GC-Ikone Mats Gren über Nati-Gegner
«Wenn Schweden nichts ändert, gibt es ein Debakel»

Klartext von Schwedens Ex-Nationalspieler Mats Gren: Trainer Tomasson hat ein Problem. Schweden bleibt trotz Starstürmern schwächer als die Schweizer Nati. Und Schwedens Talentausbildung läuft schief.
Publiziert: 17:05 Uhr
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Florian RazReporter Fussball

Blick: Mats Gren, hat Schweden die naivste Fussball-Nationalmannschaft der Welt, wie «Göteborgs Posten» nach dem 0:2 im Kosovo geschrieben hat?
Mats Gren: (Lacht.) So, wie die Schweden im Kosovo gespielt haben, kann man es schon so sagen, ja. Man hat grundsätzlich eine sehr offensive Aufstellung. Gegen den Kosovo sind die Spieler dann auch noch so aufgetreten, als ob defensiv nichts passieren könnte. Alle nach vorne – und keiner blieb hinten. Das war krass.

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«Ich sehe für Schweden gegen die Schweiz keine Chance im Kampf um Rang eins»: Mats Gren, ehemaliger Nationalspieler Schwedens.
Foto: TOTO MARTI

Die schwedischen Medien haben danach auf Trainer Jon Dahl Tomasson eingeprügelt. Ist er das Problem?
Alle haben nur auf so ein Resultat wie im Kosovo gewartet. Das Team war schon vorher extrem offensiv ausgerichtet, es fehlt die Balance. Ja, wir haben sehr viele gute Spieler in der Offensive. Aber wenn du wieder mal an ein grosses Turnier kommen willst, musst du auch verteidigen können. Im Kosovo hat man gesehen, was geschieht, wenn ein cleveres Team sich zurückzieht und auf seine Konterchancen wartet. Und die Schweiz hat ein cleveres Team.

Persönlich: Mats Gren

15 Jahre lang hat Mats Gren (61) von 1985 bis 2000 für die Grasshoppers gespielt. Er gewann fünfmal den Meistertitel und viermal den Cup. Er kam als Stürmer – und wurde Libero. Von 2007 bis 2009 war er als Co-Trainer noch einmal bei GC. Für Schweden hat er 23 Länderspiele bestritten. Von 2014 bis 2018 war er Sportdirektor beim IFK Göteborg, 2020 gewann er als Trainer der Frauen des BK Häcken den Meistertitel. Heute lebt Gren in Göteborg und arbeitet im Verkauf einer Firma für Kunstrasenplätze. Das Interview gibt er in perfektem Schweizerdeutsch.

Hatte bei GC viel zu jubeln: Mats Gren.
KEYSTONE

15 Jahre lang hat Mats Gren (61) von 1985 bis 2000 für die Grasshoppers gespielt. Er gewann fünfmal den Meistertitel und viermal den Cup. Er kam als Stürmer – und wurde Libero. Von 2007 bis 2009 war er als Co-Trainer noch einmal bei GC. Für Schweden hat er 23 Länderspiele bestritten. Von 2014 bis 2018 war er Sportdirektor beim IFK Göteborg, 2020 gewann er als Trainer der Frauen des BK Häcken den Meistertitel. Heute lebt Gren in Göteborg und arbeitet im Verkauf einer Firma für Kunstrasenplätze. Das Interview gibt er in perfektem Schweizerdeutsch.

Haben Sie vielleicht einen kleinen Tipp für Nati-Trainer Murat Yakin?
Wenn ich die Schweiz wäre, würde ich auf Abwarten spielen und die Schweden kommen lassen. Gegen solche Gegner haben wir immer Schwierigkeiten, die Balance zu halten. Dann nimmt man zu viel Risiko, verliert den Ball im falschen Moment – und prompt kommen die Konter. Tomasson muss sich etwas überlegen. Er kann nicht so spielen lassen wie im Kosovo. Sonst wird es ein Debakel.

Muss er damit rechnen, dass er bei einer Niederlage den Job verliert?
Es kommt darauf an, wie die Leistung aussieht und wie er aufstellt. Spielt er total offensiv und verliert 0:3, wird es kritisch. Sonst eher nicht. Für Leute, die etwas von Fussball verstehen, war die Schweiz von Anfang an der klare Favorit auf den Gruppensieg. Verliert Schweden also bloss 0:1 und legt einen guten Auftritt hin, sehe ich kein Problem für Tomasson. Entscheidend werden die Spiele gegen die anderen Gruppengegner.

Ich gebe zu, dass ich nach der Gruppenauslosung etwas vor Schweden gezittert habe.
Ich sehe Schweden halt oft spielen und war von Anfang an der Meinung, dass Tomasson in der Defensive zu viel Risiko nimmt. So ein Stil bringt selten Erfolg.

Trotzdem: Schweden hat mit Viktor Gyökeres und Alexander Isak zwei Stürmer, die in diesem Sommer für riesige Ablösesummen den Klub gewechselt haben. Gyökeres ging für rund 70 Millionen Franken zu Arsenal, Isak für 140 Millionen zu Liverpool.
Ich bin mir sicher, dass die beiden gegen die Schweiz von Anfang an spielen werden. Ja, das Offensivpotenzial ist enorm. Auch wenn Dejan Kulusevski leider verletzt fehlt. Spannender ist für mich aber, wie Tomasson bei den Aussenverteidigern aufstellt: Wird er da etwas defensiver – oder spielt auch noch Anthony Elanga auf dem Flügel? Und dann ist da das zentrale Mittelfeld, in dem wir eigentlich niemanden haben, der defensive Arbeit verrichten kann.

