Darum gehts
- Schwedisches Trio enttäuschte in der WM-Quali – Schweiz dennoch vor schwierigem Auswärtsspiel
- Granit Xhaka warnt vor Schwedens Qualität trotz schlechtem Start
- 273 Millionen Euro Transfersumme für Gyökeres, Elanga und Isak
50 Prozent der Wertschöpfung lasten im schwedischen Nationalteam auf einem Trio: Für die drei Stürmer Viktor Gyökeres (27), Anthony Elanga (23) und Alexander Isak (26) haben Arsenal, Newcastle und Liverpool im Sommer 273 Millionen Euro aufgeworfen.
Entsprechend grosse Hoffnungen verbindet der «Svenska Fotbollförbundet» mit dem Triumvirat: Die Superstars aus der Premier League sollen die Skandinavier nach zwei verpassten Endrunden zurück ins Rampenlicht schiessen.
Wie hoch die Ansprüche sind und wie kompliziert sich die Realität anfühlt, bekommen die Schweden nach dem Fehlstart zur WM-Quali-Kampagne gegen Slowenien (2:2) und Kosovo (0:2) zu spüren. Gyökeres und Co. enttäuschten massiv, die Kritiker griffen unvermittelt zum Zweihänder. «Schweden ist ein einziger Witz», versprühte «Dagens Nyheter» Gift und Galle.
Xhaka weiss: Es braucht Cleverness
Von der Endzeitstimmung rund um die Fussballbubble in Stockholm lässt sich der Captain der Schweizer Nati aber nicht blenden: «Schweden hatte nicht den Start, den alle und auch sie erwartet haben. Wenn man die Mannschaft studiert, ist die Qualität aber definitiv vorhanden», warnt Granit Xhaka vor dem Schlüsselspiel in der schwedischen Hauptstadt und sagt zu Blick: «Wir haben ein sehr schweres Auswärtsspiel und eine Super-Challenge vor uns.»
Nati-Trainer Murat Yakin weiss aus eigener Erfahrung, wie es ist, gegen Topangreifer zu spielen. «Sie muss man immer im Auge behalten. Sie sind Stürmer, die man lange nicht sieht, die aber dann plötzlich auftauchen können.»
Ein solcher ist Viktor Gyökeres. Im Sporting-Dress schraubte er in Lissabon während zwei Jahren an neuen Rekordmarken und wechselte mit der Empfehlung von 125 Skorerpunkten in 102 Einsätzen zu den Gunners. Im Nationalteam gelingt dem Superknipser in jedem zweiten Auftritt ein Tor. Ex-Arsenal-Skipper Xhaka kennt die Flughöhe: «Wir wissen, dass wir sehr clever auftreten müssen.»
Van der Gaag über Elanga: «Pace und Geschwindigkeit»
Anthony Elanga, beim missratenen Auftakt in Ljubljana und Pristina der Partner von Gyökeres, ist jederzeit zu einer aussergewöhnlichen Aktion in der Lage. Zwei überdurchschnittliche Jahre in Nottingham haben ihm einen mehrjährigen Deal mit Champions-League-Teilnehmer Newcastle eingebracht.
FCZ-Trainer Mitchell van der Gaag kennt Elanga aus seiner Zeit bei Manchester United: «Ich habe ihn als jungen, lernwilligen und teamfähigen Spieler kennengelernt. Er war immer bereit, den Coaches zuzuhören und sich zu verbessern.» Sein Eifer bringt ihm aber (noch) nichts: Bei der United war Elanga bestenfalls ein Joker. Der Sprung aus dem klubeigenen Nachwuchszentrum ins Milliardenbusiness war zu gross.
Erst bei Nottingham zeigte Elanga, was ihm Van der Gaag zuspricht: «Anthonys grösste Stärke ist seine Pace, seine Geschwindigkeit. Das hebt ihn von anderen Spielern ab. Er vereint seinen Speed sehr gut mit seinen technischen Fähigkeiten. Seit er sich durchgesetzt hat in England, spielt er mit dem entsprechenden Selbstvertrauen.» Der Transfer zu Newcastle verdeutlicht für den Ex-Assistenten von Erik ten Hag vor allem etwas: «Seine Qualität.»
Favres flüchtige Begegnung mit Isak
Der Dritte im schwedischen Bund ist einer, auf den inzwischen Meister Liverpool setzt: Alexander Isak. Für die Rekordsumme von 145 Millionen Euro übernahmen die Reds im Sommer Newcastles Schlüsselfigur. Der frühere Teamkollege von Fabian Schär hat den Aufschwung der Nordengländer mit 62 Toren in 109 Spielen massiv beschleunigt.
Bei Liverpool läufts allerdings noch nicht wie gewünscht: ein Tor in sechs Spielen – und das im Ligacup.
Schon im Alter von 18 Jahren hinterlässt Isak bei Lucien Favre bleibende Erinnerungen: «Er hatte etwas, das hat man sofort gesehen. Sein sehr guter Umgang mit dem Ball, seine Bewegungen, die ausserordentlich gute Koordination.» Der Schweizer tritt im Sommer 2018 den Trainerjob in Dortmund an. Die Begegnung mit dem schwedischen Rookie ist nur flüchtig. Die Borussia beschäftigt damals ein luxuriöses Offensiv-Ensemble: die beiden Weltmeister Mario Götze und André Schürrle, dazu Marco Reus, Christian Pulisic, Jadon Sancho.
Für Isak gibt es keinen Platz, er wird leihweise bei Willem II in der Eredivisie platziert und startet mit zwölf Toren in zwölf Runden durch. Ein Fünfjahresvertrag mit Real Sociedad folgt – und nun die Vergoldung in England.
Ein Match im September wäre besser gewesen
Isak, Gyökeres, Elanga: Sie alle gilt es zu stoppen. «Ich hätte lieber im September gegen sie gespielt», gibt Yakin unumwunden zu, da vor allem Isak aufgrund seines Transfers zu Liverpool praktisch keine Vorbereitung hatte.
Sorgen macht sich der Nati-Coach aber keine, zumal sein Team mit Muriqi (Kosovo) und Sesko (Slowenien) bereits im September gegen ähnliche Spielertypen gespielt habe und sich die Spieler untereinander kennen würden: «Am Schluss müssen wir das Gesamte betrachten und schauen, dass wir eine gute Mischung haben zwischen Defensive und Offensive», so Yakin.