Droht Saison als Joker?
«Grosser Bruder» Embolo und seine Rolle bei Rennes

Breel Embolo schiesst Stade Rennes am Freitagabend zum Sieg. Dennoch hat der Schweizer seinen Stammplatz in der Bretagne seit seinem Sommerwechsel verloren. Blick hat bei seinem Trainer nachgefragt.
Publiziert: 22:33 Uhr
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Breel Embolo ist bei Rennes aktuell nicht mehr Stammspieler, übernimmt aber weiterhin eine wichtige Rolle.
Foto: Getty Images
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Tim Guillemin

Rennes muss am Freitagabend leiden. Auswärts gegen Aufsteiger Paris FC steht es noch 0:0, als Trainer Habib Beye in der 66. Minute Breel Embolo einwechselt. Bis dahin haben die Bretonen im Stade Jean-Bouin, einem hübschen kleinen Stadion neben dem Parc des Princes – die beiden Stadien sind nur 20 Meter voneinander entfernt – gegen einen kecken Aufsteiger einen schweren Stand.

Doch mit Embolo kommt die Entscheidung: In der 81. Minute ist er nach einem langen Ball gedankenschnell, sprintet seinen Bewachern davon und schiebt abgezockt zum siegbringenden 1:0 ein. Zum ersten Mal in der laufenden Saison kann Rennes deshalb zwei Siege am Stück feiern.

Nach seinem Tor rennt der Nati-Stürmer auf den Gästefanblock zu – der mit über 1000 Fans gut gefüllten Sektor jubelt frenetisch, während Embolo sein Glück herausschreit und die Teamkollegen dazustossen. Bevor sie ihn jedoch erreichen, steht das Gästepublikum für den Schweizer auf, der sich mit seiner kämpferischen Art bereits in die Herzen gespielt hat.

Tor gibt ihm viel Selbstvertrauen

«Ich glaube nicht, dass der Pass für mich gedacht war. Ich bin dann schneller als die Verteidiger und habe gut abgeschlossen», analysiert der bestens gelaunte Matchwinner nach dem Spiel die Szene. Bevor er am Montag bei der Nati einrücken wird, kann er sich jetzt auf zwei freie Tage freuen – und eine gute Portion Selbstvertrauen für die letzten zwei Spiele in der WM-Quali mitnehmen.

«Für uns, für den Trainer, für die Fans, war es wichtig, zu gewinnen. Ich bin sehr glücklich», sagt Embolo, der mit seinem Jokertor auch selbst ein wichtiges Zeichen setzt. Schliesslich hat der Neuzugang aus Monaco seinen Stammplatz in der Bretagne in den letzten drei Spielen verloren. Für Embolo aber noch kein Grund zur Sorge. Zwar strafte Trainer Habib Beye, der nach einem schwachen Saisonstart bei Stade Rennes unter Druck steht, zuletzt mehrere hoch bezahlte Stammkräfte wie Ludovic Blas und Seko Fofana mit einem Bankplatz ab, weil ihnen das nötige Engagement gefehlt haben soll. Bei Embolo ist die Lage aber eine andere.

Trainer lobt «grossen Bruder» Embolo

Um ganz sicherzugehen, fragt Blick nach dem Spiel bei Trainer Habib Beye, nach, was er den vom Spieler halte, der zuletzt gegen Toulouse (2:2), Strassburg (4:1) und Paris (1:0) nur von der Bank gekommen ist. In einem 3-5-2-System zog Beye Esteban Lepaul (25) und Talent Kader Meïté (18) im Sturm vor.

Nach dem Paris-Spiel lobt der Coach Embolo aber: «Ich bin sehr, sehr zufrieden mit ihm. Er ist ein Junge, der sehr viel arbeitet und einen tollen Spirit zeigt. Auf der Bank zu sitzen, ist nicht einfach, aber er kommt mit einer super Einstellung rein und belohnt sich mit einem Tor. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns und wird es auch weiterhin sein. Er hat seine Qualitäten als Stürmer, aber auch als Mensch gezeigt.»

Besonders für den 18-jährigen Meïté, einem grossen Versprechen für die Zukunft, besteht Embolos Rolle auch darin, den Youngster zu unterstützen. Rennes gilt als einer der besten Ausbildungsklubs in Frankreich, brachte in den letzten Jahren immer wieder grosse Talente raus – wie beispielsweise Mathys Tel, der in jungen Jahren zu Bayern gewechselt ist. Kader Meïté fällt in die gleiche Talentkategorie – und wurde am Freitag bereits von mehreren Scouts von Top-Vereinen beobachtet.

«Breel begleitet unsere jungen Spieler beim Training und gibt ihnen durch seine Erfahrung viel mit auf den Weg. Auch das macht er mit einer tollen Einstellung», lobt Beye den Schweizer.

«Es spielt keine Rolle, ob ich anfange oder nicht. Ich muss meinen Job machen, wir kommen nur als Team voran. Wir sind vier Stürmer für zwei Plätze, ich komme von einem Verein, wo die Konkurrenz auch gross war», äussert sich Embolo zu seiner Situation. Dennoch fühlt er sich bei Rennes wohl. Er sieht seine Rolle als «grosser Bruder» – und diese gefällt ihm.

Droht eine Saison als Joker?

Dennoch stellt sich die Frage, ob Embolo sich längerfristig mit dem Platz auf der Bank anfreunden muss? Mit der Umstellung hat Trainer Habib Beye wohl seinen Job gerettet. Nach der Länderspielpause steht das Duell mit Embolos Ex-Klub Monaco. Ein Startelfeinsatz des Schweizers würde überraschen. Droht also eine Saison als Joker?

Habib Beye relativiert: «Eine Saison geht lange und er wird eine wichtige Rolle bei uns spielen. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Wir sind sehr froh, dass er zu uns gewechselt ist» Es gehe nicht immer nur darum, wer von Anfang an spiele oder von der Bank komme, sondern auch darum, was ein Spieler leiste. Dann verweist der Rennes-Coach auch auf Embolos schwierigen Sommer: «Man darf nicht vergessen, dass er bei Monaco wenig Spielzeit hatte, dann gleich für die Nationalmannschaft spielte und irgendwann Überbelastung und Müdigkeit zum Faktor werden.»

Und Embolo? Der hatte vor dem Freitagsspiel schon betont, sich in der Bretagne trotz abnehmender Spielzeit wohlzufühlen – vor allem auch wegen seiner Kinder. «Das Wichtigste für mich ist, dass sie ihren Platz finden, das gibt Kraft. Ich möchte auf dem Spielfeld zurückgeben, was man uns im Verein gibt.»

Egal ob von Beginn an oder wie am Freitag als erfolgreicher Joker.

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