Unter den wachsamen Augen des legendären Vreneli spritzt sich Fabian «Fäbu» Staudenmann (25) am Dorfplatz in Guggisberg Wasser ins Gesicht. Der Top-Favorit beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) stapft nun aber nicht etwa vom Brunnen in den Sägemehlring, so wie er es gewöhnlich tut, bevor er seinen nächsten Gegner bodigt. Nein, der berühmteste Sohn des Vreneli-Dorfs am Fuss des Guggershörnli im Berner Mittelland bittet die GlücksPost in die «Sternen»-Gaststube.
Stephan Eichers (65) Interpretation des «Guggisberglieds» gefalle ihm am besten, sagt Fabian Staudenmann. «Ich staune immer wieder, wie viele Menschen dieses schöne Volkslied erwähnen, wenn sie erfahren, woher ich stamme. Aber hey, wir haben nicht nur das Guggisberglied!»
Hier oben, im Dreieck der Städte Bern– Thun–Freiburg auf 1115 m ü. M., sei die Aussicht atemberaubend. Wenn die Sonne untergehe, spiegle sich der Mond im Neuenburgersee. Auch die Uhren würden anders ticken als im geschäftigen Unterland. Man habe noch Zeit für einen Schwatz zwischendurch. «In Guggisberg ist der Lebensrhythmus gemächlicher und der Alltag entschleunigter als im Berner Quartier Wankdorfcity, wo ich wohne.»
Der Landgasthof Sternen gehört den Grosseltern von Fabian Staudenmann, die hier seit 37 Jahren wirten. Auch Fabians Urgrossmami Fides (92) schaut ab und zu vorbei und steckt ihrem Urenkel einen Fünfliber zu. «Früher hat sie mir pro Zweig und Kranz einen Batzen gegeben, heute liegt die Latte höher: Ich muss schon ein Fest gewinnen, um den Fünfliber einzuheimsen», erzählt der Führende der aktuellen Jahreswertung mit einem Lächeln im Gesicht.
In der Gaststube zeugen Treicheln mit bestickten Riemen von Staudenmanns grossartigen Erfolgen. 20 Kranzfeste hat er bislang gewonnen, dazu die eidgenössischen Anlässe in Kilchberg 2021 und Appenzell 2024. Seine Dominanz im Sägemehlring widerspiegelt sich seit einem Jahr auch auf der Speisekarte. «Fabians Schwinger-Dessert» heisst die süsse Kreation zu seinen Ehren. Die Köstlichkeit besteht aus Zimtparfait mit eingelegten Zwetschgen, Vanilleglacé, Merängge und Chäsi-Nidle. «Wir hatten noch eine freie Seite auf der Dessertkarte», meint Mutter Angela (46) und lacht.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!
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Umgang mit der Favoritenrolle
Für den zweifachen Schwingerkönig Ernst Schläpfer (69) ist Fabian Staudenmann der Top-Favorit am ESAF in Mollis GL (29.– 31. August). Er sei der Beweglichste, Vielseitigste und Konsequenteste aller Spitzenschwinger, begründet Schläpfer seine Einschätzung. «Ich versuche, die Favoritenrolle und den damit verbundenen Druck dankbar und mit einer gewissen Lockerheit anzunehmen.» Man komme nicht in eine solche Situation, wenn man zuvor schlechte Leistungen abgeliefert habe. «Als Top-Favorit gehandelt zu werden, ist der coole Nebeneffekt von guter Arbeit während der Saison», sagt Fabian Staudenmann, der dem Schwingklub Schwarzenburg angehört.
Ernst Schläpfer weist aber auch darauf hin, dass nicht immer der Favorit gewinne. Das wisse er aus eigener Erfahrung. 1986 gewann der Appenzeller alle Schwingfeste und blieb ohne Niederlage. Dann kam das Eidgenössische in Sion. Im Schlussgang musste er gegen Harry Knüsel (64) die einzige Saisonniederlage einstecken. Schwirren solche Gedanken auch durch Fabian Staudenmanns Kopf? «Natürlich, das ist doch menschlich. Solche Gedanken zuzulassen, ist auf jeden Fall besser, als sie zu verdrängen. Im Kampf um die Königskrone gehört eine Portion Demut dazu. Denn im Schwingen kann es schnell gehen.» Wenn man auch nur eine Sekunde unaufmerksam sei, rechnet der Mathematik-Student vor, liege man schon auf dem Rücken.
