Darum gehts
- Marc Marquez holt neunten WM-Titel nach langer Verletzungspause
- Comeback nach medizinischer Odyssee und vermeintlichem Karriereknick
- Marquez hat jetzt gleich viele WM-Kronen wie Erzrivale Valentino Rossi
Auch sein ehemaliger Gegner zieht den Hut. «Das ist eines der grössten Comebacks der Sportgeschichte», sagt Jorge Lorenzo (38), selber fünffacher Töff-Weltmeister, über Marc Marquez (32). Marquez holt in Japan mühelos und schon fünf Grands Prix vor Saisonende seinen neunten WM-Titel. Marquez ist nach Rang 2 hinter Teamkollege Francesco Bagnaia MotoGP-Weltmeister – das Töff-Phänomen aus Spanien ist wieder ganz oben angekommen.
Aber zwischen Titel Nummer acht und Titel Nummer neun liegen dunkle Zeiten. MotoGP-Held Marquez hatte jahrelang dominiert, doch dann folgte der grosse Absturz. Eine wahnwitzig schnelle Rückkehr nach einem schweren Sturz steht 2020 am Ursprung der Krise. Eine Woche (!) nach einem Oberarmbruch sass Marquez wieder auf der Rennmaschine, das vertrugen die verschraubten Knochen nicht.
2020 stürzte Marquez nach schwerem Sturz ins Elend
Es folgte eine beispiellose medizinische Odyssee. Der Spanier benötigte vier Operationen, er verpasste in dieser Zeit 30 Rennen und stürzte 108 Mal. Auch, weil sein Arbeitgeber Honda ohne seine Nummer 1 bei der technischen Entwicklung total den Anschluss verloren hatte und nicht mehr konkurrenzfähig war. «Die letzten fünf Jahre waren extrem schwer für mich. Ich war häufiger zuhause als hier an der Rennstrecke. Das will ich nie mehr erleben», sagte Marquez diese Woche.
Er entscheidet sich Ende 2023 für einen Neustart, um es allen doch nochmals zu zeigen. Als achtfacher Weltmeister wechselt Marquez in Ducati-Privatteam von Gresini. Eigentlich ein Karriereknick. Aber Marquez bekam so eine der begehrten Ducati-Maschinen, den mit Abstand besten Töff im Feld.
Marquez schafft die Rückkehr an die Spitze und kann für 2025 ins Ducati-Werksteam aufsteigen. Nun war der Spanier nicht mehr zu bremsen. Mit einem Knall rast er zum Weltmeistertitel – im ersten Jahr als Werksfahrer räumt er die Siege wie früher auf beispiellose Weise ab. Dass sein im Vergleich mässig talentierter Bruder Alex der letzte «Gegner» im Titelkampf war, spricht Bände.
Marquez gleicht gegen Valentino Rossi bei den Titeln aus
Nach sechs Jahren wieder ganz oben – das ist die längste Wartezeit zwischen zwei Titeln, die jemals ein MotoGP-Weltmeister überdauern musste. «Dass ich diese ganzen Verletzungen jetzt auf bestmögliche Art und Weise abschliessen kann, ist sehr wichtig für mich», sagt Marquez.
Der neunte Titel, zwei in den kleinen Klassen und sieben in der Königsklasse, ist aber auch einem anderen Grund mythisch: Marquez holt den neunfachen Weltmeister Valentino Rossi (46) ein. Dieser Ausgleich bei den Titeln birgt Zündstoff. Rossi und Marquez sind sich bis heute spinnefeind. Der Spanier wird auch heute noch bei Rennen in Italien ausgepfiffen, obwohl er mittlerweile für die stolze italienische Marke Ducati fährt.
Es ist zehn Jahre her, als es zwischen dem Duo eskaliert. Rossi wähnte sich auf dem Weg zu seinem zehnten Titel und beschuldigte Marquez öffentlich, dass dieser seinem Titelrivalen Lorenzo helfen würde. Eine nie ernsthaft belegte These, doch der hasserfüllte Krach zwischen den beiden Töff-Helden war angerichtet.
Jetzt deutet nicht wenig darauf hin, dass Marquez schon nächstes Jahr mit Titel Nummer 10 Rossi bald überflügelt. Auch bei den Rennsiegen: Marquez hat 99 GP-Siege, Rossi steht bei 114.