Wasserspringerin Heimberg fiel nach Olympia-Aus in ein Loch
«Bin stolz darauf, wie ich die schwierige Zeit gemeistert habe»

Nach der verpassten Olympia-Quali für Paris setzte Michelle Heimberg ein halbes Jahr keinen Fuss ins Hallenbad. Mittlerweile hat sie sich zurückgekämpft – und ist vor der WM in Singapur vielleicht stärker denn je.
Publiziert: 25.07.2025 um 19:06 Uhr
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Michelle Heimberg hat turbulente Zeiten hinter sich.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Ausgebrannt: Wasserspringerin Michelle Heimberg zog sich im Vorjahr zurück
  • Erfolgreiche Rückkehr mit EM-Gold und -Bronze nach halbjähriger Pause
  • Fokus auf WM in Singapur und Olympia 2028 in Los Angeles
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Dieser eine Sprung in Doha im Februar vergangenen Jahres brachte Michelle Heimbergs Gefühlsbecken zum Überlaufen. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie durch einen groben Fehler im dritten Quali-Versuch an der WM ausschied und – noch viel schlimmer – gar das Olympia-Ticket verpasste. Es kam für die Aargauerin in diesem Moment emotional einfach zu viel zusammen.

Heimberg (25) musste die Saison abbrechen, zog sich zurück, betrat insgesamt ein halbes Jahr lang kein Hallenbad mehr. «Mein Körper machte nicht mehr mit», sagte sie später zu Blick. Und: «Ich habe die Handbremse vermutlich zu spät gezogen.» Die Burn-out-Symptome trafen sie hart. Die Freude am Wasserspringen war weg, die für sie sonst so typische Energie ebenfalls. Zunächst hatte sie sogar Mühe, für einfache Aktivitäten aus dem Haus zu kommen. Heimberg erkannte sich selbst nicht mehr wieder.

Morgane Herculano übersteht Vorrunde

Die Genfer Wasserspringerin Morgane Herculano hat an der WM in Singapur die Vorrunde vom 20-Meter-Turm überstanden. Die 25-jährige Harvard-Studentin reiht sich nach den ersten vier Sprüngen im 14. Rang ein, was gerade noch fürs Weiterkommen reicht.

Die entscheidenden Runden 5 und 6 finden am Samstag und Sonntag statt. Bei den Männern scheiden Pierrick Schafer (18.) und Jean-David Duval (19.) aus. (SDA)

Die Genfer Wasserspringerin Morgane Herculano hat an der WM in Singapur die Vorrunde vom 20-Meter-Turm überstanden. Die 25-jährige Harvard-Studentin reiht sich nach den ersten vier Sprüngen im 14. Rang ein, was gerade noch fürs Weiterkommen reicht.

Die entscheidenden Runden 5 und 6 finden am Samstag und Sonntag statt. Bei den Männern scheiden Pierrick Schafer (18.) und Jean-David Duval (19.) aus. (SDA)

Erst im September kehrte sie ins Training zurück – nach Monaten, in denen ihr das engste Umfeld beistand und sie lernte, «dass es auch noch mehr gibt als den Sport». Rückblickend spricht sie von einem «Prozess», den sie durchmachen musste: «Der Abstand hat mir gutgetan. Es hat sich gelohnt, auf mein Gefühl zu hören.» Ein endgültiger Rücktritt sei kein Thema gewesen, doch sie sagt auch ganz offen: «Wäre das Feuer für meine Sportart nicht mehr zurückgekommen, wäre das auch in Ordnung gewesen.»

LA 2028 als Fernziel

Nun, dieses Feuer kam allerdings zurück. Und es lodert wieder wie wild. Ein Jahr nach ihrer Pause wirkt Heimberg top motiviert, energiegeladen, voller Tatendrang. Und selbstbewusst. Das hat freilich auch mit den starken Erfolgen zu tun, die sie nach ihrem Comeback einfuhr. An der EM in Antalya in der Türkei gewann sie im Frühsommer Bronze vom Einmeter- und Gold vom Dreimeterbrett. Heimberg hat sich eindrücklich zurückgemeldet und gehört nun auch an der für sie am Samstag (Einmeterbrett) beginnenden WM in Singapur zu den Athletinnen, die man auf dem Zettel haben muss.

In der Zwischenzeit hat die zu 50 Prozent angestellte Zeitsoldatin auch ihr Studium in Kommunikationswissenschaften erfolgreich mit dem Bachelor abgeschlossen. Der Fokus gilt also derzeit nur den Sprüngen in Singapur. Ob es ihr zu einem Coup in Südostasien reicht? Heimberg hofft darauf. Doch sie ist in erster Linie froh, «wieder die Freude und Lockerheit» am Wasserspringen gefunden zu haben. Der geplatzte Olympia-Traum von Paris sei abgehakt, meint sie. Jener von Los Angeles 2028 lebe dafür mehr denn je. Und vor allem sagt sie: «Ich bin stolz darauf, wie ich die schwierige Zeit gemeistert habe. Ich habe viel über mich selbst gelernt.»

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