Darum gehts
- Mann stört Tour-de-France-Sprint, Schmid verliert Fokus und Rennen
- Sicherheitsmann drückt Eindringling gegen Bande, verhindert mögliche Katastrophe
- Schmid, zweifacher Schweizer Meister, fordert eine Bestrafung.
Es ist nach Mitternacht, als Rad-Ass Mauro Schmid endlich einen Moment der Ruhe hat. «Wenn ich mir die Videos und Fotos anschaue, sieht das schon crazy aus. Wäre er in uns hineingerannt, hätte er Menschenleben gefährdet – seines und unseres. Und auch jene der Zuschauer, denn dann wären die Velos vielleicht über die Banden geflogen.»
Was ist passiert? Rückblick. Bei der elften Etappe der Tour de France kämpft Schmid mit dem Norweger Jonas Abrahamsen (29) um den grössten Triumph seiner Karriere. Die zwei machen den Sieg im Sprint unter sich aus. Doch dann, wie aus dem Nichts, springt ein Mann auf die Strecke. «Israel out of the Tour» (dt. «Israel raus aus der Tour de France») steht auf seinem T-Shirt. Ein Sicherheitsmann erkennt die Gefahr, rennt von vorne vor Schmid und Abrahamsen durch und drückt den Eindringling gegen die Bande.
Schmid verliert den Sprint. «Ich suche keine Ausreden. Jonas hat verdient gewonnen», gibt Schmid offen zu. Aber er meint eben auch: «Ich habe Mitte des Sprints sicher etwas den Fokus verloren, weil ich den Zuschauer aus dem Augenwinkel gesehen habe.»
«Sie liegen auf der Strasse und machen Selfies»
Der zweifache Schweizer Meister (Strasse und Zeitfahren) macht sich grundlegende Gedanken. «Dass so etwas bei so vielen Sicherheitsmassnahmen auf der Zielgeraden passiert, ist verrückt. Die Gitter sind ja sehr hoch. Leider gibt es immer durchgeknallte Leute, die Aufmerksamkeit wollen. Und da ist die Tour de France, das grösste Rennen der Welt, halt eine Schaubühne.»
Schmid fände es gut, wenn man den Mann bestrafen würde. Denn was wäre gewesen, wenn er auf der anderen Seite der Strasse – also dort, wo Schmid und Abrahamsen sprinteten –hineingesprungen wäre? Schmid will es sich gar nicht vorstellen. «Es war auch so extrem gefährlich.»
Schmid hofft, dass die Zuschauer in den nächsten eineinhalb Wochen keinen Blödsinn machen. «Manchmal strecken sie ihre Handys sehr weit auf die Strasse. Oder sie legen sich sogar auf den Asphalt, um ein Selfie mit uns zu machen, wenn wir vorbeifahren. Das alles ist ein extremes Risiko.»