niederlage drauf und dran, gleich den ersten Kranz zu gewinnen. Am Ende reichts dem Sohn des dreifachen Eidgenossen Bruno Gisler (41) nicht ganz zu Eichenlaub. Die letzten beiden Gänge verliert er, klassiert sich am Ende auf Rang 11. Zum Kranz fehlt nur ein halber Punkt.

Besser machts Luc Bissig (17). In der Saison-Vorschau kündigte Blick an, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er den ersten Kranz holt. Er tut dies gleich bei erster Gelegenheit in dieser Saison mit Rang fünf am Zuger Kantonalen. Letzten Herbst gewann er den Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag.

Gewinnt den ersten Kranz seiner Karriere: Luc Bissig.
Foto: Sven Thomann

Der Telefonstreich

Stell dir vor, du bist OK-Mitglied bei einem grossen Anlass und eine Woche vorher ruft jemand an, der dir sagt, dass sich wichtige Vorschriften geändert haben. Da wirds wohl jedem kurz mulmig. Passiert ist genau das einem OK-Mitglied des Thurgauer Kantonalen. Comedian Chäller spielt ihm einen Telefonstreich. Er ruft an und stellt sich als Mitarbeiter der Stelle für Nachhaltigkeit vor und teilt mit: «Der Kanton hat entschieden, dass ab Mai für grössere Feste eine Mehrweggeschirrpflicht gilt.»

Ein Satz, der beim OK-Mitglied alles andere als gut ankommt. «Der liebe Kanton kann doch nicht etwas entscheiden, und eine Woche später muss man das durchführen. Das ist nicht möglich.» Das OK-Mitglied redet sich in Rage, kontert jedes Argument des Comedians. Bis irgendwann der entscheidende Satz fällt: «Danke, ich weiss nicht, ob ich irgendwo im Radio bin oder sonst wo, jetzt isch gnueg Heu dune.» Der Comedian löst auf – und verrät, dass der Streich auf Initiative der Ehefrau durchgeführt wurde. Diese ist anschliessend laut lachend zu hören. Und dem OK-Mitglied ist gleichzeitig wohl ein Stein vom Herzen gefallen.

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Der grösste Aufreger

Wo immer Domenic Schneider (30) antritt, gehört er zu den Publikumslieblingen. So auch an seinem Heimfest, dem Thurgauer Kantonalen. Dieses findet ganz in der Nähe seines Hofes statt. Auf dem Weg in den Schlussgang bodigte der Landwirt unter anderem Jeremy Vollenweider (27). Doch der Sieg hat einen bitteren Beigeschmack. Auf den Fernsehbildern ist zu sehen, wie Schneider seinem Gegner mehrmals Sägemehl unter den Rücken schiebt.

Vollenweider hat zu diesem Zeitpunkt nur mit dem Kopf, der linken Schulter und beiden Füssen Bodenkontakt. Das zusätzliche Sägemehl unter seinem Rücken erschwert es ihm, sich aus der Situation zu befreien. Blick zeigt das Video mehreren Schwingern und Experten. Das Urteil ist eindeutig. Alle sprechen von einer «unfairen Aktion». Gewisse sagen sogar: «So etwas habe ich noch nie gesehen.» 

Einen Regelverstoss hat Schneider damit aber nicht begangen. Das bestätigt Peter Ackermann, der Vorsitzende der Kampfrichterkommission. Es sei nirgends vermerkt, weil es praktisch nie vorkomme. Das könnte sich nach Schneiders Aktion ändern. «Wir werden den Fall untersuchen. Damit das Beispiel nicht Schule macht», sagt Ackermann.

Als Blick Schneider auf die Szene anspricht, sagt er in seiner typisch spitzbübischen Art: «Bei diesen Bewegungen kam wohl noch etwas Sägemehl mit.» Dann muss er lachen und wird von den nächsten Glückwünschen zu seinem Kranz unterbrochen. Schneider ist und bleibt ein Publikumsliebling.

Im Schlussgang unterliegt Domenic Schneider (unten) seinem Freund Samuel Giger.
Foto: Benjamin Soland

Das emotionalste Comeback

Von einem leichten Aufgalopp in die Kranzfestsaison kann bei Remo Käser (28) keine Rede sein. Der Berner wird bei seinem Comeback am Solothurner Kantonalen hart eingeteilt. Alle seine sechs Gegner nehmen am Abend den Kranz mit nach Hause. Auch Käser selbst. «Ich habe mich während der Kämpfe sehr gut gefühlt», sagt er am Morgen danach.

Die letzte Saison musste er wegen einer Rippenverletzung vorzeitig beenden. Käser war nahe am Rücktritt. Nun scheint er bereits wieder gut in Form zu sein. Käser musste sich nur dem späteren Festsieger Nick Alpiger (28) geschlagen geben. Daneben konnte er vier Kämpfe für sich entscheiden. «Das gibt mir viel Selbstvertrauen.» 

