Darum gehts
- Im Lötschental bildet sich nach dem Gletscherabbruch ein See
- Bundesrat Rösti ist fassungslos und schockiert
- Armee ist auf dem Weg ins Katastrophengebiet
Am Mittwochabend informierten die Behörden über die dramatische Lage nach einem gewaltigen Gletscherabbruch, der das Dorf Blatten VS weitgehend verschüttet hat. An der Medienkonferenz in der Turnhalle im benachbarten Ferden nahmen auch die Bundesräte Albert Rösti (57) und Martin Pfister (61) teil.
Eröffnet wurde die Runde von Gemeindepräsident Matthias Bellwald mit emotionalen Worten: «Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen. Wir haben das Dorf verloren.» Er zeigte sich dankbar, dass alle Bewohner rechtzeitig evakuiert wurden, und betonte: «Wir alle zusammen machen das Menschenmögliche, damit wir Blatten wiederaufbauen können.» Trotz der Zerstörung gelte: «Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz.»
Droht dem Lötschental jetzt auch noch eine Überschwemmung?
Raphaël Mayoraz, Chef der Dienststelle für Naturgefahren, bestätigte das Ausmass: «Jetzt ist der Worst Case geschehen. Die drei Millionen Kubikmeter-Blöcke sind mit dem Gletscher heruntergekommen.» Ein solches Ereignis sei beispiellos in der Geschichte. Er warnte zudem vor einem neuen Risiko: Durch den Gletscherabbruch habe sich in der Lonza ein See gebildet, «der grösser und grösser wird». Das könne zu einer Überschwemmung führen.
Bundesrat Albert Rösti zeigte sich erschüttert: «Das Ereignis macht uns fassungslos und es schockiert, wenn man die Bilder gesehen hat.» Er versprach: «Im Verbund Gemeinde, Kanton, Bund werden wir hier die Zukunft wieder gestalten.» Nach den Geschehnissen am Mittwoch fasste Umweltminister Rösti letztlich zusammen: «Es wird viel Kraft und Arbeit bis zur Rückkehr brauchen.»
Betroffene werden durch Care Team betreut
Verteidigungsminister Martin Pfister ergänzte: «Die Armee ist unterwegs ins Lötschental.» Er würdigte die geleistete Arbeit: «Ich danke den Führungskräften, die zum Glück das Dorf rechtzeitig evakuiert haben.» Der Bund werde im Rahmen der Subsidiarität alles Notwendige beisteuern.
Staatsrat Stéphane Ganzer sprach von spontaner Hilfe anderer Kantone und stellte Mittel für den Wiederaufbau in Aussicht. In einer ersten Phase soll evaluiert werden, was Blatten benötigt. Abschliessend erklärte Informationschef Matthias Ebener, ein Care Team sei bereits im Einsatz für Betroffene. Bis zu einer Rückkehr der Blattnerinnen und Blattner wird es noch lange dauern.
Den Liveticker der Medienkonferenz kannst du hier nachlesen:
«Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen»
Der Blattner Gemeindepräsident Matthias Bellwald ist der Erste, der über das Naturereignis sprechen wird. Er wendet sich an die Bevölkerung des Dorfes. «Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen. Wir haben das Dorf verloren.» Er sei froh, dass alle Einwohner evakuiert werden konnten. «Wir alle zusammen machen das Menschenmögliche, damit wir Blatten wiederaufbauen können und das Dorf eine Zukunft hat», spricht er ihnen Mut zu.
Er appellierte an die Bevölkerung, sich dafür einzusetzen, dass das Dorf wieder aufgebaut werde und eine Zukunft habe. Das brauche aber viel Zeit und viel Unterstützung. «Ich bin sicher, dass wir viele Freunde haben werden, die uns dabei helfen, das Dorf aufzurichten und dass es nach einer langen Nacht wieder Morgen wird», fuhr der Gemeindepräsident fort.
