Darum gehts
So hätte seine Ära nicht enden dürfen: Luca Cereda (44) betritt am Mittwoch schon um 6 Uhr in der Früh die Ambri-Garderobe in der Gottardo Arena. «Da habe ich meinen Platz geräumt», erzählt der abgetretene Trainer kurz nach einer Medienkonferenz, die ihresgleichen wohl sucht.
Cereda wirkt erschöpft. Wie es ihm gehe? «Eigentlich gut. Aber es ist ein enttäuschendes Ende.» Von der Mannschaft hat er sich nicht verabschiedet an diesem Vormittag, «das wäre vielleicht zu schmerzhaft gewesen, oder?», fragt er rhetorisch.
Was in der Stunde zuvor abgelaufen ist, muss für ihn und seinen Freund sowie Ex-Sportchef Paolo Duca (44) nur schwer zu ertragen gewesen sein. Das Duo, das seit 2017 Schulter an Schulter sein Herz für Ambri gegeben und viele Schlachten ausgetragen hat, ist vom Klub-Präsidenten Filippo Lombardi hintergangen worden. Der 69-Jährige, der sein Amt ebenfalls zur Verfügung stellt, sitzt zwischen seinen treusten Gefährten und windet sich mit grossen Worten um die Schuld, die er am Knall und Schlamassel trägt.
«Ich hätte Vertrauen und Respekt erwartet»
Cereda bleibt beherrscht und ruhig, Duca allerdings lässt seinen Ärger raus, präzisiert Lombardis Schönrederei. Dabei gehts um den springenden Punkt: Lombardi dreht es so, dass Sportchef und Headcoach ihre Ämter freiwillig niedergelegt haben. Duca beharrt darauf, dass ihnen nach dessen Verrat keine andere Möglichkeit geblieben ist.
«Der Präsident hat das Recht, die sportliche Führung infrage zu stellen», sagt ein gefasster Cereda danach. «Aber nach acht gemeinsamen Jahren, in denen wir füreinander da waren, hätte ich erwartet, dass er uns sein Vertrauen und Respekt erweist und mit uns spricht. Ich hatte gehofft, dass wir wie früher ehrlich und gemeinsam eine Lösung finden.»
Doch stattdessen trifft sich Lombardi hinter ihrem Rücken mit dem arbeitslosen Christian Dubé (48, ex Fribourg) zum Gespräch. Der gleiche Präsident, der Duca und Cereda zuletzt schon zweimal überredet hat, unbedingt weiterzumachen. «Vor zwei Jahren haben wir ihm gesagt, dass ein Wechsel vielleicht an der Zeit ist. Und nach der letzten Saison nochmals», erzählt Cereda.
Cereda hadert, die Spieler haben einen Maulkorb
Auch mitten in dieser Krise thematisiert es der 44-Jährige beim letzten Treffen mit der Klubführung. «Am Sonntag vor dem Derby habe ich direkt gefragt, ob man an einen Trainer-Wechsel denkt und ob das Derby-Resultat Konsequenzen hätte.» Es wird ihm Mut zugesprochen und versichert, dass man die Situation erst in einer Woche neu beurteile – gemeinsam. Ambri gewinnt 2:1 gegen Lugano, verliert nach einem blutleeren Auftritt 2:4 in Rappi, kämpft gegen Davos (4:6) vergeblich.
«Paolo und ich haben betont, dass wir die Kraft und Energie haben für diese Krise. Aber wie hätten wir jetzt noch vor die Mannschaft treten können?», fragt Cereda zurecht. Vor eine Mannschaft, die auch über Lombardis eigenmächtige Trainersuche Bescheid gewusst haben soll. «Es ist schade, dass es so endet. Wir hätten alles sauber übergeben können. Und erklären können, warum es besser so ist für Ambri. Doch jetzt ist die Konsequenz, dass ich nicht da unten auf dem Eis stehe.»
Cereda über seinen Abgang: «Es tut schon weh»
Cereda blickt Richtung Eisfläche, wo die Mannschaft gleichzeitig ihr Training abhält unter der Leitung seiner bisherigen Assistenten René Matte (53, Ka) und Eric Landry (50, Ka) sowie Goalie-Trainer Pauli Jaks (53). Darüber reden, was passiert ist, dürfen die Spieler bis auf Weiteres nicht.
Grösse beweist Cereda. Er bedankt sich für die Chance, die er vor acht Jahren vom Klub bekommen habe. Und er bedankt sich bei den Fans für die schönen Momente und die Unterstützung in schwierigen Zeiten. «Es waren viele intensive Jahre. Wir haben immer unser Maximum gegeben für Ambri.» Stolz sei er auf Vieles, seinen Staff, dass er derjenige Trainer gewesen ist, der von der altehrwürdigen Valascia in die neue Gottardo Arena gezogen sei, und dass er die Quali für die Champions League geschafft habe. Jetzt wünscht er sich, dass die Mannschaft den nächsten Schritt macht, «sie ist nahe dran». Er hoffe, die Spieler finden ihre Stärke und einen Ausweg aus der sportlichen Krise.
Schon oft hat der Sementiner in Gesprächen gesagt, «je länger ich hier bin, desto näher rückt das Ende». Dass hinter seine Ära ein solch unrühmlicher Schlusspunkt gesetzt wird, hätte sich Cereda jedoch nie vorstellen können. Man nimmt zwei Legenden die Chancen auf einen würdigen Abschied, den sie sich mehr als verdient hätten. «Es tut schon weh und ist eine grosse Enttäuschung.»
Seite an Seite gehen Cereda und Duca die Treppen runter. Sie setzen sich an einen Tisch im Stadion-Restaurant und bestellen ihr Mittagessen. Es hat ihnen niemand gesagt, ob sie die nächsten Tage hier noch erwünscht sind oder ein und aus gehen dürfen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 12 | 25 | 32 | |
2 | Lausanne HC | 13 | 22 | 27 | |
3 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 12 | 12 | 26 | |
4 | EV Zug | 12 | 5 | 23 | |
5 | ZSC Lions | 12 | 12 | 23 | |
6 | HC Fribourg-Gottéron | 12 | 11 | 21 | |
7 | Genève-Servette HC | 12 | -17 | 20 | |
8 | EHC Kloten | 13 | -6 | 16 | |
9 | EHC Biel | 11 | 2 | 14 | |
10 | SCL Tigers | 12 | -9 | 14 | |
11 | HC Lugano | 12 | -4 | 13 | |
12 | SC Bern | 11 | -13 | 11 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 12 | -19 | 7 | |
14 | HC Ajoie | 12 | -21 | 5 |