Zuversichtlich stimmt auch sein Auftritt im ersten Gang gegen den starken Sinisha Lüscher (19). Einmal bringt er Käser am Boden in Bedrängnis. Der Berner Gast befreit sich dank einer starken Brücke – sein Nacken hält. In der Vergangenheit machte dieser immer wieder Probleme. Nach dem kräftezehrenden gestrigen Tag gönnt sich Käser am Montagnachmittag eine Massage bei seinem Freund Michel Olivari.

Remo Käser (l.) wehrt sich im ersten Gang erfolgreich gegen Sinisha Lüscher.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Die grösste Sorge

Wieder das verflixte Knie! Bereits in der letzten Saison machte es Damian Ott (25) Probleme. Pünktlich zum Start der Kranzfestsaison meldet es sich erneut. Nach dem ersten Gang gegen Samir Leuppi (32) verlässt Ott mit schmerzverzerrtem Gesicht den Sägemehlring. Zuvor wollte der Kilchberg-Sieger zu seinem Spezialschwung, dem «Münger-Murks», ansetzen. «Da hat es im Knie gezwickt», erklärte er später. Trotz dieses Zwischenfalls kämpfte sich Ott durch den Tag und konnte am Abend den Kranz entgegennehmen. Am Montag folgen weitere Untersuchungen. Den Toggenburgern fehlt mit Werner Schlegel (22) bereits ein heisser Königsanwärter. Ein Ausfall von Ott würde sie hart treffen.

Muss Damian Ott eine Pause einlegen? Sein Knie hat sich erneut gemeldet.
Foto: keystone-sda.ch

Langlebige Zwilchhosen

Sie werden angezogen und ausgezogen, hängen in der Sonne und im Regen am Haken, und an ihnen wird wie wild herumgezerrt – die Zwilchhosen. Sie müssen einiges aushalten. Wie lange dauerts, bis sie nicht mehr genutzt werden können? Offenbar lange. Denn wer das Zuger Kantonale aufmerksam verfolgt, sieht hie und da das Logo des Eidgenössischen Schwingfestes aufblitzen. Und das fand 2019 in der Zentralschweiz statt. Zwar ist das Logo inzwischen etwas vergilbt, aber trotzdem noch gut erkennbar auf den Hosen, die erstmals vor fast sechs Jahren zum Einsatz kamen.

Gut erkennbar auf der hellen Hose: das Logo des ESAF 2019.
Foto: Screenshot

Die Königs-Favoriten

In dieser Saison arbeiten die Schwinger auf das grosse Highlight ESAF hin. Was zeigen die Favoriten auf den Königstitel bei den Kranzfesten? Am ersten Schwing-Sonntag stehen drei von ihnen im Einsatz. Samuel Giger (27) lässt am Thurgauer Kantonalen seine Muskeln spielen. Auf souveräne Art und Weise gewinnt er das Fest zum vierten Mal. Einzig den Eidgenossen Armon Orlik (29) kann er nicht bodigen, gegen ihn gibts einen Gestellten. Giger beweist, dass er in Form ist. Auch Orlik kann mit seinem Saison-Auftakt zufrieden sein. Er wird mit vier Siegen und zwei Gestellten (gegen die Eidgenossen Giger und Domenic Schneider) Zweiter.

Ein weiterer Anwärter auf den Königstitel überzeugt beim ersten Kranzfest ebenfalls. Pirmin Reichmuth (29) beendet das Zuger Kantonale ebenfalls auf Rang 2. Er gewinnt fünfmal, muss sich einzig gegen Normalkranzer Christian Zemp (20) mit einem Gestellten begnügen. Dass er für einmal einem anderen den Vortritt lassen muss, dürfte er verkraften. Immerhin feiert sein jüngerer Bruder Marco Reichmuth (27) seinen Premierensieg.

SchwingerLetztes FestNächstes Fest Bestresultat 2025
Samuel Giger (NOS)ThurgauerSt. Galler (25.5.)1. Rang
Armon Orlik (NOS)ThurgauerZürcher (17.5.)2. Rang
Werner Schlegel (NOS)verletzt – noch offen
Joel Wicki (ISV)Schwyzer (11.5.)
Pirmin Reichmuth (ISV)ZugerSchwyzer (11.5.) 2. Rang
Fabian Staudenmann (BKSV)Seeländisches (25.5.)
Adrian Walther (BKSV)Seeländisches (25.5.)
So bodigt Giger im Schlussgang Schneider
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Sieg am Thurgauer Kantonalen:So bodigt Giger im Schlussgang Schneider
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