«Im Worst Case wird Dorf, Strasse und Lonza verschüttet»
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Prekäre Lage in Blatten VS:«Im Worst Case verschüttet es Dorf, Strasse und Fluss»

300 Einwohner evakuiert
Ist Blatten VS das nächste Brienz GR?

Dramatische Lage in Blatten: Nach einem Felssturz und Murgang wurde das gesamte Dorf evakuiert. Die Behörden registrieren weitere Bewegungen am Berg und befürchten einen möglichen Bergsturz von enormem Ausmass.
Publiziert: 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 16:01 Uhr
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Blatten wird von einem Bergsturz bedroht.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Felssturz in Blatten VS löst Murgang aus
  • Geröllmassen fielen auf Birchgletscher
  • Eis-Stein-Mix bewegte sich Richtung Dorf
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Ist Blatten VS das nächste Brienz GR? Blatten VS musste evakuiert werden, nachdem ein Murgang durch einen Felssturz ausgelöst wurde. Zunächst war am Samstagabend nur ein Teil des Dorfes evakuiert worden, am Montag musste auch der Rest der Bewohner ihr Zuhause verlassen. Der Vorfall weckt Erinnerungen an das Bündner Bergdorf Brienz, wo sich die Bewohner mittlerweile mit dem Gedanken an eine Umsiedlung anfreunden müssen.

Wie geht es nun weiter? Blick klärt die wichtigsten Fragen.

Was ist passiert?

Alles begann in den frühen Abendstunden des vergangenen Mittwochs. Südlich der grössten Gemeinde des Lötschentals ereignete sich ein Murgang. Auf mehr als 3000 Meter Höhe kam es an der Ostflanke des Kleinen Nesthorns zu einem Felssturz. Eine gefährliche Kettenreaktion nahm ihren Lauf: Die Geröllmassen fielen auf den unter dem Kleinen Nesthorn befindlichen Birchgletscher. Teile der Eismassen mischten sich daraufhin mit den Felsbrocken. Der Eis-Stein-Mix bewegte sich in Form eines Murgangs in Richtung des 300-Einwohner-Dorfes.

Wie reagieren die Behörden?

Bereits am Samstagabend mussten 92 Einwohner und 16 Gäste aus einem Dorfteil evakuiert werden. Am Montag verkündeten die Zuständigen dann um 10 Uhr die Gesamtevakuation. Insgesamt leben in Blatten VS 303 Personen. Zwei Wanderwege wurden ebenso wie die Strasse zwischen Goppenstein und Blatten in beiden Richtungen bis auf weiteres gesperrt.

Die Evakuierten trudelten am Montag in Wiler an der Turnhalle ein. Dort soll geklärt werden, wo sie unterkommen. «Die Bevölkerung versteht sehr gut, dass es nötig ist», sagt Matthias Ebener vom Regionalen Führungsstab Lötschental zu Blick.

Wie ist die Situation am Berg?

Seit dem Vorfall stehen Berg und Geröllmassen nicht mehr still. Wie «Pomona» schreibt, löste sich auch am Montagmorgen noch Material. «Die Experten haben am Montagmorgen festgestellt, dass die Bewegung am Berg immer grösser wird», so Ebener.

Wie könnte es weitergehen?

Alban Brigger, Ingenieur bei der Dienststelle für Naturgefahren, macht deutlich, dass es sich beim Vorfall in Blatten nicht um eine Kleinigkeit handelt. «Das potenzielle Volumen eines möglichen Bergsturzes beträgt eine Million Kubikmeter», wird er vom «Walliser Boten» zitiert. Das entspricht mehr als 66'000 Lastwagen-Ladungen.

«Habe Kleider für eine Woche gepackt»
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Urs Schmid (71) aus Blatten VS:«Habe Kleider für eine Woche gepackt»

Das beste Szenario wäre laut Ebener, wenn der Berg in kleinen Tranchen wegbrechen würde. Im Worst-Case-Szenario würde das ganze Kleine Nesthorn wegbrechen. In diesem Fall würden der Fluss Lonza, die Talstrasse und Gebäude im Gemeindegebiet verschüttet werden.

Was geschah in Brienz?

Seit Jahren ist das Bündner Bergdorf von massiven Felsrutschungen bedroht. Ab 2023 spitzte sich die Situation massiv zu. Am 15. Juni 2023 stürzten 1,2 Millionen Kubikmeter Fels ins Tal – der Schuttstrom kam nur wenige Meter vor dem Dorf zum Stillstand. Die Brienzerinnen und Brienzer waren bereits im Mai evakuiert worden, im Juli 2023 kehrten sie zurück. Die letzte Evakuierung erfolgte im November 2024. Sie dauert bis heute an. Eine Rückkehr ist frühestens im Frühjahr 2025 möglich.

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