Diese Schallmauer von 1:56 Minuten zu unterbieten, ist für manche schnelle 800-Meter-Läuferin die ganze Karriere lang eine unüberwindbare Mauer. Audrey Werro (21) unterbietet sie bei Weltklasse Zürich scheinbar locker, die 1:55,91 Minuten bei der WM-Hauptprobe bedeuten Schweizer Rekord und ihren ersten Diamond-League-Sieg. Und eine plötzliche internationale Wahrnehmung – liegt an der WM in Tokio für das Riesentalent sogar eine Medaille drin?
Für den Final am Sonntag qualifizierte sie sich schon mal sicher. Fürs Podest wird die zweitschnellste Frau des Jahres aber wohl zum zweiten Mal in diesem Jahr unter die 1:56 laufen müssen.
Schwester von Alain Berset wird unverhofft zur Weltklasse-Trainerin
Eine WM-Medaille wäre die verrückt frühe vorläufige Krönung einer Karriere, die ganz im Stil anderer erfolgreicher Schweizerinnen und Schweizer verläuft. Wie zum Beispiel Simon Ehammer wurde auch Werro im heimischen Umfeld ihres Jugendvereins gross. Die Neunjährige aus Courtepin FR beginnt in Belfaux FR mit der Leichtathletik, in ihrem Dorf gibts keinen Verein. Seit acht Jahren wird sie von Christiane Berset Nuoffer trainiert. Diese Frau hat zwar mit alt Bundesrat Alain Berset einen äusserst prominenten Bruder, doch auf Weltklasseniveau hat sie noch nie eine Athletin trainiert. Bis Werro kam und Jahr für Jahr schneller wurde und ihrer Altersklasse in der Entwicklung immer voraus war.
Dank Berset Nuoffer und Werro gibt es nun, typisch für das dezentrale System in der Schweiz mit dem Mix aus Vereins- und Verbandsunterstützung, nun eben auch ein solches Hochleistungsnest in Belfaux. Swiss Athletics fördert nun neben der Athletin auch die Schwester des ehemaligen Bundesrats als Coach.
Die bisherigen Leistungssprünge bewerkstelligte Werro, deren Vater aus der Schweiz und deren Mutter von der Elfenbeinküste stammt, noch während der Schule. Erst in diesem Sommer schloss sie die Matura ab. Seit ein paar Wochen Profi und schon im WM-Final. Und schon Medaillengewinnerin auf höchster Ebene?