Darum gehts
- Timothé Mumenthaler kämpft mit Herausforderungen nach überraschendem EM-Gold
- Schwierigkeiten bei der Verarbeitung des plötzlichen Erfolgs und Medieninteresses
- 22-jähriger Sprinter reduziert Studium und zielt auf WM in Tokio
Vor einem Jahr sprintete Timothé Mumenthaler (22) überraschend zu EM-Gold über 200 Meter – danach wurde es ruhig um den jungen Genfer.
Im selben Sommer verpasste er den Halbfinaleinzug an den Olympischen Spielen in Paris. Die Hallen-Saison musste er aufgrund einer kleinen Verletzung auslassen. In dieser Saison hat der 22-Jährige bisher noch kein Einzel-Rennen bestritten – einzig bei der Staffel-WM in China stand er mit der Mixed-Staffel im Einsatz.
Nach dem EM-Triumph fiel es Mumenthaler schwer, den plötzlichen Erfolg zu verarbeiten. Am Medientag der Schweizer Leichtathleten spricht der Sprinter erstmals offen über diese schwierige Zeit.
«Plötzlich bist du an Europas Spitze»
«Innerhalb von 20 Sekunden bist du an der europäischen Spitze», sagt Mumenthaler rückblickend. Von einem Tag auf den anderen sei der Druck enorm gross geworden – begleitet von einem enormen Medien- und Sponsoreninteresse.
«Es ist als junger Athlet schwierig, plötzlich in diese Dimension zu wechseln. Und mit 21 Jahren ist man noch jung», erklärt Mumenthaler. In den vergangenen Monaten habe er viel mit seiner Familie und seiner Freundin gesprochen, um zu lernen, damit umzugehen. Auch der Austausch mit anderen Athleten habe ihm dabei geholfen.
Weniger Studium – und die WM als Ziel
Aber dafür musste sich der Genfer eine Pause gönnen. Denn auch nach der EM hatte er keine Zeit, um durchzuschnaufen und zu geniessen. Die Olympischen Spiele in Paris standen vor der Tür. «Es ist schade, dass ich das im Jahr der Spiele lernen musste, aber ich denke, dass es irgendwann passieren musste.»
Neben dem Spitzensport studiert Mumenthaler Mikrotechnik – eine zusätzliche Belastung. «Man hat nie wirklich eine Zeit, in der man frei hat und sich nur dem Sport widmen kann», sagt der 22-Jährige. So finden während der Hallensaison zum Beispiel die Prüfungen statt. Nach dem letzten Jahr hat er sich dazu entschieden, das Studium zu reduzieren.
Aktuell befindet sich Mumenthaler sportlich in guter Form. Sein grosses Ziel sind die Weltmeisterschaften in Tokio Mitte September. Bis dahin sei die Planung wichtig: «Man darf nichts überstürzen. Es ist eine Frage der Geduld.» Weitere Rennen sind zwar geplant, er will sich aber in dieser Saison auf einen einzigen Höhepunkt beschränken: Tokio.