Erstmals überhaupt steht Dennis Hediger am Sonntagnachmittag um 14 Uhr als Cheftrainer an der Seitenlinie in der Super League. Im Tor der Zürcher wird Yanick Brecher stehen. «Yanick ist unsere klare Nummer 1, und wir wissen alle, was wir an ihm haben – es gibt 0,0 Zweifel, wieso man über etwas anderes nachdenken sollte», sagt Hediger.
Ganz so klar war dies zu Beginn der Woche allerdings nicht. Mehrere Quellen berichten Blick, dass es in der internen Aussprache am Montag auch um die Rolle von Brecher gegangen sei. Sogar Brechers Stellung als Captain habe Mitchell van der Gaag infrage gestellt. Und: Der Holländer habe das Goalietalent und U21-Nati-Torhüter Silas Huber gegen YB zwischen die Pfosten stellen wollen. So weit kam es aber nicht.
Denn nach diesem «offenen und ehrlichen Austausch», wie es Hediger nennt, war das Schicksal von van der Gaag als Trainer des FCZ besiegelt. Ancillo Canepa schildert, wie eine «Team-Delegation» das Gespräch mit ihm verlangt habe. Danach kam der FCZ-Präsident zum Schluss, dass der Trainer die Mannschaft verloren habe. Wenig überraschend soll auch Captain Brecher Teil dieser Delegation gewesen sein.
Was passierte in der Kabine?
Doch warum wackelte Brecher als Nummer 1 und Captain unter dem Ex-Trainer? Ein Zwischenfall in der Pause beim Spiel in Lugano am letzten Wochenende soll das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Zwischen Brecher und Flügel-Dribbler Matthias Phaëton habe es in der Kabine heftig gekracht, bestätigen mehrere unabhängige Quellen gegenüber Blick. Schon seit Wochen habe sich innerhalb des Teams eine Gruppe gebildet, die unzufrieden sei mit Brecher als Captain und seiner Art, dieses Amt auszuüben. Es soll in diesem Kalenderjahr auch nicht die erste Auseinandersetzung zwischen Brecher und einem Mitspieler gewesen sein.
Yanick Brecher lässt ausrichten, in der Pause im Tessin sei nichts Spezielles vorgefallen. FCZ-Präsident Canepa dementiert zudem vehement, dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sei. «Das ist absurd. Das sind eben diese Fake-Diskussionen, die im Umfeld kreiert werden», sagt der 72-Jährige. Aber: «Dass die mal laut miteinander sprechen, das gehört dazu – hoffentlich auch», ergänzt Canepa. Hediger sieht es ähnlich: «Wir brauchen Emotionen und haben viele Persönlichkeiten in der Mannschaft, die auch mal aufstehen, etwas ansprechen und laut sind – das ist extrem wichtig und passiert in dieser Saison fast in jedem Spiel.»
Brecher wird nun noch mehr im Fokus stehen
Bleibt die Frage, bis zu welchem Mass solche Auseinandersetzungen positive Energie freisetzen? Und ab wann sie einen Keil zwischen die Spieler treiben? Bereits nach dem blamablen Cup-Out gegen Nyon im September soll es in der Kabine richtig zur Sache gegangen sein. Auch das dementiert man beim FCZ seitdem. So oder so ist Interimstrainer Hediger gefordert, das Team zu einer Einheit zu formen, die Emotionen in eine positive Richtung zu nutzen. Denn sollten sich tatsächlich Gruppen innerhalb des Teams gebildet haben, wird auch ein neuer Trainer Mühe haben, sportliche Resultate abzuliefern. Und Captain Yanick Brecher wird in der englischen Woche noch mehr im Fokus stehen, als er es ohnehin schon gewesen ist.

