Kontrolle über Fahrzeug verloren – Feuerwehrmann rettet Vater und Tochter (5) aus Lungerersee
Kommandant Sämi ist der Held!

Weil er die Kontrolle über das Fahrzeug verlor: Ein Mann (37) ist am Freitag mit seinem Auto in den Lungerersee gedonnert. Ebenfalls dabei: Seine Tochter (5). Feuerwehrkommandant Sämi Zumstein-Böbner fuhr per Zufall vorbei und zögerte keine Sekunde.
Publiziert: vor 36 Minuten
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Aktualisiert: vor 21 Minuten
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In Lungern OW ist am frühen Freitagabend ein Auto in den See gestürzt.
Foto: Kantonspolizei Obwalden

Darum gehts

  • Autofahrer verliert Kontrolle über Fahrzeug und stürzt in See
  • Feuerwehrmann ist per Zufall vor Ort und rettet Fahrer und Kind aus dem Wrack
  • Vater und Tochter erleiden keine Verletzungen, sind nur leicht unterkühlt.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Es wird langsam dunkel und in Lungern OW hat es schon mächtig geschneit, als Feuerwehrmann Sämi Zumstein-Böbner (48) am Freitag etwa gegen 17 Uhr sein Haus verlässt. Eigentlich muss der zweifache Familienvater zu einem Termin, doch dann fällt ihm in seiner Nachbarschaft etwas Ungewöhnliches auf: «Ich beobachtete, wie ein Auto von der Strasse abkam, den steilen Hang runterfuhr und in den Lungerersee stürzte», sagt der Kommandant der örtlichen Feuerwehr am Samstagmittag als Blick ihn kontaktiert.

Er fährt mit seinem Auto bis zur Unfallstelle vor und hält an. «Ich sah das Auto im Wasser treiben. Oben an der Strasse kamen auch schon zwei Passanten hinzu. Ich wies sie an, sofort die Polizei und die Feuerwehr zu alarmieren.»

Wie die Kantonspolizei Obwalden in der Nacht auf Samstag mitteilt, hat der Fahrer (37) aus noch ungeklärten Gründen die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und ist in den Lungerersee gestürzt. Mit im Auto: ein fünfjähriges Kind.

Rettung bei Minustemperaturen

Ohne zu zögern, macht sich der Feuerwehrmann – der seit 28 Jahren im Dienst ist – eigenhändig an die Rettung: «Ich spürte: Wenn ich jetzt nicht handle, bereue ich es mein Leben lang.»

Zumstein-Böbner zieht seine Schuhe und seine Jacke aus und rennt in Jeans und Hemd durch den zentimeterhohen Schnee bei Minustemperaturen los. «Wie kalt es ist, habe ich da nicht wahrgenommen. Ich hatte einen Adrenalinschub, bin einfach los.»

Der Feuerwehrmann steigt ins eiskalte Wasser und bewegt sich zum Auto hin, das rund fünfzehn Meter vom Ufer entfernt im Wasser treibt. «Ich rief, dass sie aussteigen sollen, aber es passierte nichts», sagt Zumstein-Böbner. «Doch dann ging das Beifahrer-Fenster auf und ein Mann hielt mir sein Kind – ein Mädchen – entgegen.»

Schnell will der Feuerwehrmann das Mädchen zu sich nehmen, doch dieses will sich zuerst nicht von seinem Papa trennen: «Ich musste es fast schon losreissen. Ich nahm es auf den Rücken und schwamm mit ihr zum Ufer. Dort warteten schon Anwohner und Passanten, die alle herbeigeeilt waren und helfen wollten.»

Die Helfer nehmen das Kind, Zumstein-Böbner schwimmt zurück zum Auto. «Dort erklärte mir der Fahrer dann, dass er nicht schwimmen kann. Also haben wir dann die paar Meter zurück ans Ufer gemeinsam genommen.»

Nicht verletzt, leicht unterkühlt

Doch bei der Rettung von Vater und Kind bleibt es nicht. Zumstein-Böbner eilt wieder ins Wasser um das Auto zu sicher. In seiner Hand: Ein Seil, das ein Nachbar bringt. «Eigentlich wollte ich dieses ans Rad festmachen, doch da fiel mir auf, dass das Hybrid-Auto weiter lief und die Räder sich drehten. Ich musste erst noch rein und das Auto ausschalten. Erst danach konnte ich das Seil am Rad befestigen.»

Mit vereinten Kräften sichern die anderen Helfer und er das Auto. Schliesslich läuft es voll Wasser und sackt ab.

Zeitgleich werden Vater und Kind von Anwohnern aufgenommen. «Sie haben das Kind dann wohl gleich in die Badewanne gestellt und dem Vater trockene Kleider gegeben», so Zumstein-Böbner. Wie die Kantonspolizei Obwalden mitteilt, sind die beiden nicht verletzt, nur leicht unterkühlt gewesen.

Glück im Unglück

Gemäss dem Feuerwehrkommandanten haben Vater und Kind enorm Glück gehabt: «Sie waren in einem modernen, gut verdichteten Auto unterwegs und hatten Auftrieb. So hatten wir genug Zeit, sie zu retten.» Wobei auch die Helfer laut ihm ein gewisses Risiko eingegangen sind. «Der Hang ist steil, war verschneit und es liegen darunter Steinblöcke. Wäre jemand da runtergerutscht, hätte das gefährlich werden können.»

Während Vater und Kind warm gepflegt werden, eilen auch schon die Feuerwehr Lungern, die Feuerwehr Sarnen sowie Ambulanz und Polizei herbei. «Sie machten sich mit vereinten Kräften daran, das Auto aus dem See zu bergen. Die Zusammenarbeit hat super funktioniert!», sagt Kommandant Zumstein-Böbner.

Er hingegen wechselt zu Hause noch kurz seine nasse Kleidung und rückt ebenfalls in Feuerwehr-Montur zum Unfallort, um bei der Bergung des Autos mitzuhelfen.

Zumstein-Böbner sagt: «Ich bin kein Held!» Er ist überzeugt: «Jeder wäre hineingesprungen und hätte versucht zu helfen!»

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