Hat der SFV sein Wort gebrochen?
Frust bei unseren Nati-Heldinnen wegen EM-Prämien

Die Schweizer Frauen sorgten mit ihren Auftritten an der Heim-EM für Begeisterung im ganzen Land. Der finanzielle Lohn ist aber gering, denn bei der Auszahlung der Prämien scheint der Verband zu knausern – was dieser allerdings dementiert.
Publiziert: 18:27 Uhr
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Aktualisiert: 18:59 Uhr
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Die Nati eroberte an der Heim-EM mit ihren Auftritten die Herzen der Fans.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Nati-Spielerinnen erhalten weniger EM-Prämien als von der UEFA empfohlen
  • SFV dementiert Vorwürfe und behauptet, mehr als gefordert ausgezahlt zu haben
  • Uefa schüttete Rekordprämien von 41 Millionen Euro an 16 EM-Teilnehmer aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Die Nati schrieb mit ihren leidenschaftlichen und emotionalen Auftritten an der Heim-EM ein Sommermärchen und verlieh dem Frauenfussball in der Schweiz einen grossen Schub. Ausverkaufte Stadien, mehr als eine Million Zuschauer vor den TV-Geräten und 25'000 Fans, die vor dem Viertelfinal gegen Spanien (0:2) vom Bundesplatz ins Stadion Wankdorf marschiert sind – das Team von Pia Sundhage (65) sorgte landauf, landab für Begeisterung.

Doch finanziell werden die EM-Heldinnen für ihre Leistungen nur spärlich belohnt. Denn der Verband scheint sich bei der Auszahlung der Prämien knausrig zu geben und sich nicht an die von der Uefa vorgegebenen Richtlinien zu halten, was bei den Spielerinnen für Frust und Unverständnis sorgt. Laut Blick-Recherchen wurde pro Spielerin bis zu 10'000 Franken zu wenig ausbezahlt, was der Schweizerische Fussballverband (SFV) auf Anfrage aber dementiert. Laut dem Verband seien die Empfehlungen der Uefa «mehr als umgesetzt worden». Die Zahlen seien der Uefa auch rapportiert worden.

Rekordprämien der Uefa

Mit 41 Millionen Euro schüttete die Uefa an die 16 Teilnehmer so viel an Prämiengeldern aus wie noch nie in der Geschichte des Frauenfussballs. Und ein stolzer Betrag davon sollten die Spielerinnen erhalten: mindestens 30 bis 40 Prozent, so die Uefa. Bei den acht Teilnehmern der K.o.-Phase sogar mindestens 35 Prozent des Preisgeldes.

Die Nati erspielte sich mit ihren Leistungen 2,5 Millionen Euro Preisgeld (ca. 2,33 Millionen Franken). Diese setzen sich aus der Startgage (1,8 Millionen), dem Sieg gegen Island (100'000), dem Remis gegen Finnland (50'000) und der Qualifikation für den Viertelfinal (550'000) zusammen. Für jede der 23 Spielerinnen gäbe dies rund 38'000 Euro brutto (35'500 Franken). Zudem hatte der SFV während des Turniers angekündigt, «noch etwas tiefer in die Tasche zu greifen und mehr als die geforderten 40 Prozent auszubezahlen», womit jede Spielerin mindestens gut 40'000 Franken EM-Prämien hätte erhalten müssen.

Doch dem scheint nicht so. Laut Blick-Informationen wurden die Prämien in zwei Tranchen ausbezahlt, nach der EM und nach der Nations League – damit auch die sieben Spielerinnen etwas erhalten, die nur in der Nations League dabei waren, aber an der EM fehlten. Eine Stammspielerin, die sowohl in der Nations League als auch an der EM zum Einsatz kam, erhielt eine Tranche von rund 10'000 sowie eine weitere von rund 24'000 Franken brutto (inklusive etwa 2000 Franken für die Vorbereitung). Und damit anteilmässig weniger, als die von der Uefa geforderte und vom SFV versprochene Gesamtsumme.

Rund 10'000 Franken zu wenig pro Spielerin

Kommt hinzu, dass in den ausbezahlten Beträgen auch die Taggelder inbegriffen sind. Diese betrugen pro Tag ein paar hundert Franken und waren auf Wunsch der Spielerinnen während der EM für alle gleich hoch. Allein mit dem Taggeld hätte eine Spielerin für die dreiwöchige Turnierphase ab dem Bezug des EM-Camps in Thun Ende Juni zusätzlich rund 4500 Franken erhalten sollen. Denn Taggelder haben nichts mit den ausgeschütteten EM-Prämien zu tun, da diese bei jedem Nati-Zusammenzug ausbezahlt werden. Rechnet man diese hinzu, hätte jede Spielerin rund 10'000 Franken mehr Prämien erhalten sollen. Dementsprechend gross ist der Ärger.

Der SFV widerspricht dem und schreibt auf Blick-Anfrage, dass sie «mehr als die von den von der Uefa 35 Prozent der Prämien ausbezahlt hätten». Die Prämien seien vom Verband mit dem Spielerinnen-Rat verhandelt und vom Zentralvorstand abgesegnet worden. «Die Spielerinnen zeigten sich auch öffentlich zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis», so der SFV. Zudem hält der Verband fest, dass die Teilnahme an der EM defizitär gewesen sei. «Erst ab dem Halbfinal wäre für den SFV etwas übrig geblieben.»

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