Fan zündet einen Böller auf der Schwägalp
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Schrecksekunde beim Bergfest:Fan zündet einen Böller auf der Schwägalp

Böller-Eklat auf der Schwägalp löst heftige Reaktionen aus
«Wir wollen keine Zustände wie im Fussball»

Ein Böller überschattete den Bergklassiker auf der Schwägalp. Nun berichten Funktionäre und Schwinger, was sie beobachtet haben. Und äussern scharfe Kritik.
Publiziert: 18.08.2025 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2025 um 09:10 Uhr
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Normalerweise gehört die Schwägalp zu den schönsten Schwingfesten des Jahres.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Böller-Eklat überschattet Schwingfest auf der Schwägalp
  • Schwinger und Funktionäre reagieren verärgert auf den Vorfall
  • Stefan Strebel spricht von einem «Horror-Szenario» am ESAF
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Die Stimmung am Schwingfest auf der Schwägalp erreichte ihren Höhepunkt, als es plötzlich knallte. Mitten in der La-Ola-Welle riss ein Böller die 12'450 Zuschauer aus ihrer Feierlaune. «Das habe ich noch nie erlebt», sagt Stefan Strebel, der Technische Leiter des Verbandes, am Tag danach.

Der Böller-Eklat erschüttert den Schwing-Boss. Strebel stand nur wenige Meter entfernt in einer Warteschlange. «Ich bin zuerst erschrocken und habe mich dann geärgert. So etwas gehört nicht an ein Schwingfest!» Schliesslich ist das friedliche Beisammensein eines der Erfolgsrezepte des Nationalsports.

Reaktion der Leute überrascht Schwinger

Aus nächster Nähe erlebte auch Schwinger Sales Tschudi den Vorfall. Er war als Zuschauer auf der Schwägalp und unterstützte seine Teamkollegen aus der Nordostschweiz. «Als es knallte, zuckte ich zusammen», sagt er.

Dann sah Tschudi sofort auf den Schwingplatz und hoffte, dass niemand gestört wurde. «Wäre ich im Sägemehl gestanden, hätte mich das genervt. Eine solche Aktion kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.» 

So weit kam es beim Kampf von Josias Müller glücklicherweise nicht. Der Bündner absolvierte gerade seinen fünften Gang, als der Böller in die Luft flog. «Da es durch die Welle zuvor sowieso bereits sehr laut war, habe ich es nur halbwegs mitbekommen. Ich konnte es zum Glück sehr gut ausblenden», sagt Müller. 

Überrascht hat ihn vielmehr die Reaktion danach. «Ich hatte das Gefühl, dass es einfach so hingenommen wurde.» Tatsächlich blieben rund um den Übeltäter alle sehr ruhig. Ganz anders fiel die Reaktion der Zuschauer auf dem Brünig aus, als es vor mehreren Jahrzehnten zu einem ähnlichen Zwischenfall mit Feuerwerk kam. 

Schwägalp-OK verurteilt die Aktion

Der Bergklassiker fand damals an einem 1. August statt. Speaker-Legende Marcel Durrer (78) erinnert sich: «Jemand zündete mitten in den Zuschauern eine Rakete. Als diese vom Himmel fiel, traf sie einen Mann an der Schulter.» Der Getroffene blieb ohne Verletzung, nur sein Hemd hatte ein Loch. 

«Auf dem Weg zum Ausgang wurde er von den anderen Zuschauern heftig geschubst. Es erinnerte mich an einen Spiessrutenlauf.» Auch diesmal soll niemand ernsthaft verletzt worden sein. Auf Anfrage von Blick zeigt sich das Schwägalp-OK dennoch verärgert: «Wir verurteilen diesen Vorfall aufs Schärfste und distanzieren uns ausdrücklich von solchen Aktionen.»

Der Bergklassiker stehe für Tradition, Fairness und ein respektvolles Miteinander. «Das Zünden eines Böllers stellt nicht nur eine unnötige Gefährdung dar, sondern widerspricht auch dem Geist und den Werten unseres Anlasses.» Nun werde geprüft, wie man solche Vorkommnisse in Zukunft verhindern kann. 

Einzigartige Atmosphäre wird bedroht

Ein schwieriges Unterfangen, da im Schwingsport keine Eingangskontrollen durchgeführt werden. Jeder Zuschauer darf mitnehmen, was er möchte: Sei es ein Messer, Brot, Fleisch, Käse oder Weisswein, alles ist erlaubt. Das macht den Charme des Nationalsports aus. 

Doch Böller-Aktionen wie auf der Schwägalp bedrohen diese einzigartige Atmosphäre. Als der dreifache NOS-Sieger Urs Bürgler via Blick davon erfährt, wählt er deutliche Worte: «Das ist störend und darf nie wieder passieren. Wir wollen keine Zustände wie im Fussball. Deshalb müssen wir Sorge tragen zu unserer Schwingkultur.» 

Schwinger-Boss warnt vor schlimmen Folgen

Ein grösseres Polizeiaufgebot sei dafür aber nicht nötig. «Die richtigen Schwing-Fans stellen so jemanden zur Rede und sagen ihm, dass sich das nicht gehört.» Bleibt zu hoffen, dass es am ESAF in knapp zwei Wochen ruhig bleibt.

Auf dem Festgelände werden gegen eine halbe Million Menschen erwartet. «Ein solcher Knall kann Panik auslösen. Das wäre ein Horror-Szenario», sagt Strebel. Der Schwing-Boss glaubt jedoch fest daran, dass das Saisonhighlight einmal mehr ein Volksfest wird.

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