«Es wird mehr eine Überschwemmung als ein Murgang»
Raphael Mayoraz hat die Frage nicht verstanden, ob die anderen Dörfer von einem möglichen Murgang bedroht sind. Bundesrat Rösti übersetzt für ihn. Mayoraz sagt anschliessend: «Es wird mehr eine Überschwemmung als ein Murgang.» Die anderen Dörfer seien nicht in Gefahr. Damit endet die Medienkonferenz.
Kanton stellt Mittel für Blatten bereit
Blatten werde in einer ersten Phase evaluieren, was es benötige, sagt jetzt Staatsrat Stephane Ganzer. In der zweiten Phase werden Mittel für das Lötschentaler Dorf freigegeben, erläutert er.
Care Team im Einsatz
Es gibt ein Care Team für die Personen, deren Häuser zerstört wurden, bestätigt Matthias Ebener vom Regionalen Führungsstab.
Pfister spricht kurz über Armeeeinsatz
Welche Einsätze wird die Armee leisten? Dazu kann Verteidigungsminister Martin Pfister noch nichts Genaues sagen. Es stünden aber weitere Verbände bereit, falls das aktuelle Kontingent nicht ausreiche.
Am Fluss Lonza hat sich ein kleiner See gebildet
Wie ist die Situation am Fluss Lonza? Raphael Mayoraz antwortet, dass ein kleiner See entstehe – «der grösser und grösser wird». «Das ist ein Risiko, das wir beobachten müssen. Es könnte einen Murgang geben.»
Frage zu vermisster Person
Jetzt dürfen die Medienvertreterinnen und Medienvertreter ihre Fragen stellen. Ein SRF-Journalist erkundigt sich nach der vermissten Person. Ebener antwortet: «Das ist korrekt.» Ob es sich um einen Einwohner handelt? «Dazu können wir nichts sagen.»
Gemeindeverantwortliche verlassen Medienrunde
Gemeinderätin und Gemeindepräsident verlassen die Medienrunde. Informationschef Matthias Ebener bittet um Verständnis. «Sie haben dringendere Angelegenheiten, um die sie sich kümmern müssen», teilt er mit.
Staatsrat Ganzer bedankt sich für Armee-Einsatz
Staatsrat Stephane Ganzer will «viel Kraft» mobilisieren. Er bedankt sich beim Bundesrat für die Hilfe durch die Armee. Man werde alle zur Verfügung stehende Mittel einsetzen. Jetzt seien grosse Anstrengungen nötig. Spontan hätten andere Kantone dem Wallis dabei Hilfe zugesagt.
Pfister: Armee ist unterwegs ins Lötschental
Bundesrat Martin Pfister erklärt, ein solches Ausmass hätte er nicht erwartet. Die Blattnerinnen und Blattner hätten ihr Hab und Gut verloren. Es sei nun an Gemeinde, Kanton und Bund ihnen wieder eine Perspektive im Lötschental zu eröffnen. Dazu werde der Bund ihm Rahmen der Subsidiarität sein Möglichstes beitragen.
«Wir sind hier, um Ihnen unsere Unterstützung und Wertschätzung zuzusichern.» Die Armee sei unterwegs ins Lötschental, schiebt der Verteidigungsminister nach. «Auch ich danke den Führungskräften, die zum Glück das Dorf rechtzeitig evakuiert haben und Schlimmeres verhindern konnten. Ich wünsche Ihnen viel Kraft in diesen Tagen.» Damit endet Pfisters Wortbeitrag.
Rösti: Keller-Sutter bedauert Situation
Es werde viel Kraft und Arbeit bis zur Rückkehr brauchen, fährt Rösti vor. Die Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter bedauere die Situation. «Im Verbund Gemeinde, Kanton, Bund werden wir hier die Zukunft wieder gestalten.» Er stellt einen raschen Beginn der Aufräumarbeiten in Aussicht. Als Nächstes spricht Bundesrat Martin Pfister.