Darum gehts
- Elise Chabbey: Vielseitige Radsportlerin mit Medizinstudium und olympischer Vergangenheit
- Chabbey liebt Berge und ein einfaches Leben, und ihr Selbstvertrauen wächst
- WM-Strecke in Kigali: 3350 Höhenmeter auf 164,6 Kilometern
Mit Elise Chabbey (32) wird es nie langweilig. «Ich bin manchmal etwas verrückt, so etwas wie der Clown im Team», sagt sie. «Ich nehme mich nicht zu ernst und kann über mich lachen.»
Doch Chabbey ist auch Perfektionistin. Läuft ein Training schief, fliessen auch mal Tränen. Vor der Rad-WM auf dem Berninapass etwa: «Mein Powermeter war noch auf Meereshöhe eingestellt. So erreichte ich die Sollwerte nicht. Da rief ich meinen Coach an und sagte: Ich höre auf! Erst danach merkte ich den Fehler – einfach dumm.»
In der Öffentlichkeit wirkt Chabbey zurückhaltend, fast scheu. Vielleicht, weil sie erst mit 26 voll auf Radsport setzte. Lange zweifelte sie, ob sie ins Profi-Peloton gehört. Vorher startete sie als Kanutin bei Olympia 2012 und als Bergläuferin bei der WM 2018. Nebenbei studierte sie Medizin und wurde Ärztin – ein Leistungsausweis, der seinesgleichen sucht. Trotzdem sagt sie: «Ich habe nicht viel Selbstvertrauen.»
Doch es wächst. Wer sie einst belächelt haben sollte, schweigt seit 2025. Chabbey gewann bei der Tour de Romandie eine Etappe und die Gesamtwertung («Zu Hause zu gewinnen, war ein Traum»). Bei der Tour de France trug sie das Trikot der besten Bergfahrerin («Dieses Punkte-Trikot ist ikonisch»). Als Favoritin für den WM-Sieg sieht sie sich jedoch nicht: «Die Holländerinnen sind sehr stark. Aber wir Schweizerinnen haben keine Angst – wir haben das Level, um sie zu schlagen.»
Schon als Kind liebte sie das einfache Leben
Die Strecke in Kigali kommt Chabbey entgegen: 3350 Höhenmeter auf 164,6 Kilometern – so viel wie auf der Königsetappe der Tour de France. «Es gibt keinen grossen Pass, sondern viele Anstiege. Das liegt mir und unserem Team», sagt Chabbey, die mit Zeitfahrweltmeisterin Marlen Reusser (34) eine Schweizer Doppelspitze bildet.
Nicht nur auf dem Velo, sondern auch privat liebt Chabbey die Höhe. Auf die Frage, ob sie lieber Meer und Strand oder Berge und Schnee habe, kommt wie aus der Pistole geschossen: «Berge und Schnee! Ich wandere gerne, liebe auch das Langlaufen im Winter. Da habe ich meine Ruhe. Am Strand dagegen wimmelt es oft von Leuten.»
Zwar wuchs Chabbey in Genf, also der zweittiefstgelegenen Grossstadt der Schweiz (375 Meter über Meer) auf. Allerdings hatten und haben ihre Eltern ein Häuschen in den französischen Alpen. Genauer: In der Nähe von Megève. «Mit ihnen und meinen vier Geschwistern fuhren wir immer am Freitag nach der Schule dahin. Das Haus liegt im Nirgendwo und ist sehr einfach. Es hatte kein warmes Wasser, und auch heute kochen wir dort noch mit Gas und heizen mit Holz», so Chabbey. Ihre Augen leuchten, wenn sie davon spricht.
Und wenn sie Weltmeisterin wird? «Die EM steht als Nächstes an. Aber ein Regenbogentrikot im Strassenrennen – das wäre das Grösste. Dann gäbe es zu Hause eine richtige Party.»