Darum gehts
- Edimilson Fernandes blickt nach Cup-Aus gegen Aarau nach vorne
- YB-Spieler sieht Sieg gegen Panathinaikos Athen als eminent wichtig
- Fernandes hätte in Saudi-Arabien viel mehr als bei YB verdienen können
Nein, also Griesgram sieht definitiv anders aus. Edimilson Fernandes (29) antwortet lachend auf die Frage nach dem Cup-Out in Aarau. «Klar war die Enttäuschung riesig, wir waren masslos enttäuscht. Aber in unserem Job hat man nie Zeit, sich lange mit Niederlagen aufzuhalten. Es geht immer weiter. Meistens sogar innert kürzester Zeit. Da muss man abhaken und vorwärts schauen. Alles andere wäre kontraproduktiv.»
Verständlich ist dieser Knick in einer zuvor immer besser werdenden Saison nicht. Auch Fernandes kann ihn sich nicht erklären. «Klar wirds kompliziert, wenn man so früh hinten ist. Und Aarau hat das wirklich gut gemacht. Aber unserer Mannschaft, die sich aus meiner Sicht zu Recht Ziele wie den Meistertitel und den Cup-Sieg setzen kann, dürfte das eigentlich nicht passieren. Irgendwie kamen wir nie in denselben Mood wie in der Super oder Europa League.»
Panathinaikos ist in der Meisterschaft noch sieglos
Und so wird diese 0:1-Pleite zu Beginn der neuen Woche ad acta gelegt. Denn am Donnerstag steht die Europa League an. Und da sind die YB-Kurzzeiterinnerungen mit den Playoff-Siegen gegen Slovan Bratislava exzellent. Die erste Halbzeit in der Slowakei war die bisher beste in dieser YB-Saison. Der erste Gegner in der Ligaphase ist nun Panathinaikos Athen, und ein Sieg liegt ganz bestimmt in Reichweite.
«Wenn wir weiterkommen wollen, und das ist unser erklärtes Ziel, dann müssen wir das Heimspiel gegen Panathinaikos gewinnen. Auch wenn die Griechen ein sehr gutes Team und mit Renato Sanches einen ehemaligen Bayern-Spieler in ihren Reihen haben. Aber sie sind in der Meisterschaft nach drei Runden noch sieglos. Also können sie noch nicht perfekt drauf sein.»
Edimilson spielt auf der Sechs, dann kommt es gut
Ganz im Gegensatz zu Fernandes. Der war in allen Spielen, die er bestreiten durfte, immer einer der Besten. Selbst in Basel, wo er nach einer Stunde vom Platz flog, weshalb er bei drei nationalen Spielen zuschauen musste. Wie sieht der Walliser das? «Ich bin sehr gut in Form, ja.» Dafür gibts einen klaren Grund: «Seit ich im letzten Sommer nach Brest gegangen bin, spiele ich meistens auf meiner Lieblingsposition, als Sechser. Und da bin ich stärker als auf den vielen anderen Positionen, auf denen ich gespielt habe.»
Sein Cousin und Mentor, Fifa-Direktor Gelson Fernandes, bestätigt: «Ich spüre, dass Edi in Bern sehr glücklich ist. Das ist das A und O.» Und deshalb sei es auch schwierig, in der Nati an ihm vorbeizukommen, ist Gelson überzeugt, «auch wenn ich weiss, wie riesig die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld ist.»
34 Länderspiele hat der zweifache Familienvater bisher gemacht. «Ich hoffe auf weitere, im zentralen Mittelfeld», sagt Edimilson, «denn ich will das Beste von mir zeigen.» Und Cousin Gelson ergänzt: «Edi ist ein bisschen Opfer seiner unglaublichen Vielseitigkeit geworden. Das macht ihn wohl zu einem tollen und wertvollen Fussballer. Aber es birgt Nachteile.»
Spychers Besuch in Mainz ändert alles
Ein YB-Transferziel war der Sittener Allrounder schon letzten Sommer, bevor er von Mainz an Brest ausgeliehen wurde. Geklappt hat es erst jetzt. Und YB hatte viel Konkurrenz. «Ich hätte bei Brest bleiben können. Auch Mainz war wieder interessiert. Und ich hatte eine konkrete Offerte aus Saudi-Arabien, wo ich den Coach offenbar ziemlich enttäuscht habe, denn er war sicher, dass ich kommen würde.»
Doch der Besuch von YB-Ober-Sportchef Christoph Spycher in Mainz ändert alles. Er stellt Fernandes die neuen YB-Pläne vor und unterbreitet ihm einen Vier-Jahres-Vertrag. «Zudem war im neuen YB eine Rolle im zentralen Mittelfeld für mich vorgesehen. Das war mir ganz wichtig», ergänzt Edimilson. Unter dem Strich stimmte das Gesamtpaket derart, dass er es den Wüsten-Millionen vorzog. «Geld ist nicht alles. Ich habe zwei kleine Kinder, drei- und halbjährig. Die kommen bald in den Kindergarten. Das ist wichtiger.»
Der letzte «richtige» YB-Europacup-Sieg liegt bald zwei Jahre zurück
Und er ist nun wieder nahe bei seinen Eltern, die in Sion leben. Und als er genau das sagt, kommt vielleicht zum letzten Mal dieses Cup-Debakel hoch: «Auf wen trifft Aarau nun? Auf Sion. Der Klub aus meinem Kanton. So gesehen tut dieses Out noch mehr weh.»
Es folgt ein letztes «Schwamm drüber». Denn jetzt kommen die Griechen. Und die Aussicht, die zuletzt arg mangelhafte Bilanz von YB in Gruppen- oder Ligaphasenspielen zu verbessern. Der letzte Erfolg liegt nach den acht Pleiten letzte Saison schon bald zwei Jahre zurück, das 2:0 gegen Roter Stern Belgrad. Der vorletzte Erfolg, das sensationelle 2:1 gegen Manchester United, fast vier Jahre. Regelmässige Erfolge gabs zuletzt 2020 in der Europa League. Da war Pandemie, und es hatte keine Fans. Höchste Zeit für eine Korrektur vor über 20'000 Fans.