Königliche Tipps
Fabian Staudenmann arbeitet im Athletikbereich eng mit Matthias Glarner (39, Schwingerkönig 2016), und Konditionstrainer Roland Fuchs (59) zusammen. Während der Saison sehen sie sich jeden zweiten Tag. «So können wir den Trainingsplan anpassen, wenn die Situation es erfordert. Mätthel und Roli schätze ich als Menschen sehr. Sie haben eine unglaublich coole Einstellung zum Sport», schwärmt er.
Keine Frage, Fäbu wird Mätthels königliche Tipps auf dem Weg ins Glarnerland dankbar annehmen. Sonst hat der 1,91 m grosse und 117 kg schwere Modellathlet aber kein schwingerisches Vorbild.
Stattdessen hat es ihm als Mitglied des Skiklubs Riffenmatt ein Superstar im Schnee angetan. «Ich bin beeindruckt von Marcel Hirscher. Wie er mit seiner mentalen Stärke Lauf für Lauf sein volles Potenzial ausgeschöpft hat, verdient höchste Anerkennung», rühmt Fabian Staudenmann den 36-jährigen Österreicher. Grossen Respekt hat er auch vor Skirennfahrer Marco Kohler (27), einem Weggefährten in der Spitzensport-RS in Magglingen BE. «Wie er sich nach zahlreichen Verletzungen stets aufs Neue zurückgekämpft hat, zeugt von einer starken Willensleistung.»
Psychologe hilft gegen Leere
Zum Betreuerstab von Fabian Staudenmann gehört auch ein Sportpsychologe. Im November 2023 hatte er ein Schlüsselerlebnis: «Innerhalb von 24 Stunden sagten mir zwei Personen unabhängig voneinander, dass sie den Eindruck hätten, mir sei die Freude am Schwingen und das Unbeschwerte abhandengekommen.» Und dies nach einer durchaus erfolgreichen Saison: Staudenmann hatte 2023 sieben Kranzfeste gewonnen und lediglich einen Kampf verloren, gegen Samuel Giger (27) im Anschwingen des Unspunnen-Schwingets in Interlaken BE.
Um das mentale Tief zu überwinden, engagierte Fabian Staudenmann vor eineinhalb Jahren dann eben Sportpsychologe Robert Buchli (45). «Erfolg im Sport», erklärt Staudenmann, «entsteht nicht isoliert. Er ist das Ergebnis eines Zusammenspiels von Faktoren wie Training, Wettkampf, privatem Umfeld, Sponsoren und Medien». Er ergänzt: «Durch die Zusammenarbeit mit Röbi lerne ich, all diese Bereiche gezielt zu managen, mentale Stärke zu entwickeln und Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Das macht den entscheidenden Unterschied.»
Vom Schwing-Highlight des Jahres berichtet Blick natürlich auf allen Kanälen ausführlich. Auch mit TV-Einschaltungen live vom Festgelände in Mollis GL: Am Freitag fühlt Moderator Reto Scherrer erstmals den Puls der Fans (live ab 17.30 Uhr). Am Samstag geht Blick in der Mittagspause (ab 12.15 Uhr) und zum Ende der Action im Sägemehl auf Sendung (ab 17.30 Uhr). Dann jeweils mit einem Live-Talk von «Hoselupf – das Schwing-Duell» mit Blick-Experte Marcel W. Perren und Gästen wie Schwingerkönig Nöldi Forrer. Die Stimmungssendung mit dem Talk gibt es ebenfalls am Sonntag in der Mittagspause. Am Sonntagabend ab 17.30 Uhr analysiert die «Hoselupf»-Runde die ESAF-Entscheidung dann ausführlich und in Podcast-Länge.
