Darum gehts
- Schneiders unsportliches Verhalten ist eine Chance für den Schwingsport
- Mit seiner Entschuldigung hat Schneider Grösse gezeigt – das verdient Respekt
- Forderungen nach Sperren oder Kranzaberkennung auf Social Media sind übertrieben
Die Szene war unsportlich, keine Frage. Und Schwinger Domenic Schneider war sich der Tragweite im ersten Moment wohl selbst nicht bewusst. Mit einem flapsigen Spruch versuchte er das Geschehene herunterzuspielen. Das war ungeschickt. In Schwingersprache: Er hat das Anschwingen verschlafen. Doch dann realisierte er rechtzeitig, dass mehr nötig ist. Schneider entschuldigte sich – beim Gegner und öffentlich.
Damit lebt er genau jene Werte vor, auf die der Schwingsport so stolz ist: Ehrlichkeit, Anstand, Fairness. Dass der Verband keine Sanktion ausspricht, ist ein Entscheid mit Augenmass. Man erinnert sich an Fälle, in denen Schwinger für ein nicht korrekt abgeklebtes Werbelogo verwarnt wurden – ohne böse Absicht.
Es ist wie vor Gericht
Bei Schneider war eine gewisse Absicht erkennbar. Doch statt sofort die grosse Disziplinar-Keule zu schwingen, wird der Fall nun eingeordnet, besprochen – und hoffentlich auch zur Grundlage für eine Anpassung des Reglements.
Dafür verdient der Verband ein Lob. Denn wie vor Gericht zählt auch hier das Gesamtbild. Bei Schneider ist das Vorstrafenregister leer. Er war nie negativ aufgefallen. Das muss berücksichtigt werden. So gesehen kommt er glimpflich davon. Und das ist auch richtig so.
Die Forderungen auf Facebook nach Sperren oder gar der Aberkennung des Kranzes sind lächerlich. Schneider hat keine Regel gebrochen. Die Leistung, die er am Thurgauer Kantonalen gezeigt hat, war stark – und den Sieg gegen Jeremy Vollenweider hätte er sich wohl auch ohne zusätzliches Sägemehl geholt.