Umstrittener Russe hat Heimweh
Sion kassiert bei Mirantschuk-Abgang über 5 Millionen

Er sollte die Super League verzaubern. Doch das gelang Anton Mirantschuk nicht. Schon diese Woche könnte er das Wallis in Richtung Heimat verlassen. Seine Hinterlassenschaft? Ein ganz, ganz fetter Gewinn für den FC Sion.
Publiziert: 29.07.2025 um 19:05 Uhr
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Eines der letzten Duelle von Anton Mirantschuk in der Schweiz, jenes gegen Zürichs Neil Volken?
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Anton Mirantschuk verlässt möglicherweise den FC Sion bis Ende der Woche
  • Mirantschuk fühlte sich in der Schweiz nie ganz zu Hause
  • Transfer könnte den Wallisern fünf bis sechs Millionen Franken einbringen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Die Constantins trennen Sport und Politik strikt. Weshalb es für sie weder ein Sakrileg ist, einen Spieler aus dem Land von Kriegstreiber Wladimir Putin zu holen, noch ein Testspiel in St. Petersburg auszutragen wie Anfang Juli gegen Zenit.

Und so landete auch Anton Mirantschuk (29) bei Sion. Rein sportlich wars ein veritabler Coup, als der Mann aus der südrussischen Region Krasnodar Anfang September ablösefrei von Lokomotive Moskau verpflichtet werden konnte: 163 Spiele in der russischen Premier Liga, 13 in der Champions League. 31 Länderspiele, davon eines als Captain. Ein Coup, und natürlich ein umstrittener Deal. 

Andere Klubvertreter sagten klar, sie würden bei der aktuellen Konstellation mit der Sanktionierung von Russland in vielen Bereichen und mit dem Ausschluss von russischen Teams für alle Uefa- und Fifa-Wettbewerbe davon absehen, einen Russen zu holen. Die Constantins nicht.

Genialität in homöopathischen Dosen

Das Spektakel, das Mirantschuk bot, hielt sich indes in engen Grenzen. Klar: Seine Genialität blitzte immer wieder auf. Allerdings in höchst homöopathischen Dosen. Unter dem Strich blieben zwei Tore und drei Assists. Auch, weil er im September kam und gleich spielte, obwohl er körperlich nicht auf dem nötigen Niveau war. Weshalb ihm Anfang November eine Wettkampf-Pause verordnet wurde, um sich in Form zu bringen. Doch auch im neuen Jahr kam es nicht zu einem echten Kasatschok auf Schweizer Fussballplätzen.

So überrascht der nun bevorstehende Abgang nicht wirklich. «Es ist gut möglich, dass uns Anton bis Ende Woche verlassen wird», sagt Sportchef Barthélémy Constantin. «Es sind auch die Gesetze des Mercato, die spielen.» Sprich: Sion hat für den Mittelfeldspieler nichts bezahlt und streicht nun eine fette Transfersumme ein. Es soll eine Ausstiegsklausel über fünf bis sechs Millionen Franken im Vertrag verankert sein. So würde die Mirantschuk-Story zumindest finanziell für den FC Sion höchst lohnenswert gewesen sein.

Drei, vier interessante Offerten

Barth bedauert den baldigen Abgang dennoch. «Anton ist ein Supertyp. Ein feiner Mensch. Aber er fühlte sich nie ganz zu Hause hier.» Schliesslich hat er fast sein ganzes Leben in Russland verbracht, den grössten Teil in Moskau. Dorthin dürfte es ihn zurückziehen. «Aber nicht zum Klub von Fabio Celestini», betont Barth. Also nicht zum Armee-Sportklub ZSKA. Eher zu Lokomotive, wo er mit einem kleinen einjährigen Unterbruch (Estland) seine gesamte Karriere bestritten hat. «Es sind drei, vier Offerten eingetroffen, die interessant sind», sagt der Sion-Sportchef.

Schon bei der letzten Nationalmannschaftspause hatte Mirantschuk gegenüber russischen Journalisten in Moskau bei einem seltenen Interview die grossen Unterschiede zwischen den Lebensweisen in der Schweiz und in Russland betont. So, wie wenn diese für ihn einen unüberbrückbaren Graben bilden würden. Barth hat denn auch erkannt: «Spieler aus Russland brauchen einen Landsmann an der Seite. Man sollte sie im Doppelpack verpflichten, um das zu vermeiden. Das ist wie bei den Japanern.» Kurz: Die Familie Mirantschuk – Anton, seine Frau und die zwei kleinen Kinder – hat Heimweh …

Dementi aus Russland

Allerdings: Aus Russland wird dementiert, dass Mirantschuk zurückkommt. Wladimir Kusmitschew, einer der Agenten des Russen, sagt gegenüber RB Sports, er wisse nichts von einer Wechselabsicht und habe mit dem Spieler auch nicht darüber gesprochen. «Und es gibt keine Ausstiegsklausel. Das ist alles eine Frage der Verhandlungen.» Constantin junior kontert: «Das sind die üblichen Hahnenkämpfe in Russland. Wie ich gehört habe, ist dieser Kusmitschew ein Ex-Agent von Anton. Ich verhandle mit seinem Anwalt.»

Wie auch immer: Der 3:2-Coup im Letzigrund beim FCZ könnte das letzte Spiel des Hochbegabten in der Schweiz gewesen sein. Irgendwie schade. Als neutraler Beobachter hätte man es gerne gesehen, wenn es bei solch einem Spieler doch noch Klick macht.

Brecher schenkt Sion mit Riesen-Bock den Sieg – jetzt im Video
4:40
FCZ – Sion 2:3:Brecher schenkt Sion mit Riesen-Bock den Sieg
Super League 25/26
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