Darum gehts
Domenic Schneider (31) verkörpert die Antithese zum modernen Schwinger. Der Thurgauer fällt neben den vielen Modellathleten an der Spitze durch seine rundliche Postur auf. «Dass so jemand Erfolg hat, schadet dem Schwingsport. Es vermittelt den Eindruck, dass man überhaupt nicht trainieren muss», beklagen einige hinter seinem Rücken.
Darauf angesprochen, muss der dreifache Eidgenosse schmunzeln. Schneider sitzt auf der Terrasse des Berggasthauses Schwammhöhe und blickt auf den Klöntalersee hinunter. «Wer so etwas sagt, hat keine Ahnung vom Schwingen», erklärt der Landwirt.
Er könne sechs Minuten lang mit den Besten mithalten. Bewundert wird er für seine gewaltige Rumpfmuskulatur. «Das kommt davon, dass ich im Training am Boden verteidige, bis es nicht mehr geht.» Beim letzten ESAF in Pratteln glänzte Schneider mit Rang zwei.
Kein Appetit während der Schwingfeste
In Mollis GL Ende August strebt der Landwirt erneut einen Spitzenplatz an. Um sich optimal auf den Grossanlass einzustimmen, setzt sich Schneider an diesem Donnerstagmittag intensiv mit verschiedenen Glarner Spezialitäten auseinander. «Das gefällt mir. Ich esse sehr gerne», meint er mit einem Augenzwinkern.
Im ersten Gang wird dem 150-Kilo-Koloss ein Zigerbrütli aufgetischt: ein kleiner Toast mit einem Streifen Ziger links und rechts. Zwischen den Streifen befinden sich unterschiedliche Früchte oder Fleisch. «Die mit Speck schmecken mir besonders gut.»
Während Schneider ordentlich zuschlägt, verrät er, dass ihm das Essen während der Schwingfeste schwerfällt. «Ich bringe dann fast keinen Bissen runter. Deshalb gönne ich mir am Abend davor ein grosses Menü.» Oft gibt es Spaghetti Carbonara.
Lob an seine Frau und seine Mutter
An diesem warmen Sommertag im Juli bekommt Schneider im zweiten Gang etwas, das er so noch nie gegessen hat: eine Glarner Kalberwurst an Zwiebelsauce mit Kartoffelstock und Dörrzwetschgen. «Diese Wurst ist richtig gut», sagt der Fleischliebhaber.
Auch für die Beilagen findet der gelernte Zimmermann nur lobende Worte. Beim letzten Bissen erzählt Schneider, dass er nicht sehr wählerisch sei. «Ich esse das, was auf den Tisch kommt. Meine Frau und meine Mutter kochen jeweils fantastische Menüs.»
Er selbst steht eher selten in der Küche. Der dreifache Vater kümmert sich um den Bauernhof im thurgauischen Dorf Friltschen. Unterstützung erhält er von den Eltern. Auch seine Kinder helfen teilweise mit.
Schneider verteilt Bestnoten
Während diese zu Hause spielen, geniesst ihr Vater den dritten Gang im Gasthaus. Auf seinem Teller befindet sich ein Glarner Netzbraten mit Zigerhörnli und Gemüse. «Der Braten ist sehr zart», lobt Schneider, der drei statt wie üblich zwei Stücke erhielt. Nach wenigen Minuten ist sein Teller leer. «Für ein Dessert habe ich zum Glück noch Platz.»
Andere Spitzenschwinger würden darauf verzichten. Schneider tickt anders. Er hält nicht viel von einem strikten Ernährungsplan. «Ich weiss, was mir guttut.» Daher darf es auch einmal ein üppiges Dessert sein, wie jenes in der «Schwammhöhe».
Schneider geniesst ein Parfait mit Magenträs (Glarner Gewürzzucker) sowie eine Glarner Berggeist-Torte. «Da darf ich einmal mehr Bestnoten verteilen.» Als alle Teller leer sind, setzt sich Wirt Martin Hösli neben den Schwinger. Dieser will wissen, wie es Schneider geschmeckt hat. «Es war fantastisch. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.»
Kulinarisch konnte das Glarnerland Schneider also überzeugen. Ob es auch im Sägemehl «fantastisch» ist, wird sich Ende August zeigen.