«Logisch kämpft jeder für seinen Verband»
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ISV-Einteiler über das ESAF:«Logisch kämpft jeder für seinen Verband»

Videostudium, Mentaltraining, Spickzettel und Dialekte lernen
So minuziös bereiten sich die ESAF-Einteiler vor

Hinter den Kulissen wird am ESAF um die Spitzenpaarungen gefeilscht. Bevor der Königskampf beginnt, verraten die Verantwortlichen ihre Tricks.
Publiziert: 00:03 Uhr
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Stefan Muff sitzt für die Innerschweizer in der Einteilung.
Foto: Sven Thomann

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Nicola AbtReporter Sport

Es ist das grösste Mysterium im Schwingsport. Und sorgt regelmässig für Diskussionen: die Einteilung. Hinter verschlossenen Türen wird diskutiert, argumentiert und teilweise auch heftig gestritten. Am ESAF nehmen die Einteiler einmal mehr eine sehr wichtige Rolle ein.

Schliesslich entscheiden sie, wer Staudenmann, Wicki, Giger und Co. auf ihrem Weg zum Königstitel aus dem Weg räumen muss. «Du musst deinen Gegnern immer einen Schritt voraus sein», erklärt Fridolin Beglinger, der für die Nordostschweiz in der Einteilung sitzt.

Taktische Spielereien

Erste grosse Diskussionen sind bereits am Mittwochabend vorprogrammiert. Dann präsentiert Stefan Strebel, der Technische Leiter des Verbands, die Spitzenpaarungen für den ersten Gang. Diese durfte er in Eigenregie zusammenstellen. Die weiteren Gänge werden im Gremium unter der Leitung von Strebel bestimmt.

ESAF-Einteiler verrät sein Geheimnis für Spitzenpaarungen
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Erste Duelle stehen fest:ESAF-Einteiler verrät sein Geheimnis für Spitzenpaarungen

Jeder der fünf Teilverbände ist mit einem Mann vertreten. Bei Unstimmigkeiten wird demokratisch abgestimmt. Um die anderen überzeugen zu können, ist taktisches Geschick gefragt. «Manchmal ist es besser, einen Kompromiss einzugehen. Später kannst du genau darauf verweisen – und damit deine eigene Wunschlösung durchsetzen», erklärt Stefan Muff, Technischer Leiter der Innerschweizer.

Solche Spielereien funktionieren aber nur mit einem klaren Plan. Um am Saisonhöhepunkt optimal vorbereitet zu sein, haben die Einteiler nichts dem Zufall überlassen: Sie wälzten Notenblätter, analysierten Videos und reisten an teils über 15 Schwingfeste.

Körperliche und mentale Vorbereitung

Die wichtigsten Informationen über ihre Schwinger und die der Konkurrenz müssen sie auswendig im Kopf haben. «Du musst sehr schnell reagieren und kombinieren», sagt Beglinger. An den zwei ESAF-Tagen bestimmen die Einteiler um die 700 Paarungen.

Um im Kopf frisch zu bleiben, hat Muff im Vorfeld regelmässig Sport gemacht. Zudem setzt der Landwirt – genau wie die Schwinger – auf Mentaltraining. «Schon als Aktiver habe ich viel mit Visualisierung gearbeitet. Diese Technik nutze ich jetzt auch in meiner Rolle als Einteiler.»

Kleiner Spickzettel als Hilfe

Ungewöhnlich ist auch die Vorbereitung von Christian Kolly. Denn der Technische Leiter der Südwestschweiz hat in der Einteilung einen leichten Nachteil: die Sprache. Weil er aus der Romandie stammt, ist sein Deutsch nicht perfekt. «Darum höre ich Podcasts und Radiosendungen im Dialekt, um mich zu verbessern», sagt Kolly.

Schliesslich setzt sich der durch, der seine Argumente am überzeugendsten rüberbringt. Als Vorsitzender der Einteilung macht Strebel jeweils einen Vorschlag. «Dann hast du eine Sekunde Zeit, um einen Gegenvorschlag zu machen und diesen gut zu begründen», erklärt der Nordwestschweizer Vertreter Guido Thürig.

Er hat einen kleinen Spickzettel mit den wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Schwinger vorbereitet. «Ein kurzer Blick genügt, und ich weiss, was mein nächster Zug sein könnte.» Wichtig sei, stets ein bis zwei Gänge vorauszudenken.

Heftiger Streit vor zwei Jahren

Wenn man seine Wunschpaarung gefunden hat, geht es darum, diese den anderen schmackhaft zu machen. «Als Einteiler musst du ein guter Verkäufer sein», betont Muff. Ebenso wichtig sei es, Ruhe zu bewahren – gerade dann, wenn es hektisch oder laut wird.

So wie am Unspunnen-Schwinget 2023: Über den Schlussganggegner von Samuel Giger stritten sich die Einteilenden so heftig, dass fast jedes Wort durch die verschlossene Tür drang. Solche Szenen seien jedoch Ausnahmen, betonen die Verantwortlichen. Denn am Ende verfolgen alle dasselbe Ziel: Es soll der Beste zum Schwingerkönig gekürt werden.

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