Vom Schwing-Highlight des Jahres berichtet Blick natürlich auf allen Kanälen ausführlich. Auch mit TV-Einschaltungen live vom Festgelände in Mollis GL: Am Freitag fühlt Moderator Reto Scherrer erstmals den Puls der Fans (live ab 17.30 Uhr). Am Samstag geht Blick in der Mittagspause (ab 12.15 Uhr) und zum Ende der Action im Sägemehl auf Sendung (ab 17.30 Uhr). Dann jeweils mit einem Live-Talk von «Hoselupf – das Schwing-Duell» mit Blick-Experte Marcel W. Perren und Gästen wie Schwingerkönig Nöldi Forrer. Die Stimmungssendung mit dem Talk gibt es ebenfalls am Sonntag in der Mittagspause. Am Sonntagabend ab 17.30 Uhr analysiert die «Hoselupf»-Runde die ESAF-Entscheidung dann ausführlich und in Podcast-Länge.
Tatkräftig unterstützt wird Fabian Staudenmann auch von seiner Familie: Mutter Angela, Vater Fredu (47), Bruder Julian (22), Schwester Dominique (18), die Grosseltern Gabriela (66) und Fritz Pfeuti (67), Göttimeitli Vivienne (6) sowie natürlich Fünfliber-Urgrossmami Fides. «Sie halten mir den Rücken frei», sagt Single Fabian Staudenmann. Auf dem Weg zum möglichen Königstitel überlässt er nichts dem Zufall. So hat er auch seine Ernährung angepasst – im Alltag wie am Wettkampftag.
Die allerletzten Vorbereitungen vor dem Hoselupf hat «Fäbu» standardisiert. 56 500 Tagesgäste in der Arena von Mollis und ein Millionenpublikum vor dem Fernseher werden beobachten, wie er am Schwingerbrunnen seine Oberarme ins kühle Nass taucht, sich ein paar Sekunden später zweimal Wasser ins Gesicht spritzt, einmal in den Nacken und zweimal auf die Oberschenkel, ehe er entschlossen auf die Oberschenkel klopft und zum Platzrand geht. Dort angekommen, kauert er sich nieder, nimmt Sägemehl in die Hände und macht eine letzte Dehnübung.
Spock als Glücksbringer
«Dieses Aufwärmritual gibt mir Sicherheit», meint er. Ds Vreneli ab em Guggisberg wird im Glarnerland nicht mehr über ihn wachen. Diese Aufgabe übernimmt dann Spock, die Ikone aus «Star Trek». «Die Lego-Minifigur hängt als Glücksbringer an meinem Turnsack, in dem ich Hemden, Riegel und einen Bidon mitführe», sagt Fabian Staudenmann. «Meine Gotte hat mir diesen Töggu geschenkt.»
Ist der Königstitel sein Lebenstraum? Fabian Staudenmann lässt sich Zeit mit der Antwort: «Ich finde es schwierig, diese Frage zu beantworten. Für mich sollte ein Lebenstraum nicht an zu viele Erwartungen oder Bedingungen geknüpft sein.»
Er denkt weiter laut nach: «Oft entsteht im Leben der Eindruck, man müsse zuerst gewisse Dinge erreichen – ein eigenes Haus bauen, eine Familie gründen, beruflichen Erfolg haben –, um sich dann das Glücklichsein zu erlauben», sagt er nachdenklich.
«Doch aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen weiss ich: Erreicht man ein Ziel, taucht schnell das nächste auf. So entsteht eine Art Kette von Bedingungen – das Gefühl, erst glücklich sein zu dürfen, wenn … Und dieses Wenn verschiebt sich immer wieder.» Fabian Staudenmann sieht das anders: «Mein Lebenstraum ist es, den Zustand des Glücklichseins zulassen zu können – ohne, dass er an etwas Bestimmtes gebunden ist.» Vielleicht gelingt ihm genau das nach dem Schlussgang des ESAF in Mollis. Ganz unabhängig vom Resultat.