Selbst Dominator Pogacar ist beeindruckt
Ein Ex-Biathlet mischt die Tour-de-France-Stars mächtig auf

Vom Biathlon zum Radsport: ein unerwarteter Aufstieg. Florian Lipowitz beeindruckt bei seiner ersten Tour de France und kämpft um einen Podiumsplatz in Paris.
Publiziert: 13:37 Uhr
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Aktualisiert: vor 53 Minuten
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Auf den Weg in den Rad-Olymp? Florian Lipowitz war früher Biathlet und begeistert nun Millionen Menschen bei der Tour de France.
Foto: Imago

Darum gehts

  • Florian Lipowitz: vom Biathlon-Talent zur Tour-de-France-Überraschung
  • Er wollte im Skigymnasium Stams hoch hinaus – und scheiterte
  • 24-jähriger Deutscher hat die interne Team-Hierarchie erschüttert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Früher traf er mit dem Gewehr ins Schwarze, jetzt trifft er an der Tour de France viele Fans mitten ins Herz: Florian Lipowitz. Der 24-jährige ehemalige Biathlet aus Laichringen (De) – das liegt nur 100 Kilometer von der Schweiz entfernt – ist nach 13 Etappen Vierter im Gesamtklassement. Und das bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt.

Rad-Deutschland flippt aus und fragt sich: Haben wir 18 Jahre nach Jan Ullrich (51) bald wieder einen Tour-Sieger?

So weit ist es natürlich noch nicht. Und es wird 2025 auch kaum passieren. Viel zu übermächtig ist Tadej Pogacar (26). Der Slowene hat 7:30 Minuten Vorsprung auf Lipowitz und fährt auf einem anderen Level – oder auf einem anderen Planeten, wie viele meinen. Aber hinter Pogacar? Da ist der Kampf um das Paris-Podium im vollen Gang und Lipowitz mittendrin – er liegt nur 6 Sekunden hinter dem Drittplatzierten Remco Evenepoel (25, Be).

Ein Kreuzbandriss veränderte alles

Hätte man vor fünf Jahren darauf gewettet, wäre man vielleicht schon bald reich. Denn: Lipowitz war bis 2020 Biathlet. Bereits mit acht Jahren war er in dieser Wintersport-Disziplin Deutscher Meister. Mit 15 zog er mit der Familie nach Stams (Ö), um im berühmten Skigymnasium den Weg an die Spitze zu schaffen.

Doch Lipowitz verletzte sich am Knie, und nach einem Kreuzbandriss fand er immer mehr Gefallen am Velofahren. 2019 gewann er den Engadiner Rad-Marathon und merkte nach und nach, dass er bereit war für einen radikalen Wechsel.

Sogar Pogacar ist beeindruckt

Im Jahr darauf rief er Ralph Denk, Teammanager von Red Bull-Bora-Hansgrohe, an und fragte, ob er unter ihm Rennen fahren dürfe. Ein ungewöhnliches Verhalten, das Denk aber neugierig machte. Sie trafen sich, und Denk parkierte Lipowitz beim Team Tirol KTM nach Österreich, wo er in Ruhe das ABC des Profi-Radsports lernen konnte. 2022 holte ihn Denk zurück. «Wenn ich heute sehe, wo Florian steht, macht mich das sehr stolz», sagt er.

Lipowitz gilt als ruhiger, fast scheuer Zeitgenosse. Lange waren Interviews für ihn eher Qual als Vergnügen, doch er kommt immer besser mit ihnen klar. Auf dem Velo beeindruckt der 1,81 Meter grosse und 68 Kilo leichte Bergspezialist nicht nur mit seiner Klasse, sondern auch mit seiner Technik. Im Gegensatz zu Primoz Roglic (35, Sln), als dessen Adjutant er eigentlich zur Tour gestartet war, kommt Lipowitz auch mit der Enge des Pelotons gut zurecht und stürzt seltener als der Ex-Skispringer.

Sogar Pogacar ist von «Lipo», wie ihn viele nennen, beeindruckt. «Er ist schon jetzt sehr stark und kann sich in den kommenden Jahren noch überall verbessern», sagt er. Schweissperlen hat der Tour-Dominator deswegen nicht. Trotzdem ist Lipowitz mittendrin, sein eigenes Märchen zu schreiben – wohin es ihn führen wird, ist noch unklar.

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