Ex-NHL-Crack ging die Puste aus
HCD-Lemieux erklärt, wieso ihn das Schweizer Hockey überrumpelt hat

Brendan Lemieux ist Opfer seines Rufs geworden. Nur weil er in der NHL gespielt hat, heisst das noch lange nicht, dass er sogleich in unserer National League bestehen kann. Das musste auch der US-Stürmer erkennen. Und hat sein Spiel angepasst.
Publiziert: 10:55 Uhr
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Anfang Oktober schoss Brendan Lemieux gegen Ambri seinen zweiten Saisontreffer für den HCD.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • National League härter als ihr Ruf in Nordamerika, sagt Brendan Lemieux
  • Fehlende TV-Breaks und grösseres Eisfeld fordern NHL-Spieler heraus
  • Lemieux erklärt die Unterschiede zwischen NHL und NL, die ihn beeinflussen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Die National League sei härter als ihr Ruf, den sie in Nordamerika hat. Wenn das mit Brendan Lemieux (29) ein Spieler sagt, der aus der NHL als Prügelknabe und Raubein bekannt ist, hört man genauer hin, was er zu berichten hat.

Im Dezember 2024 verpflichtet der HCD den US-Stürmer, der 315 NHL- und 137 AHL-Partien geschultert hat. Auch ihm eilt ein Ruf voraus, im Netz findet man unter seinem Namen hauptsächlich Clips von Checks oder Scharmützel. Nach elf Monaten in der Schweiz betont Lemieux: «Das hiesige Hockey deckt sich nicht mit seiner Reputation. Es ist härter.»

Der 29-Jährige möchte das weiter ausführen. Denn für ihn ist es eine Kombination der körperlichen Komponente und des Niveaus. «Es gibt so viele talentierte Akteure hier, und das Spiel ist trotzdem sehr physisch. Harte Checks werden ausgeführt, die in der NHL für gewöhnlich in Fights enden oder geahndet würden», so Lemieux. «Hier aber nicht. Vor dem Tor herrscht Krieg.»

Lemieux vermisst die TV-Pausen

Eigentlich ganz nach seinem Gusto, oder? Doch genau diesbezüglich wird der Zweitrunden-Draft (2014 von Buffalo) Opfer seines persönlichen Rufs. Er liebt zwar das körperbetonte Spiel, er kann diesen Vorteil aber lange nicht ausspielen. Aus verschiedenen Gründen.

Nach dem grössten Unterschied zwischen NHL und NL gefragt, der sein Spiel beeinflusst, haut Lemieux nicht zuerst die gängige Antwort des grösseren Eisfeldes raus. Sondern? «Die fehlenden TV-Breaks.» Dazu muss man wissen: In der NHL wird das Spiel dreimal für einen ein- bis zweiminütigen Werbe-Unterbruch gestoppt. Eine willkommene Verschnaufpause für Spieler wie Lemieux, die kein Leichtgewicht sind.

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«Mein Körper war aufgebaut für zehn Minuten Eiszeit pro Match und kurze Shifts.» Beim HCD kommt er auf fast doppelt so viel Eiszeit und längere Einsätze. «Darum war die letzte Saison schwierig für mich», gesteht er. «Lange habe ich mich im Spiel nicht wohlgefühlt.» Als er es in den Playoffs endlich tut, wird er im Halbfinal gegen den ZSC für eine unabsichtliche Tätlichkeit gegen einen Linesman gesperrt.

Geduldig bleiben trotz höherem Tempo

Lemieux beschreibt das NL-Hockey als «physisch fordernd». Was ihn doch auch überrascht hat, sind die Auswirkungen der wenigen Meter mehr Eisfläche aufs Spiel. Beim Eintritt in die gegnerische Zone habe er sofort das Aufkreuzen eines Verteidigers erwartet und darum die Scheibe oft (zu) überhastet weggespielt. «Auch beim Bully stehen die Verteidiger viel weiter weg.» Der einstige 100-kg-Brocken, der ein bisschen an Gewicht verloren hat, muss bei den grösseren Platzverhältnissen Geduld lernen – trotz höherem Spieltempo.

In der Vorbereitung auf seine erste komplette Saison mit Davos schaut Lemieux all diese Punkte an und stellt sich spezifischer darauf ein. Er habe sich entwickelt und besser ins Spiel gefunden. Der Teamerfolg färbt auch auf sein Selbstvertrauen ab. Eine Challenge aber bleibt für den Ex-NHL-Star: Er muss mit der Ausländer-Rotation klarkommen. «Manchmal ist das mental herausfordernd.» Obwohl er in der NHL oft als 13. Stürmer eingesetzt worden sei. Deshalb ist sein Ziel: «Die beste Version von mir zu zeigen.»

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