Darum gehts
Georg Heitz war früher mal Fussballjournalist bei der «Basler Zeitung» und beim Blick, ehe er zu einem der erfolgreichsten Sportchefs der Super-League-Geschichte wurde. Erich Vogel, auch er eine Legende auf diesem Posten, studierte in Paris Literatur, Soziologie und Theater. Fredy Bickel, der den FCZ zu Ruhm und Ehre führte, war Radioreporter, Buchhalter und Manager von Schlagerstar Leonard.
Es sind nur drei Beispiele, die zeigen, dass man nicht Fussballprofi gewesen sein muss, um in einem Verein als Sportchef zu reüssieren. Ganz im Gegenteil. Nicht selten haben ehemalige Kicker das Gefühl, sie müssten gleich nach ihrer Aktivkarriere Sportdirektor werden. Oft scheitern die ehemaligen Hochleistungssportler am komplizierten Stellenprofil, müssen plötzlich mit Millionen jonglieren und Vertragsverhandlungen führen, unterschätzen den Job, brennen aus. Alex Frei und Marco Streller lassen grüssen.
«Vielfach springen Leute ins kalte Wasser», sagt Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League (SFL), zu diesem Thema. Und er will dem Problem mit einer von der Liga ins Leben gerufenen Sportchef-Ausbildung entgegentreten. Im September startet der Lehrgang SFL Sports Director, eine laut SFL umfassende sowie praxisbezogene Managementausbildung. Die Termine sind alle auf die Länderspielpause gelegt, um Mitarbeitende der Super-League-Klubs anzusprechen.
Von den zwölf aktuellen Super-League-Sportdirektoren hat sich bislang aber noch keiner für die Schulung angemeldet. Weil so ziemlich jeder einen beeindruckenden Lebenslauf besitzt – und nicht darauf angewiesen scheint.
Daniel Stucki, FC Basel
Hat in jungen Jahren Mathematik- und Wirtschaft studiert, wird dann Profi beim FCZ. Nach einem ultrakurzen Abstecher in die Immobilienwelt absolviert er eine Ausbildung zum Polizisten. Beim FCB ist er erst Leiter Backoffice, dann Direktor der Nachwuchsakademie, ehe er die Bebbi als Sportdirektor zum ersten Meistertitel nach acht Jahren führt.
Christoph Spycher, YB
Der Streber unter den aktuellen Sportdirektoren. Absolvierte als einziger die bekannte HSG-Sportmanagement-Ausbildung in St. Gallen, hat in jungen Jahren die Matura abgeschlossen. Wird dann zum 47-fachen Nationalspieler, ehe er die Berner aus dem Dornröschenschlaf weckt und zu sechs Meistertiteln führt.
Milos Malenovic, Zürich
Der Selfmademan. Muss seine aktive Fussballkarriere mit 26 wegen Verletzungen beenden, baut aus dem Nichts die international bekannte Spieleragentur Soccer Mondial auf. Hätte als Akkordeon-Spieler eine Weltkarriere machen können, setzte aber alles auf die Karte Fussball. Krempelt den FCZ seit seinem Amtsantritt um.
Roger Stilz, St. Gallen
Ist im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz, war Assistenztrainer unter René Weiler bei Nürnberg und unter Thorsten Fink beim HSV. Beim FC St. Pauli leitete er die Nachwuchsabteilung, bei Regensburg und Waasland-Beveren war er Sportdirektor. Und nebenbei hat er auch noch ein Studium in Germanistik absolviert.
Sebastian Pelzer, Lugano
War U-Nationalspieler in Deutschland, spielte unter anderem bei Dynamo Dresden und Hansa Rostock. Absolviert vor, während und nach seiner Aktivkarriere insgesamt drei Ausbildungen im Wirtschaftsbereich. Wird 2019 Technischer Direktor bei Chicago Fire, wo er Spieler beobachtet und ein Netzwerk aufbauen soll. Seit 2021 auch für Lugano verantwortlich. Erst seit Januar arbeitet er aber im Tessin als Chief Sports Officer.
Stéphane Henchoz, Lausanne
Hat die beeindruckendste Spielerkarriere aller aktuellen Sportdirektoren zu bieten, absolvierte über 200 Spiele für den grossen FC Liverpool. Ist im Besitz der Uefa-Pro-Lizenz, war Cheftrainer bei Xamax und bei Sion, dann TV-Experte, nun Sportchef in Lausanne.
Alain Geiger, Servette
Auch der Walliser hat eine grosse Fussballkarriere gemacht, führte die Nati 1994 als Captain an die WM, absolvierte 112 Länderspiele, kickte für Saint-Etienne. Nach der Aktivlaufbahn lange Jahre als Trainer ein Weltenbummler, ehe er 2018 bei Servette anheuerte. Dort stand er sechs Jahre an der Seitenlinie. Seit Sommer in der Sportkommission. Muss sich auf diesem Posten erst noch beweisen.
Remo Meyer, Luzern
Hat eine Banklehre absolviert, wird Profi, spielt unter anderem für 1860 München. Arbeitet danach in der Immobilien- und Edelmetallbranche und ist nebenher Spielertrainer in der Provinz. 2017 heuert er beim FCL an. Sohn Leny Meyer kickt in der 2. Mannschaft des VfB Stuttgart. Sohn Sascha in der Luzerner U21.
Oliver Kaiser, Winterthur
Wird in jungen Jahren mit Michael Ballack verglichen, muss seine Karriere aber wegen Verletzungen früh beenden. Spricht an einer Tankstelle einen renommierten Spielerberater an, arbeitet jahrelang für dessen Agentur, ehe er im Januar 2017 bei seinem Herzensverein Winterthur Sportlicher Leiter wird.
Alain Sutter, GC
War einer der aufregendsten Fussballer der Schweizer Geschichte, macht nach dem Ende seiner Aktivkarriere das B-Diplom als Trainer, ist Juniorencoach beim FC Baden, absolviert eine Coaching-Ausbildung zum Thema Stressmanagement. Aus der grauen Maus St. Gallen macht er innert Kürze eine attraktive Adresse. Nun Sportchef bei jenem Klub, wo er schon als Teenager kickte.
Dominik Albrecht, Thun
War lange Jahre die rechte Hand von Andres Gerber, wird Sportchef, als sein Boss zum Klubpräsidenten befördert wird. Vorher spielte er NLA-Unihockey, ist Captain bei Köniz. Kommt zum FC Thun, weil er eine Blindbewerbung schickt.
Barth Constantin, Sion
Begleitet seinen berühmten Papa schon als Kind an die Spiele, lernt das Business von der Pike auf. Wird im zarten Alter von 19 Jahren Sportdirektor beim FC Sion. Autodidakt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | 1 | 2 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
2 | 1 | 1 | 3 | ||
5 | 1 | 1 | 3 | ||
5 | 1 | 1 | 3 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
10 | 1 | -1 | 0 | ||
10 | 1 | -1 | 0 | ||
12 | 1 | -2 | 0 |