Das emotionalste Töff-Comeback des Jahres
Vater von Jason Dupasquier (†19) wird «Murat Yakin des Töff-Sports»

Die Schweiz hat einen neuen Nationaltrainer – im Töff-Rennsport. Mit Philippe Dupasquier bekommt die Professionalisierung der Talentförderung einen prominenten Namen für den Job als übergeordnete Instanz.
Publiziert: 00:02 Uhr
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Philippe Dupasquier nimmt wieder einen Job im Rennsport an: Er wird im Schweizer Verband Nationaltrainer.
Foto: Swiss Moto

Darum gehts

  • Philippe Dupasquier startet als erster vollamtlicher Töff-Nationaltrainer bei Swiss Moto
  • Dupasquiers Rückkehr zum Rennsport nach dem Verlust seines Sohnes Jason
  • Swiss Moto erreichte höhere Förderstufe bei Swiss Olympic nach 110 Jahren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Diesen Montag beginnt beim Schweizer Töff-Verband Swiss Moto ein ganz besonderer Mann in einer ganz besonderen Rolle zu arbeiten. Philippe Dupasquier (50) startet in seinen neuen Job als vollamtlicher Töff-Nationaltrainer. Diese Stelle ist eine grosse Sache für den Verband. In den 110 Jahren seines Bestehens hatte es sie noch nie in dieser Form gegeben – und jetzt deshalb, weil Swiss Moto bei Swiss Olympic den Sprung in die höhere Förderstufe geschafft hat. Hier ist sie nun deutlich besser in das nationale Sportsystem mit zertifizierten Trainerausbildungen und anderen Vorteilen eingebettet.

Und die neue Aufgabe ist eine grosse Sache für Dupasquier selber. Nationaltrainer zu werden, hat den Vater des viel zu früh verstorbenen Grand-Prix-Talents Jason Dupasquier (†19) dazu bewegt, in den Rennsport zurückzukehren. «Mir hat die Idee gefallen, nicht für einen einzelnen Fahrer zuständig zu sein, sondern für den ganzen Nachwuchs», sagt Dupasquier zu Blick, «es ist eine tolle Chance, auch ein Stück weit das Erbe von Jason weiterzutragen. Das gibt mir viel Kraft für die Aufgabe.»

Die Familie brauchte Abstand vom Rennsport

Dupasquiers Rückkehr ist das emotionalste Töff-Comeback des Jahres. Der Fribourger schildert, dass die Familie mit seiner Frau Andréa und die Kinder Bryan (20) und Alyson (27) voll dahinter stehen. «Wir haben viel darüber gesprochen. Andréa versteht mich, dass ich wieder in den Rennsport gehe. Und die Kinder freuen sich, denn es ist unsere Leidenschaft geblieben.»

Das Leben der Familie aus Sorens FR spielte sich jahrzehntelang in diversen Fahrerlagern ab. Bis zu diesem verhängnisvollen Mai-Wochenende 2021 in Mugello. Der geliebte Rennsport hatte ihnen einen Sohn genommen – die Dupasquiers brauchten Abstand. Philippe Dupasquier arbeitete zwar weiterhin bei Töffhersteller KTM, doch nicht mehr an den Rennstrecken.

Die Zeit habe geholfen, sich jetzt wieder für die Rückkehr bereit zu fühlen. So bekam Swiss Moto die Wunschlösung: Dupasquier bringt enorm viel Erfahrung aus allen Bereichen (Motocross, Supermoto, Strassensport) mit. Eigene aus seiner Aktivkarriere und solche aus dem Coaching-Bereich, neben Jason hat teilweise auch Tom Lüthi bei ihm trainiert.

Start bei der Motocross-Jugend

Was ein Nationaltrainer wie zum Beispiel Murat Yakin im Fussball macht, ist logisch: Er wählt die besten des Landes für die Nati aus. Doch was macht der Murat Yakin des Töff-Sports? Eine Töff-Nati existiert nicht, jeder Rennfahrer fährt für sich. Dupasquier erklärt es so: «Ich bin vor allem Koordinator.» Es geht um die Professionalisierung. Es soll nicht mehr jedes Talent für sich irgendwo und irgendwie trainieren, sondern nach modernen Plänen und mit zertifizierten Trainern. Weil die ganze Arbeit bei null startet, beschränkt sich Dupasquier zunächst auf die Motocross-Jugend.

Er ist so heiss auf die neue Aufgabe, dass er schon vor dem ersten offiziellen Arbeitstag in neuer Mission unterwegs war. Am Wochenende besuchte Dupasquier das Motocross-Rennen in Schönenberg ZH und nahm die Winzlinge in den kleinen 50-ccm-, 65-ccm- und 85-ccm-Klassen unter die Lupen. Wer weiss, ob da ein Talent darunter war, das künftig unter dem neuen Nationaltrainer zum nächsten Jeremy Seewer oder Tom Lüthi heranwächst.

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