«Das hat nicht zur Ruhe im Team beigetragen»: Mats Gren über die Degradierung und den folgenden Rücktritt von Schwedens Nummer 1, Robin Olsen.
Foto: Getty Images

Und es gibt einen Goalie-Streit: Robin Olsen wurde nach seinem groben Fehler gegen Slowenien zur Nummer 2 degradiert – und hat deswegen seinen Rücktritt gegeben.
Das hat sicher nicht dazu beigetragen, dass die Stimmung rund um das Team besser geworden ist. Ich weiss nur, was die beiden den Medien erzählt haben. Demnach wurde Olsen von Tomasson vor dem Start der Qualifikation gesagt, er sei seine Nummer 1. Und vor diesem Zusammenzug ruft der Trainer plötzlich an und sagt Olsen, dass er nicht mehr spiele. Jetzt ist der wütend und bleibt daheim bei seiner Familie, weil er sich zu alt fühlt für einen Platz auf der Bank. So eine Geschichte sorgt nicht für Ruhe in der Mannschaft.

Wie fest glaubt man in Schweden noch an den Gruppensieg und die direkte WM-Qualifikation?
Ich sehe keine Chance im Kampf um Rang 1 mit der Schweiz. Aber Rang 2 ist noch immer machbar. Und der berechtigt ja immerhin für die Playoffs.

2018 haben die Schweden den Schweizern im WM-Achtelfinal eine bittere 0:1-Niederlage zugefügt. Seither standen die Schweizer zweimal in einem EM-Viertelfinal und in einem weiteren WM-Achtelfinal. Schweden aber hat die letzten beiden grossen Turniere 2022 und 2024 verpasst. Was lief schief?
Schweden hat Fehler gemacht in der Ausbildung der jungen Spieler. Früher hatten wir extrem viele gute Innen- und Aussenverteidiger. Heute haben wir fast keine mehr. Man hat so viel Gewicht auf das Spiel mit dem Ball gelegt und dabei das Wichtigste vergessen, was einen guten Verteidiger ausmacht: das Verteidigen. Da sehe ich so viele elementare Fehler: Positionsspiel, Zweikampfverhalten, Stellungsfehler … Manchmal denke ich: Uff, durften die das alles gar nicht lernen?

Höhepunkt des schwedischen Nationalteams: Bronze an der WM 1994. Henrik Larsson (l.) und Stefan Schwarz präsentieren ihre Medaillen.
Foto: pixathlon / Action Images

Dabei stand Schweden doch – trotz all der wunderbaren Offensivspieler wie Henrik Larsson – immer für ein grundsolides, leicht langweiliges 4-4-2, das den Gegner kaum zu Chancen kommen liess.
Davon haben wir gelebt: eine sehr gut organisierte Defensive, hervorragende Verteidiger und Zweikampfstärke. Und ab und an hatten wir gute Spieler in der Offensive wie beim dritten Platz an der WM 1994 mit Henrik Larsson, Martin Dahlin und Tomas Brolin. Jetzt sind wir in der Offensive sehr stark – dafür haben wir keine Verteidiger mehr.

Sie haben 534 Spiele für die Grasshoppers bestritten, 63 Tore für sie geschossen und waren später Assistenztrainer. Verfolgen Sie GC noch?
Ja, das tue ich. Die Lage ist zuletzt unter den chinesischen Besitzern und jetzt den Amerikanern nicht viel besser geworden. Es fehlt immer noch die Konstanz.

Hätten Sie es in Ihrer Zeit als Spieler für möglich gehalten, dass der Rekordmeister eines Tages als Bettler der Liga gilt?
Nein! Wir waren Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre klar die beste Mannschaft der Schweiz und haben uns zweimal für die Champions League qualifiziert, in der damals nur 16 Teams mitmachen durften. Ein wenig ärgere ich mich immer noch, dass wir damals trotz neun Punkten gegen Ajax, Auxerre und die Rangers nicht weitergekommen sind.

Immerhin hat GC gerade das Derby gegen den FC Zürich gewonnen.
Schön zu sehen, dass es leicht aufwärts gehen könnte.

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WM-Quali Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
3
6
2
2
0
3
3
2
0
3
4
2
-3
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
7
6
2
2
-2
3
3
2
-2
1
4
2
-3
1
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
3
9
7
2
3
3
7
3
3
0
3
4
3
-12
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
3
6
2
2
4
3
3
Ukraine
Ukraine
2
-2
1
4
2
-5
1
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe E
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
9
6
2
Georgien
Georgien
2
2
3
3
2
-5
3
4
2
-6
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe F
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
6
6
2
2
-4
3
3
2
-1
1
4
2
-1
1
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe G
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
14
13
2
5
4
10
3
6
-1
10
4
6
-3
3
5
6
-14
2
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe H
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
17
15
2
6
9
15
3
5
4
7
4
6
-3
4
5
6
-27
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe I
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
21
15
2
4
5
9
3
5
4
9
4
5
-8
3
5
5
-22
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe J
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
9
11
2
4
13
10
3
5
5
10
4
5
-8
3
5
5
-19
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe K
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
13
15
2
5
2
8
3
4
-1
7
4
5
-4
4
5
5
-10
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe L
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
16
13
2
6
5
13
3
6
3
9
4
6
-9
6
5
5
-15
0
Qualifiziert
Playoffs
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