YB-Anhänger zünden Pyros im Brügglifeld
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Mehrere verletzte Fans:YB-Anhänger zünden Pyros im Brügglifeld

Rote Linie überschritten
Wie bestraft der Verband YB für die Fankrawalle?

Die Ausschreitungen rund um das Cupspiel zwischen Aarau und YB waren massiv. In- und ausserhalb des Stadions. Wie die Strafen aussehen werden, ist offen, denn das Kaskadenmodell kommt nicht zur Anwendung.
Publiziert: 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 21:23 Uhr
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Schon in Yverdon hatten die YB-Ultras eine Pyro-Orgie mit Feuerwerk kombiniert.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Pyro-Orgie und Feuerwerk bei YB-Spiel führt zu Verletzten und Ausschreitungen
  • YB-Fans verursachen Sachschäden am Bahnhof Aarau nach dem Spiel
  • Sieben Personen erleiden Brandverletzungen und müssen hospitalisiert werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Es beginnt mit einer Pyro-Orgie und Feuerwerk zum Einläuten der YB-Viertelstunde. Und schon da gerät am Rand des Cupspiels auf dem Aarauer Brügglifeld alles aus dem Ruder. Eine brennende Pyro soll auf den Boden gefallen sein. Einige landen auf dem Spielfeld. Ein Feuerwerkskörper zischt ganz nahe am Ohr eines Fotografen vorbei. Kurz darauf sind mehrere Ambulanzen vor Ort. Sieben Personen erleiden Brandverletzungen, müssen hospitalisiert werden. Einige sollen gemäss «Aargauer Zeitung» in der entstandenen Panik Knochenbrüche erlitten haben.

Wie krank ist denn das? An Pyros hat man sich gewohnt. Aber Feuerwerkkisten? Die teils bewilligungspflichtig wäre. Und für deren Zündung es an einem öffentlichen Anlass sogar den «Ausweis für die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände» braucht? Es ist der nackte Wahnsinn …

Immerhin: Keine der Verletzten in kritischem Zustand

Immerhin sagt Pascal Wenzel, Mediensprecher der Bewilligungsbehörde für dieses Spiel, der Kantonspolizei Aargau, am Montag: «Nach aktuellem Kenntnisstand befindet sich zurzeit keine der verletzten Personen in einem kritischen Zustand.» Oder anders ausgedrückt: Wir müssen froh sein, hat es keine Schwerverletzten gegeben.

Da sich diese Vorfälle im Stadion abgespielt haben, fallen die Untersuchungen und die Sanktionen in den Kompetenzbereich des Schweizerischen Fussballverbands (SFV). Das Kaskadenmodell von Politik – Bewilligungsbehörden und Polizeidirektoren-Konferenz greift hier nicht. Es ist nur auf Spiele der Swiss Football League anwendbar. Weshalb es der SFV ist, der ein Verfahren eingeleitet hat: «Die einzelnen Vorkommnisse werden derzeit untersucht. Die Vergehen innerhalb des Stadions werden von der Kontroll- und Disziplinarkommission des SFV beurteilt und die Klubs für das Verhalten ihrer Fans sanktioniert.» Und da wartet die gesamte Palette an Sanktionen, beginnend mit einem Verweis oder einer Busse, bis zu Spielen unter ganzem oder teilweisem (Sektorenschliessungen …) Ausschluss der Öffentlichkeit an Spielen; oder gar Spielen auf neutralem Platz.

Da YB sein nächstes Cupspiel erst im nächsten Sommer austrägt, müsste man sich Sanktionen in einem Ligaspiel überlegen. Alles andere wäre unsinnig.

Vermummen - und los gehts!

Soweit zu dem, was sich im Stadion zutrug. Nicht weniger schlimm sind die Ausschreitungen nach dem Spiel. Gewisse YB-Fans vermummen sich, werfen Schottersteine und Abschrankungen sowie Pyros und Feuerwerk gegen die Ordnungskräfte. Die Polizei setzt Gummischrot und Pfefferspray ein, um ein weiteres Vordringen dieser Hooligans in den Bahnhof und die Innenstadt zu verhindern. Ein Ordnungshüter wird verletzt. Im Bahnhof wütet der Mob aber weiter, schlägt Schaufenster ein und verschmiert Gebäude. Und als der Extrazug um 22 Uhr endlich losfährt, zieht einer zu schlechter Letzt die Notbremse ...

Die Kapo Aargau ist erschüttert, man spürt es in deren Formulierungen: «Für die Kantonspolizei Aargau wurde mit den grundlosen Aggressionen gegen die Einsatzkräfte und den massiven Sachbeschädigungen am Bahnhof Aarau eine rote Linie überschritten.» Sie prüfe als Bewilligungsbehörde Sanktionen. Aber Zugriff wird sie nur auf Einzelpersonen haben. Die Staatsanwaltschaft klärt die Tatbestände.

YB: «Nicht entschuldbare Angriffe»

YB hingegen verzichtet in seinem Statement darauf, zu schreiben, dass YB-Fans für die Taten verantwortlich zeichnen, so wie es die Kapo Aargau macht. So heisst es dann: «Es kam am Bahnhof Aarau zu nicht entschuldbaren Angriffen auf die Polizei.» Immerhin, schreibt YB weiter, werde man alles dafür tun, um mitzuhelfen, die fehlbaren Personen zur Verantwortung zu ziehen.

Adrian Werren, Leiter von Fanarbeit Bern, sagt, man verurteile die Vorkommnisse und werde das Geschehene mit den Fandachverbänden kritisch aufarbeiten.

So oder so: Es sind die nächsten Gewaltakte in Stadion und Innenstadt, die einen schlicht ratlos zurücklassen.

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