Darum gehts
- Samuel Giger überrascht am Thurgauer Kantonalen mit strahlend weissen Zähnen
- Schuld daran ist ein Trainingsunfall mit dem Eidgenossen Damian Ott
- Im Schlussgang bodigte Giger seinen Klubkollegen Domenic Schneider
Es ist das Tuschelthema am Thurgauer Kantonalen. Samuel Giger (27) kämpft plötzlich mit strahlend weissen Zähnen. «Was ist denn da passiert?», fragt ein Zuschauer. Sofort wird spekuliert. Eine mögliche Theorie: «Vielleicht hat er seine Zähne gebleicht.»
Während das Publikum rätselt, vergräbt Giger einen Gegner nach dem anderen im Sägemehl. Mit vier Siegen und einem Gestellten zieht der Einheimische souverän in den Schlussgang ein. Dort kommt es erneut zum Duell mit Klubkollege Domenic Schneider (30). Dass er gegen Giger antreten darf, verdankt der Landwirt seinem Bruder.
Cleverer Schachzug der Einteilung
Mario Schneider (33) traf im fünften Gang auf Damian Ott (25). Genau vor diesem Kampf gewann Domenic Schneider und zog damit im virtuellen Klassement an Ott vorbei. Mario wusste, dass ein Gestellter seinen Bruder in den Schlussgang bringen würde. Entsprechend passiv agierte er. Ott lancierte einen Angriff nach dem anderen.
Einmal legte er Schneider sogar auf den Rücken – allerdings ausserhalb des Sägemehls. «Ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe alles versucht», sagte er danach. Und gratuliert der Einteilung: «Das haben sie taktisch klug gemacht.» Mit diesem Schachzug eliminierten sie den Toggenburger und sorgten für einen einheimischen Schlussgang vor 4850 Zuschauern in Thundorf TG.
Rätsel nach Schlussgang gelöst
Nach einem sonnigen Vormittag fand der letzte Kampf des Tages bei Nieselregen statt. Den Zuschauern und sich selbst zuliebe beendete Giger den Schlussgang schnell. Nach etwas mehr als einer Minute lag der 150 Kilo schwere Schneider auf dem Rücken. Sekunden später löste Giger das Rätsel um sein Zahnpasta-Lächeln.
Unter dem Applaus des Publikums zog er seinen weissen Zahnschutz aus. Den trägt der Lastwagenchauffeur erst seit dieser Saison. Grund dafür war ein schmerzhafter Zwischenfall im Training. «Es brachen mehrere kleine Zahnstücke ab», erklärt Giger.
Probleme mit Essen und Trinken
Es passierte im Zweikampf mit dem Eidgenossen Ott. «Ich bin ihm voll auf den Kopf geknallt», erinnert sich dieser zurück. Das komme im Schwingtraining immer wieder vor. Giger hätte gerne darauf verzichtet.
Da es während eines Trainingswochenendes passierte, konnte der Unspunnensieger erst am Montag zum Zahnarzt. «Das Essen und Trinken war sehr mühsam. Und wenn ich Hunger habe, kann ich unangenehm werden», meint er lachend. Um so etwas in Zukunft zu verhindern, trägt er neuerdings einen Zahnschutz.
Orlik widerspricht Betreuer
Neben seinem Zahnpasta-Lächeln sorgte vor allem sein erster Gang gegen Armon Orlik (29) für Diskussionen. Die Spitzenpaarung endete gestellt – wie viele weitere Duelle der Top-Leute. Blick-Leser überraschte das nicht. Weil die Nordostschweizer Top-Leute in diesem Winter so viel zusammen trainiert haben wie noch nie, neutralisierten sie sich.
So gab es auch beim Duell Giger gegen Orlik nur wenige Offensivaktionen. Und wenn, dann gingen sie von Giger aus. Trotzdem erhielten beide die Note neun. Und damit einen Viertelpunkt mehr als üblich. Dass vor allem Orlik für sein passives Verhalten belohnt wurde, kritisierten einige Betreuer aus der Nordostschweiz.
Orlik sieht das anders: «Auf diesem Platz wurde schon bei früheren Kämpfen ähnlich bewertet. Deshalb finde ich es richtig, dass sie ihre Linie durchziehen.» Dass von ihm nicht mehr Offensivaktionen kamen, begründet er mit der Stärke seines Gegners. «Wenn du gegen Sämi voll angreifst, wird es brutal gefährlich. An einem anderen Schwingfest, in einer anderen Situation, wird sicher mehr kommen». Spätestens im Schlussgang am Eidgenössischen Schwingfest Ende August in Mollis GL dürfte Orlik deutlich mehr riskieren.