Warum Magnin Nati-Torhüterin Herzog ins Trainingslager mitnahm
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Basel-Trainer Magnin erzählt:Warum er Nati-Torhüterin Herzog ins Trainingslager mitnahm

«Wollt ihr mich verarschen?»
Magnin zieht im FCB-Trainingslager die Schraube an

Neuer Trainer, neue Regeln beim FCB. Weshalb Ludovic Magnin im Training die Nachwuchsspieler zusammen panierte, ob er ein strenger Primarschullehrer geworden wäre, und was er zu seinem Wunschtransfer sagt.
Publiziert: 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 18:35 Uhr
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Neben dem Platz ist Ludovic Magnin eine Frohnatur, auf dem Rasen kann er zum Vulkan werden.
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus

Darum gehts

  • Ludovic Magnin: Neuer FCB-Trainer mit klaren Regeln und Erwartungen
  • Magnin holte sich vor FCB-Zusage Rat bei Kulttrainer
  • Er und Präsident Degen pflegen ein kollegiales Verhältnis
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Stefan KreisReporter Fussball

Es ist 9.51 Uhr als die jungen FCB-Spieler so richtig an die Kasse kommen. «Wollt ihr mich verarschen?», brüllt Cheftrainer Ludovic Magnin, weil etliche Nachwuchsspieler sich nach dem Morgentraining gleich vom Acker machen, statt die aufgestellten Tore aufzuräumen. Die Szene demonstriert, dass der «nette Ludo», den fast alle als Frohnatur, als positiven, als humorvollen Menschen bezeichnen, auch anders kann. Peitsche statt Zuckerbrot. 

«Es gibt Dinge im Fussball, die mir wichtig sind. Es ist eine Lebensschule. Auf dem Platz verlange ich, dass die jungen Spieler Respekt vor den älteren haben. Dazu gehört, dass nach dem Training aufgeräumt wird», sagt Magnin, als Blick den FCB-Trainer rund drei Stunden später in der Lobby des Alpenhotels Montafon in Schruns (Ö) auf seinen emotionalen Ausbruch anspricht.

Vom Dorfklub zum Nati-Star

Auch er war mal ein junger Spieler. Damals, als er als Teenager vom Dorfklub Echallens in den Nachwuchs von Lausanne-Sport wechselte, dort aber unter die Räder kam, weil er zu klein war, zu wenig Muskeln hatte. 

Nun, knapp drei Jahrzehnte später, ist aus dem schmächtigen Burschen von einst ein 62-facher Nationalspieler geworden. WM- und EM-Teilnehmer. Zweifacher deutscher Meister mit Bremen und Stuttgart. Nicht schlecht für einen, der mit 17 noch in der Challenge League kickte und nebenbei noch eine Ausbildung als Grundschullehrer absolvierte.

Wäre eine solche Karriere heute noch möglich? «Das war eine andere Zeit, damals. Es tut weh, das zu sagen. Die Akademien waren damals noch nicht so entwickelt, jetzt sinds zwei Welten, ein solcher Weg wird immer weniger möglich werden.»

Als Lehrer hat Magnin zwar nie gearbeitet, seine pädagogische Ausbildung aber hat dem 46-Jährigen laut eigener Aussage den nötigen Biss für die Profi-Karriere gegeben: «Die Tage waren lang, das hat mich geprägt. Deswegen verlange ich von den jungen Spielern, dass sie nebenher eine Beschäftigung haben, statt nur im Bett zu liegen und Playstation zu spielen.» Wäre er ein strenger Lehrer gewesen? «Zu Beginn vielleicht nicht, aber das Leben im Fussballbusiness hat mir die nötige Härte gebracht. Und die Erkenntnis, dass es keine Geschenke gibt. Dass man für alles arbeiten muss.»

Magnin fragte Favre um Rat

Eine Weisheit, die ihm unter anderem einer der besten Trainer der Schweizer Fussballgeschichte mit auf den Weg gegeben hat. Lucien Favre. Der trainierte Magnin einst bei den C-Junioren des FC Echallens und stieg Jahre später mit dem linken Aussenverteidiger zusammen in die NLB auf. Noch heute haben die beiden regelmässig Kontakt, Favre ist ein Mentor geblieben. «Als die Anfrage vom FCB gekommen ist, habe ich Lucien um Rat gefragt. Er kennt den Job, er kennt den Druck. Und er gibt mir seine ehrliche Meinung.»

Dass Magnin eine ähnliche Karriere hinlegen wird wie sein väterlicher Freund und ebenfalls mal in der Bundesliga landen wird, ist sehr gut möglich. Noch heute geniesst der Waadtländer in Deutschland einen hervorragenden Ruf.

Aktuell aber gehört sein Herz dem FC Basel. Dass der laut Magnin «grösste Verein der Schweiz» ihn wollte, sei eine Ehre, so der Romand: «Das ist eine riesige Wertschätzung für meine Arbeit, wenn ein Klub wie der FCB meine Art Fussball zu spielen bei sich sehen will.» Und die heisst: offensiv, aktiv, aggressiv. Pressingfussball, den Klub-Boss David Degen seit Jahren schon sehen will. 

Den kennt Magnin noch aus gemeinsamer Zeit bei der Schweizer Nati. Auf fast jedem Bild, das von den beiden existiert, wirkt das Duo sehr kollegial und witzelt herum. Dass sich die beiden blind zu verstehen scheinen, zeigt der Fakt, dass Magnin mit Koba Koindredi seinen Wunschspieler aus Lausanne gleich mitnehmen durfte. Von einem «Topspieler» spricht der Trainer. Und davon, dass der Franzose kaum Anpassungsschwierigkeiten haben werde: «Er kennt mein Spiel.» 

Neuer Trainer, neue Regeln

Der Rest der Mannschaft lernt den neuen Mann an der Seitenlinie aber erst richtig kennen. «Kevin Rüegg, der beim FCZ unter mir spielte, hatte schon Angst, weil er an die harten Trainingseinheiten in Zürich denken musste», verrät Magnin mit einem Schmunzeln. Im Laufe der Jahre aber ist der harte Hund zahmer geworden. «Damals beim FCZ habe ich viel zu lang und viel zu viel trainieren lassen. Manchmal sechs Stunden am Tag. Das ist heute nicht mehr so.»

Eine gewisse Strenge hat sich die Frohnatur auf dem Platz aber bewahrt. «Ein neuer Trainer bedeutet immer auch neue Regeln. Aber ich bin überzeugt, dass sich die Spieler daran halten werden.» Wenn nicht, gibts eine «Wollt-ihr-mich-verarschen-Ansage». 


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