Darum gehts
Nach über 20 Jahren auf der grossen Hockey-Bühne weiss man viel über HCD-Legende Andres Ambühl. Kennt seine Rekorde, seine Herkunft aus dem beschaulichen Davoser Sertig-Tal und sein Lieblingswort «hübsch». Viele Teamkollegen und Spieler haben den 41-Jährigen schon beschrieben, besonders auch zum Ende seiner Klubkarriere, die am Donnerstag mit dem Ausscheiden im Halbfinal gegen den ZSC ihren Schlusspunkt fand.
Nun kommt mit Enrico Triulzi (67) einer zu Wort, der den Hockey-Star seine ganze Laufbahn über begleitet hat. Der Engadiner ist von Anfang an der Agent von Ambühl. Einst selbst HCD-Spieler und -Meister (1984, 1985), kreuzen sich ihre Wege, weil Triulzis Sohn Luca (42) mit Ambühl um die Jahrtausendwende in Junioren-Auswahlen spielt.
Triulzi, der Versicherungsberater ist, gründet die Spielerberater-Firma MFG, «primär aus dem Gedanken heraus, die Sportler beim Thema ihrer Vorsorgeregelung zu unterstützen.» Schnell zeichnet sich ab, dass die Agenten-Dienste gefragter sind. Als Ambühl beim HCD in der damaligen NLA Fuss fasst, zählt auch er fortan zu Triulzis Klienten – und ist es geblieben.
Aus Ambühl ist einer der verdienstvollsten Schweizer Spieler geworden mit einer grossartigen Karriere. Wieso diese überhaupt möglich geworden ist, weiss keiner besser als Triulzi: «Büeli verkörpert für mich drei Dinge, die nicht viele Spieler oder Sportler vereinen.»
Bescheidenheit
«Es ist die Bescheidenheit, die Andres auszeichnet. Er ist so erfolgreich, aber trotzdem am Boden geblieben. Er hat immer seine Meinung vertreten, ohne dabei überheblich zu werden. Es ist eine Bodenständigkeit, die er aus seinem Elternhaus mit auf den Weg bekommen und die ihm durch seine ganze Karriere geholfen hat.»
Kampfgeist
«Der ZSC holte ihn damals (2010, die Red.) genau deswegen: Weil er ein Vorbild ist, was Einsatz und Wille anbelangt. Er ist ein Kämpfertyp, bis zum Schluss. Man hoffte, dass dies auf die Teamkollegen abfärbt. Diese Qualität besitzen nur wenige Spieler in dieser Ausgeprägtheit.»
Cleverness
«Als Spieler ist er enorm clever. Was simpel klingt, hatte aber eine grosse Auswirkung: Über all die Jahre wurde Büeli kaum je von grossen Verletzungen zurückgeworfen. Er weiss intuitiv immer genau, wie er sich auf dem Eis verhalten muss. An der Bande oder in Zweikämpfen. Schon als Junior agierte er so clever. Und ein Schlitzohr war er da auch. Schon damals konnte man sehen, dass ein grosser Spieler heranwächst.»
Andres Ambühl ist einzigartig. Wenn Triulzi über ihn redet, beschreibt er einen «Musterspieler», wie er ihn nennt. Und wie es laut ihm kaum mehr einen gibt und geben wird. Der Davoser ist sich immer selbst treu geblieben, «er hatte weder mit Trainern noch Klubs je Probleme», so der Spielerberater. Die Vertragsverhandlungen seien ebenfalls immer reibungslos abgelaufen, «er hatte nie utopische Lohnforderungen, sondern kannte seinen Wert genau».
Ambühls Hockeybegeisterung ist ungebrochen. Doch er habe laut Triulzi immer betont, dass er weiterspiele, solange er das Zeug für die erste oder zweite Sturmlinie habe. «Hinten rumzugurken, darauf hat er keine Lust.» Deshalb ist der HCD-Captain am Donnerstag von der blaugelben Hockey-Bühne abgetreten. Ein letzter rotweisser Auftritt aber dürfte mit der Schweizer Nati noch folgen.