Sportärztin über schwangere Sprint-Queen
Kehrt Mujinga Kambundji als Mutter stärker denn je zurück?

Mujinga Kambundji will 2028 als Mutter ihren dritten 100-Meter-Olympia-Final laufen. Was für ein wunderbares Ziel! Doch ist es auch realistisch? Vieles spricht dafür.
Publiziert: 23.05.2025 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2025 um 22:53 Uhr
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Auf Mujinga Kambundji wartet ein denkwürdiger Abschnitt ihrer Karriere: Die Bernerin will nach der Geburt ihres ersten Kindes auf die Bahn zurückkehren.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Mujinga Kambundji erwartet Baby und plant Rückkehr zum Spitzensport
  • Medizinische Expertin: Leistungsfähigkeit nach Geburt möglicherweise sogar höher
  • Kambundji zielt auf 100-Meter-Olympiafinal 2028, ihr dritter in Folge
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Die schnellste Frau der Schweiz ist Mujinga Kambundji (32) schon. Jetzt wird sie auch noch zur schnellsten Mutter der Schweiz! Die Ausnahmesprinterin enthüllt am Freitag, dass sie aus einem ganz speziellen Grund per sofort ihre Saison abbricht: Kambundji und ihr Freud Florian Clivaz, der auch ihr Trainer ist, erwarten das erste Baby.

Als Geburtstermin nennt Kambundji den Herbst. Was die Hallen-Weltmeisterin hingegen klipp und klar formuliert: Dass sie auch als Mutter blitzschnell über die Bahn rasen will. «Das Ziel ist, schon 2026 wieder kompetitiv zu sein. 2028 würde ich gerne ein drittes Mal in Folge im 100-Meter-Olympiafinal stehen», sagt sie.

Es gibt immer mehr Beispiele im Spitzensport

Als Frau nach der Geburt zurück in den Spitzensport. In der Schweiz war einst Triathletin Nicola Spirig (43) eine Pionierin. Zuletzt häuften sich die Beispiele von Schweizerinnen, die während der Karriere eine Babypause einlegten. Tennis-Ass Belinda Bencic (28) spielt wieder auf Weltklasse-Niveau, Kambundjis Staffelkollegin Sarah Atcho-Jaquier (29) ist aktuell hochschwanger.

Kambundji hingegen schreibt in ihrer Mitteilung, dass sie sich vor allem von 100-Meter-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (38, Jam) und Hürdensprint-Weltmeisterin Nia Ali (36, USA) inspiriert fühlt. Die beiden Ausnahmekönnerinnen geben auch als Mütter weiterhin Gas.

Wieder mindestens so schnell sein wie vor der Geburt – ist eine Frau aus medizinischer Sicht als Mutter tatsächlich wieder ganz die Alte? Nora Wieloch ist Oberärztin in der Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist in Zürich und leitet den Bereich «Frau & Sport».

Sie sagt: «Es bedeutet schon einen gewissen Aufwand, um wieder in die Form von vorher zu kommen. Die hormonelle Veränderung ist einfach vorhanden, die zu einem gewissen Teil auch bleibt, solange die Frau nach der Geburt stillt.» Rein körperlich gesehen brauche auch das Bindegewebe Zeit, um wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren.

Aber Wieloch sagt auch, dass es medizinisch gesehen bei gut trainierten Ausdauersportlerinnen auch möglich sei, nach der Geburt gar leistungsfähiger zu sein als zuvor: «Das grössere Blutvolumen und die höhere Herzleistung haben während der Schwangerschaft einen gewissen ‹Trainingseffekt›.»

Doch die Expertin warnt davor, bei der Rückkehr einer Athletin in den Spitzensport nur die körperliche Seite auf erneute Konkurrenzfähigkeit zu betrachten. «Eine Geburt bringt bei einer Frau grössere Veränderungen als die rein körperlichen.» Faktoren wie Erholung und Schlafqualität spielen ebenfalls eine grosse Rolle.

«Mutter zu sein, hat mich als Athletin stärker gemacht»

Wieloch erwähnt eine Studie aus den USA, die sich mit der Rückkehr von Spitzensportlerinnen nach der Geburt beschäftigte. Die Beispiele der anonym zitierten Frauen bieten die ganze Bandbreite. «Mein Körper war nicht mehr derselbe, mein Becken befand sich nicht mehr am selben Ort», ist zu lesen, aber auch: «Mit den Hormonen habe ich mich so stark wie nie gefühlt. Es war verrückt, wie schnell ich mich erholte, ich strotzte vor Energie.»

Die von Kambundji erwähnte Nia Ali redete 2023 mit Blick über die Karriere mit Kindern. «Ich bin mittlerweile sicher: Mutter zu sein, hat mich als Athletin stärker gemacht», sagte sie, «das Wissen, dass ich, auch wenn ich müde bin und eigentlich nicht will, etwas leisten kann, das hat mir sehr geholfen.» Worte, die Kambundji sicher gerne hören wird.

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