«Ich nehme mich selbst in die Verantwortung»
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Males vergab Mega-Chance:«Ich nehme mich selbst in die Verantwortung»

Die sieben YB-Problemfälle nach dem Panathinaikos-Debakel
Unsichtbare, Dampfgeplauder und Schmusefans

YB kommt und kommt einfach nicht nachhaltig in die Spur, wie man das nach den fünf Siegen in Folge gedacht hatte. Zu viel Probleme gären in und um das Team. Blick liefert die Liste mit sieben Punkten.
Publiziert: 16:31 Uhr
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Aktualisiert: vor 59 Minuten
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Ein Bild mit viel Symbolgehalt: Pleiten, Pech und Pannen bei YB. Hier Loris Benito (l.) und Saidy Janko.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • YB kämpft mit Problemen: Defensive Schwächen und ineffektive Offensive
  • Trainer Giorgio Contini unter Druck, System und Spielerpositionierung hinterfragt
  • Fans bleiben trotz 3 Gegentoren in 9 Minuten gegen Panathinaikos auf Schmusekurs
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Die Wiederholungstäter

Auf den starken Luzern-Auftritt mit dem 2:1 und dem fünften Sieg in Folge folgte der herbe Rückschlag: 0:1 in Aarau wegen eines Treffers in der zweiten Minute! Futsch die Chance auf den schnellsten Titel, den man holen kann. Ohne Möglichkeit zur Korrektur. Und mit einer zweiten Halbzeit ohne Pfiff und Dampf. Gegen Panathinaikos? Dasselbe Muster. Sehr frühe Gegentore, diesmal allerdings gleich drei. Das ist dann auch mal eine Frage des Charakters. Und eine lahme zweite Halbzeit ohne wirkliches Aufbäumen. 

Die ungenügende Defensive

Trotz zwei Siegen gegen Slovan Bratislava im August: YB kassierte zu Hause zwei Tore. Und die Slowaken hatten in beiden Spielen so einige Torchancen. In Basel setzte es bei der bisher einzigen Meisterschafts-Niederlage gleich vier Gegentore ab. Nun gegen Panathinaikos erneut. Die Aussenverteidiger Janko und Hadjam stehen regelmässig viel zu weit von ihren Gegenspielern weg. Captain Loris Benito wirkt bereits überspielt. Bei Tanguy Zoukrou weiss man nie so genau, was kommt. Gregory Wüthrich ist verletzt, mal wieder. In seinen letzten drei Saisons bei Sturm Graz summierten sich fünf Verletzungsperioden. Und Edimilson Fernandes ist ein wunderbarer Fussballer, aber als Sechser nicht der unerbittliche Duellist, wie es Sanogo, Zakaria, Martins und Niasse waren.

Die Unsichtbaren

So talentiert Joël Monteiro auch ist – er neigt zu Passivität und bleibt dann in viel zu langen Spielsequenzen unsichtbar. Das hat ihm noch kein Trainer austreiben können. Und wenn er eine Topchance hat, wie in der 37. Minute gegen die Griechen, lässt er sie kläglich liegen. Diese mangelnde Qualität und die Ineffektivität sind die Gründe, weshalb es mit einem Auslandtransfer bislang nicht geklappt hat. Elf Spiele, null Tore, zwei Assists (gegen Slovan) – das ist einfach ungenügend. Aber auch Christian Fassnacht, Ebrima Colley und Chris Bedia haben einen (leichteren) Hang zur Unsichtbarkeit.

Das System

Taktische Schemata sind überbewertet. Im Fussball gehts um Mindset und gewonnene Zweikämpfe. Problematisch wirds dann, wenn Spieler in der falschen Position spielen. Weshalb das System von Giorgio Contini das falsche ist. Bedia ist keiner für einen Zwei-Mann-Sturm. Und Fasi kein Frontstürmer. Ein 4-1-4-1 würde besser zum aktuellen Personal passen als das derzeit angewandte 4-1-3-2. Würde bedeuten: Der giftige Raveloson kehrt in die Stammelf zurück. Und drei der fünf Flügel Monteiro, Fassnacht, Virginius, Males, Colley sitzen dann draussen. Derzeit lassen sich die Kandidaten einfach finden. Wenn dann Alvin Sanches wieder fit und gesetzt ist, sind dann sogar vier auf der Bank. Was die Ersatzbank offensiv stärker macht, als sie sich derzeit präsentiert.

Klare Ansagen und Dampfgeplauder

Derweil Giorgio Contini beim Bestätigen klarer Ziele rumeiert, zeigt sein Chef Christoph Spycher, wie es geht: «Es gibt nur ein Ziel in der Europa League: weiterkommen! Und gegen Panathinaikos ist das Ziel auch klar: ein Sieg. Das ist ein Gegner mit individueller Klasse. Aber solche haben all unsere Gegner.» Der rhetorisch starke Contini hingegen neigt aktuell zur Schönrednerei. Dabei braucht es jetzt klare Ansagen.

Der Trainer

Was passiert, sollte YB gegen Thun zu Hause verlieren und auch in Bukarest, womit das klar definierte Europa-League-Ziel nach menschlichem Ermessen auch schon verpasst wäre? Letzte Saison kam man mit zehn Punkten und einem guten Torverhältnis weiter. Dieses ist bei YB schon futsch. Also brauchts elf Punkte und dazu drei Siege gegen Bukarest, Thessaloniki und Ludogorez und dann halt noch Erfolge gegen Lyon, Lille, Aston Villa oder den VfB Stuttgart.

Vor der Natipause Anfang Oktober steht einzig noch das Spiel in Lausanne auf dem Plan. Der intern nicht unumstrittene Coach muss wohl alle drei Spiele vor dem Break gewinnen, um den Ansprüchen mit diesem massiv aufgewerteten Kader nicht hinterherzuhinken. Andere Ergebnisse kann sich YB, kann sich Contini nicht leisten, bei dem man sich immer noch fragt: Wofür steht er?

Die Fans

Das Verhalten der YB-Ultras in Aarau war komplett intolerabel und kommt einem Schuss in den Rücken der Klubbosse gleich. Der Verband wird das hart zu bestrafen wissen. Doch auch die pausenlose, monotone Unterstützung im Stadion – unbesehen von dem, was auf dem Platz läuft – darf kritisch hinterfragt werden. Vielleicht brauchen die Spieler mal einen Weckruf in Form eines zünftigen Pfeifkonzerts oder Ähnlichem anstatt Non-Stop-Schmuseeinheiten. Darian Males sagt zu diesem Thema: «Ich stehe auf dem Platz. Die Fans müssen das für sich selbst entscheiden, ob sie pfeifen oder applaudieren. Ich weiss nicht, ob Pfiffe die Spieler wecken oder nicht.» Und nach dem Spiel? Der Kriechgang zu den Ultras ist kein solcher. Was haben die gesagt? Males: «Nichts. Und dann haben sie ‹Hopp YB› gerufen.» Als von der Ostkurve geprügelte Hunde kehren die YB-Spieler nicht in die Garderobe zurück. Obwohl auch das vielleicht mal eine möglicherweise fruchtbare Alternative sein kann zwecks Bewusstseinsbildung.

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