«Für die Trainer-Karriere wäre das nicht von Vorteil»
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Celestini nach Russland?«Für die Trainer-Karriere wäre das nicht von Vorteil»

«Eine Katze im Sack»
Russische Experten trauen Celestini wenig zu

Während in der Schweiz Celestinis moralischer Kompass hinterfragt wird, sehen russische Experten den neuen ZSKA-Trainer aus sportlicher Sicht kritisch. Es wimmelt von Vorbehalten. Einzig ein ehemaliger Teamkollege findet positive Worte über den Lausanner.
Publiziert: 12:54 Uhr
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Aktualisiert: vor 23 Minuten
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Fabio Celestinis Wechsel zu ZSKA Moskau schlägt hohe Wellen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Celestinis Wechsel zu ZSKA Moskau löst in der Schweiz Empörung aus
  • Russische Experten zweifeln an Celestinis Fähigkeiten
  • Einzig ein ehemliger Teamkollege findet positive Worte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Carlo SteinerRedaktor Sport

Die Schweiz reagiert mit Empörung auf Celestinis Wechsel zu ZSKA Moskau. Für Blick ist der Transfer «der komplette Irrsinn», die Basler Zeitung aus der Stadt, die Celestini noch am 1. Juni mit dem Double in Ekstase versetzte, findet, dass der Coach «von allen guten Geistern verlassen ist». Bei den FCB-Anhängern ist Celestini nur 19 Tage nach dem Double-Sieg zur «persona non grata» geworden

Und auch in Russland hält sich die Begeisterung über die Neuverpflichtung in Grenzen – wenn auch aus ganz anderen Gründen, als hierzulande. Diverse Experten äusserten sich kritisch gegenüber dem russischen Match TV. «Es ist schlecht, dass wir wieder einen Ausländer holen», klagt Wladimir Ponomarjow (85). «Warum vertrauen wir unseren Eigenen nicht?» Die ZSKA-Legende hätte lieber den ehemaligen ZSKA-Captain Sergei Ignaschewitsch (45, 128 Länderspiele), der in Kaliningrad Trainer war, oder Stanislaw Tschertschessow (61), der die Russen an die Heim-WM 2018 führte, auf der Trainerbank gesehen.

«Wir haben eine Katze im Sack gekauft. Er wird lange brauchen, um sich in die Mannschaft einzufügen. Wohl etwa sechs Monate – und dann wird er auf dem sechsten Platz landen. Es tut mir leid für die Mannschaft. Wir werden noch sehr lange zappeln und uns durchkämpfen müssen. An den ersten Platz denke ich noch nicht einmal», so Ponomarjows pessimistische Meinung. 

Es wimmelt von kritischen Stimmen

Sergei Taschujew (66) – bis Ende Mai Trainer beim Ligakonkurrenten Akhmat Grozny – hätte sich ebenfalls eine einheimische Lösung gewünscht. «Wir russischen Trainer sind definitiv nicht schlechter.» Er wünscht den Moskauern viel Glück, ohne an den Erfolg zu glauben. «Wenn Gott will, wird bei ZSKA mit dem neuen Trainer alles gut.»

Auch Ex-Bundesliga-Profi Dmitri Bulykin (45, Ex-Leverkusen) kann der Trainerwahl nichts abgewinnen. «Erstens kennt er die russische Liga nicht, zweitens glaube ich nicht, dass die Schweizer Liga auch nur ansatzweise mit der russischen mithalten kann und drittens glaube ich, dass er Probleme mit der Stimmung im Team haben wird», erklärt der ehemalige Nationalspieler. 

Der portugiesische Spieleragent Paulo Barbosa ist skeptisch, ob der Armeeklub seine Ziele mit Celestini erreichen wird. «Er ist ein relativ junger Trainer, der bisher nur mit durchschnittlichen Teams gearbeitet hat. Jetzt wechselt er zu ZSKA – einem grossen Verein mit hohen Zielen. Mit ihm wird es für die Armeemannschaft schwierig, in der ersten Saison den Titel zu holen.»

Ehemaliger Marseille-Kollege ist zuversichtlich

Optimistischer sieht Dmitri Sytschow (41) die Sache. 2003 stand er bei Olympique Marseille 35 Mal gemeinsam mit Celestini auf dem Platz. «Wir haben oft miteinander gesprochen. Er zeichnete sich durch seine Intelligenz auf und neben dem Feld aus. Von ihm kamen nur positive Emotionen. Schon damals war ich mir sicher, dass er Trainer werden würde», erklärt der 47-fache Nationalspieler und aktuelle Präsident des Drittligisten Irtysh Omsk. 

Die russischen Experten werden in der kommenden Saison noch genügend Gelegenheiten bekommen, Fabio Celestinis Arbeit zu beurteilen. In der Schweiz wird wohl eher die politische Tragweite des Russland-Engagements weiter diskutiert werden. 

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